Sorgen um steigende Lebenshaltungskosten in Südtirol

In der Tat wachse die Sorge, den gewohnten Lebensstandard in naher Zukunft herunterfahren zu müssen, schreibt das Arbeitsförderungsinstitut (AFI) in einer Aussendung. Mögliche Abhilfemaßnahmen: Als erste präventive Eindämmungsmaßnahme seien die Südtiroler bereit, ihre Ausgaben für Reisen, Freizeit im Allgemeinen sowie für Kleidung einzuschränken, aber auch das Auto weniger zu benutzen oder teurere Anschaffungen aufzuschieben.
Der Sonderteil der Sommerausgabe 2022 des AFI-Barometers ist dem Thema der steigenden Lebenshaltungskosten und den Auswirkungen auf Südtirols Arbeitnehmerschaft gewidmet. Die Interviewten wurden mit der Frage konfrontiert, auf welche Ausgabepositionen sie verzichten würden bzw. was sie bereit wären zu tun, um ihren gewohnten Lebensstandard beizubehalten. Jede Frage konnte mit ja oder nein beantwortet werden.
Mehr als ein Drittel der Südtiroler Arbeitnehmer rechnet mit einer Verschlechterung des Lebensstandards
Nach den Preissteigerungen der vergangenen Monate, welche die Inflationsrate mittlerweile auf 9,1 Prozent getrieben haben – und ganz zu schweigen von den hohen Strom- und Treibstoffpreisen, die sich sowohl bei Diesel als auch bei Benzin um die 2 Euro je Liter bewegen – ist es nicht verwunderlich, dass die Erwartungen der Südtiroler Arbeitnehmer im Hinblick auf ihren Lebensstandard nicht rosig sind. Mehr als ein Drittel (34 Prozent) der Befragten gab an, dass sie in den nächsten zwölf Monaten eine Verschlechterung erwarten. Sorgen machen sich besonders die Über-50-Jährigen: Diese Altersgruppe hat die pessimistischsten Aussichten für die unmittelbare Zukunft. 14 Prozent von ihnen erwarten sogar eine deutliche Verschlechterung ihres Lebensstandards.
Bild: Arbeitsförderungsinstitut
80 Prozent wollen in erster Linie beim Reisen einsparen
Um die steigenden Lebenshaltungskosten in den Griff zu bekommen, erklärten sich 80 Prozent der Befragten bereit, bei Reisen weniger Geld auszugeben. Das bedeutet nicht zwangsläufig, ganz auf Urlaub zu verzichten, sondern z.B. auch weniger lang wegzufahren oder günstigere bzw. bequemer erreichbare Reiseziele anzupeilen. Es folgen Einsparungen bei Haushaltsartikeln (79 Prozent) und Abonnements (76 Prozent), darunter auch solche für das Fitnessstudio oder das so genannte Pay-TV (Sky, Dazn, Netflix usw.). Die Kostendämpfung macht auch vor Freizeit (70 Prozent) und Kleidung (67 Prozent) nicht halt. Ebenso wollen die Befragten beim Energieverbrauch (48 Prozent) und Mobilitätskosten (43 Prozent) sparen.
Bild: Arbeitsförderungsinstitut
Was die Arbeitnehmer bereit sind zu tun, um ihren gewohnten Lebensstandard beizubehalten
Um den gewohnten Lebensstandard beizubehalten, ist ein großer Teil der Südtiroler Arbeitnehmer (75 Prozent) bereit, teure Anschaffungen aufzuschieben. 73 Prozent sind bereit, ihre Ausgaben für Freizeitaktivitäten zu kürzen. Ein Drittel der Befragten (36 Prozent) zieht in Erwägung, sich einen zweiten Job zu suchen, um ihr Einkommen aufzubessern, während dies ein Großteil (53 Prozent) durch Überstunden, die Forderung nach einer Gehaltserhöhung (40 Prozent) oder dem Wechsel in einen besser bezahlten Job (40 Prozent) erreichen möchte.
Bild: Arbeitsförderungsinstitut
Das sagt AFI-Direktor Stefan Perini
„Wir können noch nicht von einem Ausmaß an Besorgnis sprechen, das Südtirols Arbeitnehmer dazu veranlassen würde, ihren gewohnten Lebensstil zu ändern. Aber es ist auch unbestreitbar, dass angesichts der steigenden Lebenshaltungskosten die Warnstufe mittlerweile erreicht ist. Wie unsere Umfrageergebnisse zeigen, beginnen Südtirols Arbeitnehmer nun, bei den nicht unbedingt notwendigen Ausgaben den Gürtel enger zu schnallen. Es geht also vorerst um Verzicht, der nicht weh tut, sprich Kürzungen der Ausgaben für Reisen, Freizeit oder Bekleidung. Nur eine kleine Gruppe denkt daran, sich einen zweiten Job zu suchen oder gar einen Kredit aufzunehmen. Nicht zu unterschätzen ist allerdings, dass ein gutes Drittel der Befragten perspektivisch mit einer Verschlechterung ihres gewohnten Lebensstandards rechnet“.






