von at 18.01.2022 07:23 Uhr

Strompreise: Innerhalb eines Jahres um 129 Prozent gestiegen

„Die Strompreise in Südtirol explodieren“, kritisiert der Verbraucherschutzverein Robin in seiner jüngsten Aussendung und fragt, wer wohl am meisten davon profitiert.

Symbolbild/Pixabay

Im Land des „weißen Goldes“ sei der Strom zu einem Luxusgut geworden, so der Verein. Laut der Regulierungsbehörde für Energie, Netze und Umwelt ARERA beträgt seit 1.1.2022 der Referenzpreis für den typischen Kunden (Jahresverbrauch 2.700 kWh, Anschluss 3 kW) 46,03 Cent je kWh, einschließlich aller Steuern. Dies ist der sogenannte Tarif für den geschützten Markt, auch Grundversorgungsdienst genannt, in welchem sich die meisten Kunden befinden. „Doch diese Bezeichnung ist angesichts der stolzen Preise eine übertriebene Beschönigung“, kritisiert Robin. Allein im ersten Trimester 2022 seien die Kosten gegenüber dem letzten Trimester 2021 um 55 Prozent explodiert: Vor einem Jahr kostete 1 kWh 20,06 Cent (Steigerung + 129 Prozent). Sollte sich am Strompreis nichts ändern, so hat der durchschnittliche Südtiroler Haushalt mit einem Verbrauch von 3.300 kWh mit Jahreskosten von über 1.500 Euro zu rechnen. Schuldzuweisungen an nationale und internationale Strompreistreiber würden vom eigentlichen Problem ablenken, nämlich dass die Marktwirtschaft beim Strom und bei der Energieversorgung versagt, so der Verbraucherschutzverein und nimmt als Vergleichsbeispiel Innsbruck. Dort werden auf dem freien Markt von den günstigen Innsbrucker Komunalbetrieben bei einem Jahresverbrauch von 3300 kWh Ökostrom zum aktuellen Strompreis 696 Euro, also 21,09 Cent/kWh, berechnet. In Wien (Ökostrom ausgenommen) bezahlt man beim Vertreiber Wien Energie 870 Euro, also 26,36 Cent/kWh (Quelle: Tarifkalkulator. E-Control, Preise ohne Neukundenrabatte).

 

Wer profitiert?

„Bei uns in Südtirol kommt auch noch eine völlig verfehlte Strompolitik hinzu. Die sogenannte Heimholung des Stroms durch das Land hat sich als trojanisches Pferd erwiesen. Um die Stromverbraucher schert sich fast niemand, ja sogar schon beschlossene (Wahl)-Versprechen, wie der Strombonus, werden, ohne mit der Wimper zu zucken, einfach weggefegt“, kritisiert Robin. Laut dem Strategiepapier „Energie-Südtirol 2050“ soll Südtirol nämlich zu einem „Klimaland im Herzen Europas“ werden. Doch die Strompolitik entpuppe sich für die Brieftaschen der Bürger als schwere Belastung. Dabei erzeuge Südtirol heute bereits weitaus mehr (Öko-)Strom als es verbraucht. Die explodierenden Strompreise würden Unsummen in die Kassen der hiesigen Stromerzeuger schwemmen, da diese keine höheren Kosten für Rohstoffe und CO2-Zertifikate haben. „Das Wasser, das aus den Bergen kommt, kostet Alperia und Co. gleich viel. Am Großhandelsmarkt jedoch werden ganz andere Preise erzielt als noch vor einem Jahr. Der Großhandelspreis (PUN) ist von Jänner bis Dezember 2021 um fast 400 Prozent gestiegen (von 61 auf 288 Euro/MWh der Wochendurchschnittspreis)“, so der Verein.

Was tun?

„Spätestens nach den nächsten Strom- und Gasrechnungen werden gar einige Kunden alle Hebel in Bewegung setzen, um sich vor der Preisexplosion zu schützen. Obwohl man dieser nicht so leicht entkommt, gibt es Chancen, die unerschwinglich teuren Energierechnungen zu senken. Dazu zählen: Stromspartricks und Anbieterwechsel, vielleicht gleich zu einem Ökostromanbieter. Doch aufgepasst! Auch vermeintlich verlockende Angebote sollten von unabhängiger Stelle gut geprüft werden. Doch dies sind nur defensive Verhaltensweisen. Das konsequente Wegschauen und Ablenken sowie das ‚Pakteln‘ mit der Stromlobby von Seiten der Landespolitik hat ins Schlamassel geführt, sie sollte die Südtiroler Stromabnehmer da wieder herausholen,“ fordert Walther Andreaus, Geschäftsführer des Verbraucherschutzvereins Robin.

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