von hz 12.07.2021 18:03 Uhr

Reschenpass: Routinekontrolle endet mit Einlieferung ins Krankenhaus

Eine Fahrerin des Transportunternehmens Lechner Trans aus dem Vinschgau ist vor wenigen Wochen bei einer Grenzkontrolle zusammengebrochen. Dies sei laut dem Unternehmenschef der vorläufige Tiefpunkt verschiedener Episoden, welche sich zwischen den Ordnungshütern und seinen Mitarbeitern am Reschenpass abgespielt haben.

Bild links: privat; Symbolbild rechts: Bild von Free-Photos auf Pixabay

Dennis Lechner erwähnt gegenüber UT24, dass es lange schon ein offenes Geheimnis sei, dass seine LKW besonders gründlich und häufig am Reschenpass kontrolliert und nicht zuletzt die Fahrer schikaniert werden. Schuld daran soll ein Beamter sein, welcher mehr private Probleme mit dem Transportunternehmer habe, als sich auf die sachliche Kontrolle der Fahrzeuge zu konzentrieren.

Der Zwischenfall mit der Beifahrerin

Erst kürzlich eskalierte eine angebliche Routinekontrolle (gegen 22.15 Uhr; Angabe der Polizei) am Reschenpass so sehr, dass eine Fahrerin der Firma zusammenbrach und regungslos zu Boden stürzte, so die Aussagen des Unternehmers. Laut Angaben der Landespolizeidirektion Tirol wurden beim 32-jährigen Lenker und seiner 30-jährigen Beifahrerin, die als Zweitfahrerin mitfuhr, diverse verwaltungsrechtliche Tatbestände festgestellt. Während der Kontrolle soll der Lenker sehr aufgebracht gewesen sein und um kurz nach Mitternacht habe sich seine Beifahrerin ca. zwei Meter von der Sattelzugmaschine entfernt rücklings auf den Boden gelegen.

Die Ansichten gehen auseinander

Was sich dann abspielte, schildert Lechner gegenüber UT24 folgendermaßen: „Glücklicherweise wurde zur gleichen Zeit ein weiterer LKW der Firma kontrolliert, sodass die Lenker dieses LKW erste Hilfe leisten konnten. Eine Kollegin verabreichte der zusammengebrochenen Fahrerin geistesgegenwärtig Nitroglycerin-Kapseln, um dem möglichen Herzinfarkt bzw. Angina-Pectoris-Anfall entgegenzuwirken und kontrollierte laufend den Puls und den Blutdruck der Zusammengebrochenen. Die Frau lag fast eine halbe Stunde regungslos auf dem Boden bis der Krankenwagen eintraf und es war nicht klar, ob sie diesen Vorfall überlebt. Die Beamten der Kontrollstelle standen nur herum, ohne helfend einzuschreiten. Die dramatische Situation wurde zur Gänze mit Video aufgenommen und kann der Behörde auch vorgelegt werden.“

Die Beamten der Tiroler Polizei sehen den Vorfall ein wenig anders und schildern ihn auf Anfrage von UT24 wie folgt: „Aufgrund des, dem Anschein nach, medizinischen Notfalles leitete der amtshandelnde Beamte umgehend die Verständigung der Rettung über die Landesleitzentrale in die Wege und informierte weiters noch per Handy den Gemeindearzt von Nauders. Da ein eventueller Herzinfarkt nicht ausgeschlossen werden konnte, wurde von den Beamten zusätzlich noch die Nachalarmierung des Notarztes veranlasst. Die eintreffenden Rettungssanitäter (Eintreffen 00.13 Uhr) als auch der Gemeindearzt führten die notwendige Erstversorgung durch, wobei laut deren Angaben alle relevanten Werte bei der Untersuchung vor Ort in Ordnung waren. Aus Sicherheitsgründen wurde die Frau jedoch zur weiteren Abklärung mit der Rettung ins Krankenhaus Zams eingeliefert und dort stationär aufgenommen.“

Die Frau musste letztlich bereits völlig unterkühlt mit dem Krankenwagen ins nächstgelegene Krankenhaus gebracht werden, sagt Lechner. Laut Angaben der Landespolizeidirektion Tirol konnte die Frau das Krankenhaus bereits am selben Tag wieder verlassen. Die 30-jährige Lenkerin sei tags darauf am Abend bereits wieder mit dem 32-jährigen Lenker als Zweifahrerbesatzung auf derselben Strecke mit dem LKW unterwegs gewesen. Beide Personen wurden wegen der festgestellten Verwaltungsübertretungen an die Bezirkshauptmannschaft Landeck angezeigt, berichtet die LPD Tirol auf Nachfrage von UT24.

„Mehrfach wurde den Fahrern angeraten, sie sollen doch die Firma wechseln“

„Unter Androhung von Gewalt, Beschlagnahmung von Wertgegenständen, Leibesvisitationen usw. werden unsere Fahrer eingeschüchtert und diskriminiert. Mehrfach wurde den Fahrern von Seiten des Polizisten angeraten, sie sollen doch die Firma wechseln um zukünftig keine Probleme mehr bei den Kontrollen zu haben!“, sagt Lechner.

Der Unternehmer erzählt, dass sein Unternehmen im Laufe eines Jahres 100e Male am Reschen kontrolliert werde, während im restlichen Europa nur rund 30-40 Kontrollen auf seine Fahrzeuge fallen.

Kontakt mit Anwalt wurde aufgenommen

Der Unternehmenschef habe bereits mit einem Anwalt gesprochen und wird Beschwerde einreichen. Auch mit der BH und der Polizei in Landeck sei früher schon Kontakt aufgenommen worden, um die Lösung des Problems mit speziell einem Beamten an einem runden Tisch zu finden. Dieser Versuch scheiterte aber laut Lechner daran, dass der Beamte eine „Sonderbehandlung“ des Unternehmens in Abrede stellte und sich damit verantwortete, die Kontrollen im Rahmen der Gesetze, so wie bei allen anderen Unternehmen, durchzuführen. Nachdem eklatante Fehlleistungen nicht erwiesen werden konnten, erklärte die übergeordnete Behörde, dass Verkehrskontrollen aus Gründen der Verkehrssicherheit nicht nur möglich, sondern gesetzlich sogar gefordert sind.

„Dass Kontrollen aber so durchgeführt werden, dass Fahrer und Fahrerinnen derart behandelt werden, dass damit Gefahr für Gesundheit und Leben verbunden ist, darf bezweifelt werden“, so Lechner.

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