von hz 25.01.2023 12:10 Uhr

„Gesundheitsversorgung gegen Autonomiestatut“

„Ist es einem Akademiker, der ein Medizinstudium positiv absolviert hat, nicht zumutbar, eine Fremdsprache innerhalb von fünf Jahren zu erlernen?!“, fragt sich Dr. Andreas Tutzer, Orthopäde und Mitglied im Hauptausschuss der „Süd-Tiroler Freiheit“ (STF). Die Sprachbarriere stelle kein wirkliches Hindernis dar, sondern sei nur Ausdruck von mangelndem Willen und fehlendem Respekt gegenüber der ansässigen Bevölkerung.

Dr. Andreas Tutzer, Hauptausschussmitglied der Süd-Tiroler Freiheit

Der Exponent der deutschen Ärztegewerkschaft, Ivano Simioni, hat seine Lösung zum Ärztemangel publik gemacht: Die Regelung, nach der italienische Ärzte innerhalb von fünf Jahren die deutsche Sprache lernen müssen, solle abgeschafft werden. Diese Regelung halte viele Ärzte davon ab, in Südtirol Fuß zu fassen. Laut dem Vertreter der italienischen Ärztegewerkschaft Bonsante solle aus demselben Grund das Niveau des Sprachdiploms von C1 auf B2 herabgesetzt und der Proporz am besten gleich mit abgeschafft werden.

„Wenn italienische Ärzte im deutschsprachigen Ausland ihren Arbeitsplatz finden, führt auch kein Weg am Erlernen der Sprache vorbei. So verpflichtet die Österreichische Ärztekammer ausländische Ärzte zum Ablegen einer Sprachprüfung auf dem Sprachniveau C1. Genauso regelt die Deutsche Ärztekammer die Voraussetzungen zur Ausübung des Arztberufes. Und trotz dieser Sprachhürde wächst die Zahl ausländischer Ärzte in Österreich und Deutschland jährlich um knapp 10 Prozent“, zeigt Dr. Tutzer auf.

„Perfide Wahl: Arzt oder Sprache“

„Das bestätigt“, so Dr. Tutzer, „dass die Sprachbarriere kein wirkliches Hindernis darstellt, sondern nur Ausdruck von mangelndem Willen und fehlendem Respekt gegenüber der ansässigen Bevölkerung ist. Das Recht auf Gesundheitsversorgung wird vorgeschoben, um einen Kampf gegen die Säulen der Autonomie anzuzetteln und die Bevölkerung vor die perfide Wahl zu stellen: Arzt oder Sprache!“

Dr. Tutzer gibt zu bedenken, dass mit dem Aufweichen der Sprachregelung ein Exempel für alle öffentlichen Bereiche statuiert werde: Beim Mangel an Busfahrern, Landesbeamten, Polizeibeamten, Pflegekräften, Postangestellten usw. wäre das gleiche Prinzip anwendbar. „Beim Aufschieben der Sprachprüfung bis zum Sankt Nimmerleinstag fehlt den Ärzten auch der letzte Anreiz zum Erlernen der Sprache. Eine scheinbar einfache Lösung würde der Autonomie schnell auf die Füße fallen, obwohl es genügend Alternativen zur Behebung des Ärztemangels gäbe“, gibt Dr. Tutzer zu bedenken.

Er weist auch auf einen weiteren Umstand hin: Im privaten Medizinsektor solle endlich für eine faire Regelung gesorgt werden. Bisher ist rein deutschsprachigen Zahnärzten das Arbeiten in Südtirol verboten, während rein italienischsprachige Zahnärzte vom Verbot nicht betroffen sind. „Das zeigt“, so Dr. Tutzer, „wie ehrlich die Landesregierung mit dem Thema umgeht. Es wird sich zeigen, ob der Landeshauptmann klein beigibt oder an seinem Grundsatz festhält, den er kürzlich bei einer Bürgerversammlung in Jenesien aussprach: ‚An den Grundsätzen der Autonomie wird nicht gerüttelt‘“.

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