Publikumsliebling verstorben

Dass es Hörbiger ungeachtet oder nicht zuletzt wegen ihrer glamourösen Familie nicht immer leicht hatte, machte sie in ihrer Autobiografie „Ich bin der Weiße Clown“ deutlich. Darin schilderte sie auch ihre Kindheit und Jugend, die nicht zuletzt von der Flucht nach Tirol gegen Ende des Zweiten Weltkriegs geprägt war. Auf Wunsch der Eltern machte Hörbiger zunächst eine Zuckerbäckerlehre, entschied sich dann aber 1955 doch für die Schauspielkarriere. Auf Drängen ihrer Mutter besuchte sie das Reinhardt-Seminar, das sie allerdings für die Dreharbeiten zum Film „Kronprinz Rudolfs letzte Liebe“, in dem sie Mary Vetsera spielte, abbrach.
Ihr Bühnendebüt feierte Hörbiger vor mehr als 60 Jahren, als sie 1959 als Recha in Lessings „Nathan der Weise“ am Burgtheater erstmals zu erleben war – was allerdings vernichtende Kritiken zur Folge hatte. So wechselte sie zwei Jahre später an die Städtischen Bühnen in Heidelberg. Über Salzburg, wo sie 1961 als Lottchen in Raimunds „Der Bauer als Millionär“ erstmals neben ihrer Mutter auf der Bühne stand, kehrte sie jedoch wieder ans Burgtheater zurück und spielte dort noch einmal die Rolle der Recha, diesmal allerdings mit großem Erfolg. Ab 1967 gehörte die Schauspielerin dem Ensemble des Schauspielhauses Zürich an.
Der große Durchbruch beim Publikum stellte sich allerdings erst in den 1980er-Jahren ein, als Christiane Hörbiger mit der legendären TV-Serie „Das Erbe der Guldenburgs“ breite Bekanntheit erlangte. Es folgten TV-Hits wie die Serie „Julia“ oder Nikolas Leytners Justizdrama „Die Geschworene“ sowie Paul Harathers Thriller „Die Gottesanbeterin“. Auch die Literaturverfilmung „Besuch der alten Dame“ brachte ihr viele Lorbeeren ein.
Und nicht zuletzt das Kino wurde aufmerksam auf die stets elegant auftretende Aktrice mit Wiener Damencharme. Glänzende Kritiken erhielt sie etwa für ihre Darstellung der Freya von Hepp in Helmut Dietls preisgekrönter Satire „Schtonk!“ über die gefälschten Hitler-Tagebücher. Weitere Filmerfolge waren „Tafelspitz“, „Lamorte“ und „Hunger“. Insgesamt umfasst Christiane Hörbigers Karriere rund 130 Film- und TV-Produktionen. Dafür wurde die 2004 zur Kammerschauspielerin Gekürte auch mit zahlreichen Preisen bedacht, etwa mit dem Bayerischen Fernsehpreis für ihr Lebenswerk, dem Adolf-Grimme-Preis oder 2018 mit der Goldenen Kamera für ihr Lebenswerk.
Große Anteilnahme
Entsprechend groß fiel auch die Anteilnahme auf die Todesnachricht aus. „Mit ihr verliert unser Land eine seiner beliebtesten und vielseitigsten Schauspielerinnen“, kondolierte etwa Bundespräsident Alexander Van der Bellen: „Die einprägsame Art, mit der sie ihre Rollen anlegte, wird Theater- und Filmbegeisterten stets in guter Erinnerung bleiben.“ Auch Kulturminister Werner Kogler (Grüne) zeigte sich via Twitter betroffen: „Mit Christiane Hörbiger ist eine wunderbare, große Schauspielerin gegangen. Sie hat auf der Bühne ebenso begeistert wie auf der Leinwand und wurde dafür von vielen Menschen bewundert und geliebt.“
Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) würdigte die Verstorbene in einer Stellungnahme ebenfalls: „Schon als Kind habe ich ihr großes Talent, sich in verschiedene Rollen hineinzuversetzen, bewundert. Christiane Hörbiger verstand es, nicht nur Millionen Menschen im Theater und auf der Leinwand zu begeistern, sie war auch eine Frau mit Haltung.“ Ähnlich zeigte sich ÖVP-Kultursprecherin Maria Großbauer betroffen: „Mit ihr geht eine Ära zu Ende. Sie hat uns gezeigt, was Schauspielkunst bedeutet und vermag. […] So eine wie sie gibt es nur ein Mal.“
„Mit Christiane Hörbiger verlieren wir eine Grand Dame der österreichischen Film- und Theaterszene, die ich auch persönlich sehr geschätzt habe“, reagierte auch Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). Wiens SPÖ-Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler würdigte Hörbiger als „eine der beliebtesten Schauspielerinnen Österreichs“. Sie habe sich in die Herzen eines Millionenpublikums gespielt und bleibe als Grande Dame des österreichischen Films in Erinnerung.
APA






