von Alexander Wurzer 12.02.2023 09:00 Uhr

30 Jahre Reaktivierung der Laurins Tafelrunde: Ein feierliches Jubiläum

Die katholische Bozner Oberschulverbindung „Laurins Tafelrunde“ hat am 6. Februar das 30-jährige Jubiläum ihrer Reaktivierung gefeiert. Die „Laurins Tafelrunde“ ist in ihrer 117-jährigen Geschichte bereits oft durch stürmische See gesegelt. Doch die Laurins Ritter mit ihren Prinzipien Amicitia (Lebensfreundschaft), Scientia (Wissenschaft), Religio (Religion) und Patria (Vaterland) haben allen Widerständen getrotzt – unter anderem auch dem Faschismus, der sogar Auslöser für eine Sistierung war.

Laurins Ritter während der Reaktivierungsfeier (Foto: Lorenz Wohlgemut)

Anlässlich ihres Jubiläums hat die „Laurins Tafelrunde“ am 6. Februar ins Batzenhäusl in Bozen geladen. In der prunkvollen Künstlerstube wurde gemeinsam gefeiert, in Erinnerungen geschwelgt und miteinander gesungen.

  • 1. Semesterprogramm nach der Reaktivierung 1993 (Foto: Christoph von Ach)

UnserTirol24 hat anlässlich des Jubiläums die Gelegenheit genutzt, um mit Lorenz Wohlgemuth v/o Halvar, der mit Justin Brachetti v/o Asterix federführend die Reaktivierung 1993 vorangetrieben hat, ein Interview zu führen.

  • Lorenz Wohlgemut v/o Halvar

UT24: Kannst du uns etwas über die Geschichte der "Laurins Tafelrunde" erzählen, einschließlich der Gründe für ihre Sistierungen während des Faschismus und 1976?

Lorenz Wohlgemut: Die KMV Laurins Tafelrunde Bozen wurde im Jahr 1906 gegründet. Damals gehörte Südtirol noch zu Österreich und im damaligen deutschen Sprachraum waren Studentenverbindungen an den Oberschulen und an den Universitäten weit verbreitet. Ziel und Zweck war es eigentlich, die Geselligkeit und die Zusammengehörigkeit an den Schulen zu fördern. Damals gab es noch kein Internet und kein Smartphone und auch die übrigen Freizeitmöglichkeiten waren begrenzt. Und natürlich wurden die Verbindungen von der schulischen Obrigkeit arg beäugt, denn was man nicht kontrollieren konnte, war damals nicht gern gesehen. Natürlich, das Tragen von Band und Deckel, die Probezeit als Fuchs und die Aufnahme als Bursch, sowie das Gelöbnis, ein Leben der Verbindung anzugehören, war damals etwas Geheimnisvolles und somit stieg auch der Reiz, dabei zu sein. Eigentlich florierte die Verbindung bis zum 1. Weltkrieg, danach gab es ein kurzes Intermezzo bis zum Jahre 1926. Das Verbot der deutschen Schule führte zu einem Verlust des „Keilbodens“ (Rekrutierungsmöglichkeiten). Nach dem 2. Weltkrieg dauert es eine gewisse Zeit bis wieder Schwung in das Verbindungsleben kam. Man konnte wieder an den österreichischen Hochschulen studieren und somit kamen viele Studenten in Kontakt mit dem Farbstudententum. Diese brachten damit verbundenes Wissen wieder nach Südtirol zurück, wo es eigentlich schon die Laurinia Brixen (1898), die Aquilea Meran (1899), die Laurins Tafelrunde Bozen (1906) und die Waltharia Meran (1907) gab: Diese mussten also nur mehr mit Leben gefüllt werden. Grob geschätzt wurden also um 1955 alle 4 genannten Verbindungen wieder reaktiviert und sie florierten bis Mitte der Siebziger Jahre. Von dahin bis Anfang 1980 kam eine neue Generation von Schülern und auch von Studenten. Viele hinterfragten alles und lehnten gewisse Strukturen ab. Man muss natürlich wissen, dass Studentenverbindungen in ihrer Struktur eher wertkonservativ sind. Für Außenstehende wirken wir eher archaisch, trotzdem brauchen wir eine gewisse Stabilität, sonst können wir nicht existieren. Ein Individuum, dass keine Grenzen mehr kennt und das erwartet, dass die Gesellschaft für alle und alles Sorgen soll, wird schnell an seine Grenzen kommen. Einer unserer Vorteile und leider auch unser Nachteil ist der Austausch der Generationen. In einer Oberschulverbindung tritt man mit der 1. Klasse Oberschule ein und bleibt dann aktiv bis zur Matura. Danach gehen viele studieren oder treten ins Berufsleben ein, sie sind somit als Alte Herren immer noch Teil der Verbindung, denn wir sind ja ein Lebensbund, aber ihr Lebensmittelpunkt tendiert mehr Richtung Studium und Beruf. Sie unterstützen daher die Aktiven moralisch und auch finanziell. Viele Verbindungen haben ein Vereinslokal und das muss auch finanziert werden. Somit kommt immer wieder frischer Sauerstoff (Aktive Mitglieder) in die Verbindung und sorgt auch für einen regen Austausch zwischen Jung und Alt. Der Nachteil natürlich ist, dass wenn der Nachwuchs fehlt, dann kippt dieses fragile System und es gibt keine Aktivitäten mehr. So geschehen bei der Laurins Tafelrunde Bozen um etwa 1976. Den anderen ist es nicht besser ergangen, am längsten schaffte es die Waltharia Meran, die fast bis 1990 aktiv war.

