von red 25.02.2022 21:11 Uhr

Dr. Helmut Golowitsch ein 80er

Der langjährige, aus Oberösterreich stammende Südtirol-Freund Helmut Golowitsch feiert am heutigen Samstag in guter Gesundheit seinen runden Geburtstag. Aus aktuellem Anlass sei ihm von ganzem Herzen für sein ehrliches Engagement um unsere international garantierten Rechte und die wissenschaftlich äußerst wertvolle Aufarbeitung der Südtiroler Zeitgeschichte gedankt. Die UT24-Redaktion wünscht dem Jubilar weiterhin gute Gesundheit sowie frohe Schaffenskraft!

Helmut Golowitsch bei der Buchvorstellung

Dr. Golowitsch begann sein Studium für Publizistik und Volkskunde an der Wiener Universität und arbeitete als Mitglied des Bergisel-Bundes (Schutzgemeinschaft gegen die unter dem Faschismus begonnene Italianisierungspolitik Südtirols; Mitglieder waren u.a. Univ.-Prof. Dr. Reut-Nicolussi, Univ.-Prof. Dr. Gschnitzer, Wolfgang Pfaundler) zeitgleich als Sonderberichterstatter zum Südtirol-Problem für verschiedene Zeitungen. Dadurch wurde er persönlich mit Hans Dichand (Herausgeber der Kronen-Zeitung) bekannt und pflegte bis zu deren Tod Kontakte zu Dr. Bruno Kreisky (Außenminister 1959-1966 und Bundeskanzler 1970-1983 der Republik Österreich) sowie zu Eduard Wallnöfer (Landesrat und Landeshauptmann von Tirol 1963-1987).

Auch das „demokratische“ Italien behandelte das ihm im Pariser Friedensvertrag (1946) gegen das Selbstbestimmungsrecht erneut zugesprochene Südtirol wie eine Kolonie. Da 1961 bereits in einer der beiden italienischen Parlamentskammern ein Ausbürgerungs- und Vertreibungsgesetz für unliebsame Südtiroler beschlossen wurde, kam es zur sogenannten Feuernacht, in der vom Befreiungsausschuss Südtirol (BAS) an die 40 Hochspannungsmasten, über welche in Südtirol produzierter Strom nach Italien floss, gesprengt wurden. Rom reagierte mit brutaler Gewalt: Unbeteiligte Zivilisten wurden mit Genehmigung von Regierungsvertretern erschossen, Freiheitskämpfer eingesperrt und im Gefängnis so stark gefoltert, dass einige von ihnen an den Folgen starben. Obwohl fast jedermann von diesen menschenrechtswidrigen Verbrechen wusste, schwieg die Mehrheit aus Angst vor persönlichen Nachteilen. Nicht aber Helmut Golowitsch, der sich als 19-jähriger Student dem BAS selbstlos zur Verfügung stellte. Gemeinsam mit Kameraden wurde er im September 1961 in Trient verhaftet und musste die Hölle der italienischen Haft erleben. Damals schützte ihn seine österreichische Staatsbürgerschaft noch von Folterungen, auch wenn er über Tage und Nächte ohne Pause verhört und ihm vom Carabiniere Federico Marzollo wiederholt in das Gesicht geschlagen wurde. Seine einzigen Lichtblicke waren, dass er dort schwer gefolterte Südtiroler Freiheitskämpfer kennenlernte, von ihnen ihr Schicksal erfuhr und er eine bis heute haltende Freundschaft erfuhr. Seine ehemaligen Ansprechpartner Dr. Kreisky und Wallnöfer sorgten für die Finanzierung seiner Verteidigung. Auch erlernte er während seiner 2 ¼ Jahre dauernden Haft die italienische Sprache.

Links im Bild: Helmut Golowitsch am 10.09.1961

Nach Rückkehr in die Heimat und dem Studienabschluss trat er in den väterlichen Betrieb ein und bemühte sich um die wissenschaftliche Aufarbeitung der an Südtirolern und besonders an Freiheitskämpfern von der italienischen Politik, Justiz und Polizei begangenen schweren Verbrechen. Auch schonte er in keiner Weise das zum Teil gesetzeswidrige und gegenüber Italien unterwürfige Verhalten österreichischer Politiker und Behörden. Bei seiner Arbeit waren ihm neben seinem Fleiß, Intellekt und Glück besonders seine Liebe zu Tirol und die Freundschaft zu seinen ehemaligen Mitkämpfern sehr behilflich. Während der vergangenen Jahrzehnte veröffentlichte er neben unzähligen Publikationen mehrere Bücher von großem wissenschaftlichen Wert über die Südtiroler Zeitgeschichte. Genannt seien lediglich: „Kapitulation in Paris“, „Für die Heimat kein Opfer zu schwer“, die Trilogie: „Südtirol – Opfer für das westliche Bündnis; Südtirol – Opfer geheimer Parteipolitik; Südtirol – Opfer politischer Erpressung“ sowie „Repression. Wie Südtirol 1945/46 wieder unter das Joch gezwungen wurde“ und „Repression 1946 bis 1961 die Fortführung der Zwangsherrschaft in Südtirol“.

Die Stärke der Publikationen von Dr. Golowitsch liegt in der genauen Recherche, in der Suche nach Originalquellen und in den persönlichen Gesprächen mit Zeitzeugen, in vielfach in Faksimile gezeigten Dokumenten und Abbildungen sowie in seiner verständlichen Sprache. Mehrfach hat er erstmals Belege für bisher nicht oder falsch berichtete Ergebnisse öffentlich gemacht. Dafür verbringt er persönlich Wochen in öffentlichen Archiven, spricht mit den damals verantwortlichen Personen und scheut weder Ausgaben noch Zeit. Dies unterscheidet ihn von manchen, zum Teil ideologisierten oder bezahlten Historikern, welche ihn diffamieren, schneiden oder fälschlicherweise des „Abschreibens“ bezichtigen. Seine Kontrahenten haben seinem Werk nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen, und sie verschweigen, dass er der Verfasser der Grundsatzerklärung ehemaliger Freiheitskämpfer „Tirol: Gegen Faschismus und Nazismus“ ist. Nicht Eitelkeit oder Rache waren seine Motivation, sondern sein Wunsch, über die Vergangenheit in Wahrheit zu berichten.

Dem Jubilar weiterhin gute Gesundheit sowie frohe Schaffenskraft!

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