von hm 19.08.2021 11:02 Uhr

Handel wartet noch auf den großen Aufschwung

Die Erholung der Südtiroler Wirtschaft hat zu einer Verbesserung des Geschäftsklimas in allen drei Sparten des Handels geführt: Einzelhandel, Großhandel, Kfz-Handel und Reparatur. Das bestätigte die Handelskammer in Bozen am Donnerstag. Die Unternehmen bewerten jedoch verschiedene Rahmenbedingungen weiterhin eher negativ, insbesondere was die Zahlungsmoral der Kunden betrifft.

Der Einzelhandel in Südtirol erholt sich nur langsam. (APA/Jäger)

Darüber hinaus unterscheiden sich die Ertragserwartungen zwischen den verschiedenen Branchen erheblich. Dies geht aus der Sommerumfrage des Wirtschaftsbarometers vom WIFO (Institut für Wirtschaftsforschung) der Handelskammer Bozen hervor.

Aufschwung im Großhandel

Am meisten Optimismus findet man im Großhandel, wo 60 Prozent der Unternehmen erwarten, dass der Umsatz heuer höher sein wird als 2020. In den Branchen „Holz und Baustoffe“, „Einrichtung und Haushaltsartikel“ und „Textil und Bekleidung“ ist das Geschäftsvolumen bereits ab März um mehr als 40 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass die Umsatzsteigerungen zum Teil auf den starken Anstieg der Preise für viele Waren, wie z. B. Baumaterialien, zurückzuführen sind.

Die Erwartungen der Unternehmen hinsichtlich der Ertragslage im laufenden Jahr sind ebenso positiv: 79 Prozent gehen von einem zufriedenstellenden Betriebsergebnis aus. Allerdings berichten die Unternehmen von einer weiterhin sinkenden Zahlungsmoral der Kunden und einer leichten Verschlechterung der Wettbewerbsfähigkeit aufgrund der steigenden Kosten.

Einzelhandel unzufrieden

Im Einzelhandel scheint das Geschäftsklima bescheidener zu sein, auch aufgrund der langsamen Erholung der touristischen Nächtigungen. Der Aufschwung des Umsatzes betrifft bisher nur die Südtiroler Kundschaft und auch die ersten vorläufigen Auswertungen des Sommerschlussverkaufs zeigen keine große Zufriedenheit bei den Kaufleuten. Darüber hinaus klagen die Einzelhändler über die steigenden Kosten und die verschärfte Wettbewerbslage.

Die Rentabilitätserwartungen für das Jahr 2021 sind in den einzelnen Branchen sehr unterschiedlich, ergab die WIFO-Erhebung. Fast die Hälfte der Einzelhandelsunternehmen in den Warenbereichen „Textil und Bekleidung“ sowie „Kosmetik- und Pharmaprodukte“ klagt immer noch über eine schlechte Ertragslage. Das Gleiche gilt für etwa ein Drittel der Unternehmen des Wanderhandels und des Fachhandels mit Lebensmitteln.

Unsicherheiten in der Kfz-Branche

Eine Verbesserung des Geschäftsklimas ist auch im Sektor „Kfz-Handel und -Reparatur“ zu beobachten, wo neun von zehn Unternehmen heuer von einem zufriedenstellenden Betriebsergebnis ausgehen. Auch hier sind die Unternehmen mit der Umsatzentwicklung zwar zufrieden, bewerten aber viele Rahmenbedingungen – wie die Kostenentwicklung, die Wettbewerbssituation, die Zahlungsmoral der Kunden und den Zugang zu Krediten – weiterhin negativ.

Verluste ausgleichen, Arbeitsplätze schaffen

„Der Handel arbeitet hart daran, die von der Pandemie verursachten Verluste auszugleichen. Der Rückkehr der Touristen, die Saisonschlussverkäufe und die Sehnsucht nach Normalität fördern einen moderaten Optimismus“, meinte etwa Federico Tibaldo, Präsident „Confesercenti Südtirol“.

„Wir wissen nicht, was der Herbst bringt, aber wir müssen die Probleme des Handels in all seinen Formen, einschließlich des Online-Handels, angehen. Es braucht Regeln, die den Wettbewerb und die Chancengleichheit gewährleisten und das Wachstum von Kleinst- und Kleinunternehmen ermöglichen“, bemerkte er zur WIFO-Erhebung.

Auch Philipp Moser vom Handels- und Dienstleistungsverband Südtirol (hds) bewertete die Ausgangslage für Südtirol: „Rund 7.700 Betriebe im Einzel- und Großhandel sind Leistungsträger vor Ort, die Wertschöpfung und Wohlstand für unseren Lebensraum generieren. Wir brauchen dieses Unternehmertum, auch um weiterhin Arbeitsplätze zu sichern und vor allem um neue zu schaffen.“

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