von at 27.01.2022 18:55 Uhr

Corona-Pandemie: Ein Ende in Sicht?

Einen interessanten Info-Abend hat die Gruppe Forum2050 am Mittwochabend veranstaltet. Im Rahmen der Online-Veranstaltung konnten sich die Zuhörer über die aktuelle Entwicklung der Corona-Pandemie informieren und anschließend Fragen stellen.

Dr. Franz Ploner und Dr. Martin Sprenger. Foto: Screenshot Zoom-Veranstaltung am 26.1.2022

Dr. Martin Sprenger, Allgemeinmediziner und seit über 20 Jahren Gesundheitsforscher und Leiter des Universitätslehrgangs Public Health an der MedUni Graz, hielt eingangs ein Impulsreferat, in welchem er die neuesten Erkenntnisse zusammenfasste. Moderiert wurde der Abend von Dr. Franz Ploner, Abgeordneter des Team K und ehemaliger ärztlicher Leiter am Krankenhaus Sterzing. Bereits vor rund einem Jahr haben beide Mediziner ein vielbeachtetes Interview geführt, in dem sie sich mitunter sehr kritisch zu den politischen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie geäußert haben.

Anhand eines Datenblattes veranschaulichte Dr. Sprenger die Verbreitung des Omikron-Virus in mehreren europäischen Ländern wie England, Dänemark, Belgien, Frankreich, Niederlande, Israel, Italien, Spanien, Portugal und Schweden. In den meisten Ländern habe die Omikron-Variante Delta bereits verdrängt. Bei den Krankenhausaufenthalten zeichne sich in allen Ländern ein Höhepunkt ab. Man könne deshalb davon ausgehen, dass sich die Situation einpendle bzw. eine Besserung eintreten wird. England und Dänemark, die bereits seit Längerem mit Omikron zu tun haben, befinden sich in dieser Statistik im unteren Bereich. Die Situation auf den Intensivstationen in England sei seit Monaten stabil. Man denkt in diesem Land deshalb darüber nach, die Maßnahmen zu lockern. Auch die Spitalsaufnahmen gehen bei allen Altersgruppen nach unten, so Dr. Sprenger, der darauf hinwies, dass die Wahrscheinlichkeit einer Spitalsaufnahme bei Omikron rund 40 bis 50 Prozent niedriger sei als bei Delta.

Bei einer Erkrankung mit der Delta-Variante komme einer von vier Patienten auf die Intensiv-Station, bei Omikron  sei es einer von zehn. Bei der Delta-Variante müssen etwa 20 Prozent der Intensiv-Patienten beatmet werden, bei Omikron nur zwei Prozent. „Das merkt man auch auf den Intensiv-Stationen“, so Dr. Sprenger und betonte, dass dies prinzipiell gute Nachrichten seien. Abschließend zitierte er Christopher j. L. Murray vom Institute for Health Metrics and Evaluation (IHME), der lange Zeit als „Pandemie-Warner“ galt, vor Kurzem jedoch folgendes Statement abgegeben hat: „Überraschenderweise belegen IHME-Modelle, dass die Übertragungsintensität von Omikron so hoch ist, dass in den nächsten Wochen politische Maßnahmen wie beispielsweise die zunehmende Verwendung Masken, die Erhöhung der Impfquote oder die Abgabe dritter Dosen den Verlauf der Omikron-Welle nur begrenzt beeinflussen.“ Weiters sei Murray der Ansicht, dass eine Ausweitung der SARS-CoV-2-Tests verstärkt zu Kollateralschäden führen würden, da dadurch mehr Personen von der Arbeit oder der Schule ausgeschlossen würden. Es sei jedoch unwahrscheinlich, dass sie den Verlauf der Omikron-Welle beeinflussen würden. Laut Murray wird Covid-19 zu einer weiteren wiederkehrenden Krankheit, die Gesundheitssysteme und Gesellschaften bewältigen müssten. Die Zahl der Todesopfer durch Omikron sei inzwischen in den meisten Ländern der nördlichen Hemisphäre auf dem Niveau einer schlechten Grippesaison.

Nun befinde man sich im Übergang von einer Pandemie zu einer Endemie, so Dr. Sprenger, der das „soziale Ende“ der Pandemie für spätestens Ostern 2022 vorhersagt. Zurzeit bereiten einige Länder wie Dänemark, Norwegen, Schweden, Spanien und England die Aufhebung der Beschränkungen vor. Weiters wird überlegt, das Testen von asymptomatischen Personen aufzugeben, die Quarantäne zu verkürzen bzw. zu beenden, die 2G-Regel zu überdenken und die Dashboards, mit denen das Infektionsgeschehen analysiert wird, zu modifizieren bzw. aufzugeben. Was die Folgen dieser Pandemie betrifft, blickt Dr. Sprenger pessimistisch in die Zukunft und meint, dass die Gesellschaft noch jahrelang mit den Auswirkungen zu kämpfen haben wird, beispielsweise auch mit den psychosozialen Folgen bei Kindern und Jugendlichen. Weiters stehe man vor massiven Unter- und Fehlversorgungen bei anderen Krankheiten. Nicht außer Acht lassen dürfe man das Problem des Vertrauensverlusts in die Behörden, in die Politik und in die Wissenschaft. Zudem habe man in Österreich mit einem massiven Personalmangel im Gesundheits- und Pflegebereich zu kämpfen. „Diesen irrationalen Umgang mit Infektionskrankheiten werden wir nicht mehr los“, gab sich Dr. Sprenger pessimistisch, betonte aber gleichzeitig, dass die Impfungen künftig wohl adaptiert und vor allem für Risikopersonen empfohlen werden.

Im Anschluss ging Dr. Sprenger auf die Fragen der Zuhörer ein. Die Aufzeichnung der Veranstaltung ist übrigens unter folgendem Link abrufbar.

Auch die nächste Info-Veranstaltung steht bereits: Am 3. Februar wird Dr. Hubert Messner, Kinderarzt und ehemaliger Chef der Neonatologie Bozen, einen Impuslvortrag zur Covid-Pandemie aus der Sicht der Kinder halten. Die Veranstaltung beginnt wieder um 20.00 Uhr und wird von Team K Chef Paul Köllensperger moderiert.

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  1. MartinB
    27.01.2022

    Wäre es möglich bald auch bei den Gesundheitsministeriums-Beratern solche distanziertere Betrachtungsweisen mit Interpretation am Puls der Entwicklungen in Europa und weltweit zu hören? Oder wollen sie mit höchstens zerstörerischer Wirkung ihren Fokus ewig auf eine statistische Prozentzahl und deren Verkleinerung richten? Für Afrika fällt nicht mal ein Sack Reis um, während hier Hysterie, Zorn, Züchtigungslust, Schadenfreude und soziale Distanz scheinbar immer neue Höhen erreichen.

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