UT24: Welches war das Motiv für dich und Justin Brachetti v/o Asterix, die "Laurins Tafelrunde" wieder zu reaktivieren?

Lorenz Wohlgemut: Das gleiche, was bei der Reaktivierung 1956 passiert ist. Wir waren beide bei unserer Hochschulverbindung Austria Innsbruck aktiv und wollten eigentlich das dasselbe in Bozen machen. Der Unterschied zwischen einer Oberschulverbindung und einer Hochschulverbindung ist eigentlich nur der, dass die Aktiven an der Hochschulverbindung Erwachsene sind und die an der Oberschulverbindung Schüler ab 15 Jahren. Der Rest ist eigentlich identisch, der Ablauf der Veranstaltungen, die Gliederung in Füchse, Aktive Burschen und Alte Herren, der Comment, Band und Deckel, einfach alles. 1956 waren es auch nur 2 Personen, nämlich ein Südtiroler, der bei der Babenberg Graz aktiv war und ein ehemaliges Mitglied der Laurins Tafelrunde Bozen aus den zwanziger Jahren, der das Wissen und die Erinnerung (Burschenstrophe, Fuchsenstrophe, Bundeslied) hatte. Zusammen mit einige Devotionalien, die andere, ältere Bundesbrüder noch hatten, konnten sie durchstarten. Wir hatten 1993 auch nicht viel, eine Rolle Fuchsenband, einige Burschenbänder, ein Cerevies, 3 Fläuse, 1 Schläger und das berühmte Trinkhorn für die Receptionen. Aber was wir hatten, waren eine Menge Füchse, die vielleicht der Reiz des Verbotenen lockte oder auch nur die Neugier etwas Neues auszuprobieren. Denn wir waren und sind auch heute noch in gewisser Weise Exoten.

UT24: Wie verlief die Zusammenarbeit mit der Altherrenschaft bei der Reaktivierung und welche Rolle spielte die Patenverbindung Teutonia dabei?

Lorenz Wohlgemut: Unser Verhältnis zur damaligen Altherrenschaft, von denen eine große Menge wieder Interesse hatte mitzuarbeiten, war leider nicht immer friktionsfrei. Auf der einen Seite wir, die ungestüme Jugend und die auf der anderen Seite die alteingesessene Altherrenschaft. Aber das war nicht schlimm, das gehört zum Wesen einer Verbindung dazu. Es braucht diesen Austausch und auch diese Auseinandersetzungen. Das ist, wie vorhin schon erwähnt, der frische Sauerstoff, der die muffigen Vereinslokale durchflutet und für frische Luft sorgt. Denn auch Aktive werden älter und reicher an Lebenserfahrungen und somit gleichen sie sich in späteren Jahren auch der Altherrenschaft an. Was ich hier betonen möchte, ist, dass die Lebens- und Berufserfahrung der damaligen Altherrenschaft für unsere Verbindung ganz wichtig war, um das Projekt Bude in Angriff zu nehmen und somit der Laurins Tafelrunde Bozen ein Vereinslokal zu bescheren. Sicherlich war 1993 unsere Freundschaftsverbindung Teutonia Innsbruck sehr wichtig: Zum einen durch die gemeinsamen Veranstaltungen, denn dabei konnten unsere Füchse sehr viel lernen und zum anderen, dass wir am Anfang nicht auf uns allein gestellt waren. Als einzige aktive Schülerverbindung in Südtirol haben wir nicht immer einen leichten Stand.

 

Info: Wer Interesse hat, der Verbindung beizutreten, oder nähere Informationen erhalten will, kann sich gerne unter der Mail-Adresse Post@LaurinsTafelrunde.org an die Verbindung wenden.

 

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