von Alexander Wurzer 11.02.2023 09:30 Uhr

Der kränkste Patient ist das Gesundheitswesen selbst!

Die Nachricht hat diese Woche eingeschlagen wie eine Bombe: Die Ärztin Dr. Larissa Hofer aus Sulden möchte als Hausärztin nach Südtirol zurückkehren, die bürokratischen Auflagen sind aber zu hoch. Sie wird stattdessen ab April in Innsbruck als Hausärztin arbeiten. Der Fall Dr. Larissa Hofer ist aber kein Einzelfall – er steht exemplarisch für eine Situation, in der das Südtiroler Gesundheitswesen selbst der größte und schwierigste Patient ist.

Leeres Krankenhausbett

Südtirol stöhnt unter dem chronischen Ärztemangel. Zugegeben – dieses Problem betrifft nicht nur Südtirol, viele europäische Länder leiden unter diesem Phänomen. Es wäre aber zu kurz gegriffen, die aktuelle Situation damit zu rechtfertigen: „Den anderen geht es auch nicht besser.“

Den anderen geht es besser

Denn den anderen geht es besser. Einige Beispiele, die untermauern, dass die Lage in Südtirol viel prekärer ist, als der breiten Öffentlichkeit bekannt: Ein Hausarzt in Bozen betreut im Schnitt 1.539 Patienten. Nicht viel besser ergeht es den Kinderärzten in Bozen. Diese betreuen im Schnitt jeweils 1.364 Kinder. In Palermo kommen auf einen Hausarzt im Schnitt 1.135 Patienten, auf einen Kinderarzt 906 Kinder. Dies sind offizielle Zahlen, die die Organisation „Cittadinanzattiva“ am 19. Jänner dieses Jahres anhand von Daten des italienischen Gesundheitsministeriums präsentiert hat.

Wie der Fall Dr. Hofer aufzeigt, gäbe es durchaus Potenzial, durch Abbau des Bürokratismus und der Schaffung von Anreizen, Südtiroler Ärzte wieder nach Südtirol zurückzuholen und dem Ärztemangel aktiv gegenzusteuern. Leider agieren die zuständigen Verantwortungsträger in Politik und im Südtiroler Sanitätsbetrieb viel zu passiv. Statt der Ursache werden nur Symptome bekämpft – und diese Maßnahmen konterkarieren gar den ethnischen Proporz:  Dutzende Stellen, die der deutschen Volksgruppe zustehen, werden von Italienern besetzt. Dies führt zur kritischen Situation, dass viele Patienten deutscher Muttersprache ihre Diagnosen nicht verstehen und ärztliche Ratschläge aufgrund der Sprachbarriere nicht befolgen.

Statt umgehend Maßnahmen zu setzen, die Attraktivität der Ausübung des Berufes Arzt zu steigern und die Rückkehr von Ärzten zu erleichtern, scheint der Südtiroler Sanitätsbetrieb andere Prioritäten zu haben. Zum Beispiel den Menschen vorzuschreiben, was sie zu essen haben. Das Projekt Green Monday des Südtiroler Sanitätsbetriebes, welches vorsieht, dass in der Mensa des Bozner Krankenhauses an Montagen ausschließlich tierproduktfreie Speisen angeboten werden, ist nicht zu Unrecht von vielen Seiten stark kritisiert worden. Denn auf der einen Seite wird diese Maßnahme damit gerechtfertigt, dass der Verzehr nichttierischer Produkte klimaschonend sei, während auf der anderen Seite hiesige Betriebe bei Ausschreibungen für den Ankauf von Lebensmitteln leer ausgehen und von Null km-Produkten nicht die Rede sein kann.

Der Fall Dr. Larissa Hofer ist den Verantwortlichen hoffentlich Mahnung und dient als Anlass, dass sich etwas ändert. Denn das Südtiroler Gesundheitswesen ist auf dem besten Weg, an den eigenen Pathologien einzugehen.

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