von hz 06.10.2022 08:01 Uhr

Alex Schwazer – Leben zwischen Triumph und Tragödie

Am Mittwochvormittag ist in Bozen die Autobiografie von Alex Schwazer vorgestellt worden. Es handelt sich um die Geschichte eines bewegten Lebens des Wipptalers – vom Olympiasieger zum Dopingsünder sowie um eine mysteriöse Kontrolle mit vielen Fragezeichen.

Im Bild von links nach rechts: Giulia Mancini - Managerin von Alex Schwazer - und Alex Schwazer - Foto: UT24/hz

Die Buchvorstellung fand in jenem Raum statt, wo der bekannte Südtiroler Geher Alex Schwazer bereits vor Jahren zur Pressekonferenz eingeladen hatte, als sein tiefer Fall begann. Im Damensalon im Parkhotel Laurin wurde die Autobiografie „Alex Schwazer – Das Ziel im Blick“ vorgestellt. Die Programmleiterin des Athesia-Tappeiner-Verlages, Sigrid Runggaldier, eröffnete die Veranstaltung und begrüßte die Anwesenden. Der Sportjournalist Luis Mahlknecht führte als Moderator durch den Vormittag.

Im Buch geht es um das bewegte (sportliche) Leben des Wipptalers Alex Schwazer. Es handelt sich um die deutschsprachige Version des bereits erschienenen Buches in italienischer Sprache „Dopo il traguardo“. Alex Schwazer ist froh und stolz, dass dieses Buch nun in seiner Muttersprache erschienen ist. Bei der Pressekonferenz sagt er, dass er sich die vergangenen Jahre so nicht ausgesucht hatte und sie nicht rückgängig machen könne. Es sei seinem Charakter geschuldet, dass die Dinge so passiert sind, wie sie eben passiert sind – auch sein Olympiasieg. Er gesteht ein, dass er durch seine Sturheit Fehler gemacht hat, welche ihm geschädigt haben. Für sein Leben habe er allerdings durch diese Fehler mehr gelernt als durch seine Siege.

Mahlknecht erwähnte, dass in dem Buch immer wieder das stetige Training von Schwazer erwähnt wird, sich dieses wie ein roter Faden durch die Autobiografie zieht. Schwazer sei in seinen Jugendjahren auch in anderen Sportarten talentiert gewesen, habe es allerdings bevorzugt, einem Individualsport nachzugehen, wo man selbst für den Erfolg verantwortlich ist. Er habe immer schon ein Profi werden wollen, so der Wipptaler.

Der tiefe Fall

Nach seiner ersten Dopingsperre wollte der Mann aus Kalch in der Gemeinde Ratschings bei der Olympiade in Rio de Janeiro wieder an den Start gehen. Kurz vorher ist dann eine weitere positive Dopingkontrolle von Schwazer bekannt geworden und sein Comeback stand plötzlich in den Sternen. „Das war völlig unerwartet und hat mich traurig gemacht“, sagt Schwazer. Ab diesem Zeitpunkt musste er sich stets für etwas rechtfertigen, das er laut seinen Angaben nicht getan hat. Deshalb hoffte er bis zuletzt auf einen Fehler im Labor. Schlussendlich verstand er, dass es sich um eine „gewollte Sache“ handelte.

Rückblickend sagt Schwazer, dass er für sein Comeback vielleicht mehr in Ruhe hätte arbeiten sollen, als alles „an die große Glocke zu hängen“. Doch damals war es für ihn wichtig, alles so transparent wie möglich durchzuführen und deshalb seien auch seine Türen jederzeit für Kontrollen offen gewesen. Auch die Zusammenarbeit mit dem Anti-Doping-Arzt und Prof. Donati sei laut Schwazer der richtige Schritt gewesen.

Letzte Chance in Rio

Auch wenn alle Vorzeichen für einen Olympiastart negativ waren nach dem Bekanntwerden des zweiten positiven Dopingergebnisses, Alex Schwazer reiste trotzdem nach Brasilien. Er habe bis dahin so viel trainiert, deshalb habe er auch nur den kleinsten Versuch für eine Teilnahme unternehmen müssen. Er war sich sicher, nichts Unregelmäßiges oder Verbotenes getan zu haben. Sein Anwalt Gerhard Brandstätter habe ihm die seiner Meinung nach aussichtslose Reise nach Rio abgeraten, doch Schwazer wollte auch nur ein Prozent der Hoffnung nicht unversucht lassen.

Brandstätter erklärte bei der Pressekonferenz in Bozen, dass Rio nicht die zuständige Instanz für ein Urteil über einen Olympiastart von Schwazer war. Dort würden nur Dopingfälle behandelt, die 14 Tage vor oder nach Olympia auftreten. Es wurde allerdings bestätigt, dass es sich bei dem Fall von Alex Schwazer um „Grauzonen“ handeln würde und dass es unklare Momente gebe. Trotzdem reichten diese Indizien nicht für einen Freispruch.

Wie geht es weiter?

„Ich habe schon so oft probiert, durch eine geschlossene Tür zu gehen. Erst wenn diese Tür offen ist, kann ich sagen, wie es weiter geht“, so Schwazer bei der Buchpräsentation in Bozen. Er will weiterhin im Sportbereich tätig bleiben und trainiert bereits seit sechs Jahren Hobbyläufer.
In den nächsten Monaten soll zudem eine Netflix-Serie erscheinen, in welcher der Fall Schwazer vorkommen wird. Beide Parteien kommen darin zu Wort.

Abschließend betonte Schwazer, dass er weiterhin mit allen Leuten reden werde, auch wenn er mit einigen Medien eigentlich nicht mehr reden sollte, findet er. Doch trotzdem sei es wichtig, auch andere Meinungen anzuhören, denn jeder habe das Recht auf seine eigene Meinung. Schwazer selbst versuche auch durch Argumente andere Leute zu überzeugen.

Das Cover-Bild des Buches – Athesia-Tappeiner Verlag

Alex Schwazer
Das Ziel im Blick
Mein Leben zwischen Triumph und Tragödie

224 Seiten
150 x 225 mm
25 €
ISBN 978-88-7073-994-7

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