Die Invasion der Blutsauger

„Um die Vermehrung der Tigermücke während der warmen Jahreszeit einzuschränken, müssen wir bereits jetzt mit regelmäßiger, gezielter Vorsorge beginnen, das heißt in erster Linie, kleine Wasseransammlungen zu vermeiden“, unterstrich Umweltlandesrat Giuliano Vettorato am Donnerstag.
Nur so sei es möglich, die Mückenbelästigung im Spätsommer einzudämmen und gleichzeitig auch das Risiko einer eventuellen Übertragung von Arboviren durch einen Gelsenstich zu verringern.
„Milliarden von Tigermücken“
Die Tigermücke legt ihre Eier in unmittelbarer Nähe von Wasseransammlungen ab. Nach dem Schlüpfen bewegen sich die Larven ins Wasser, wo sie sich über verschiedene Stadien hinweg zum ausgewachsenen Blutsauger entwickeln.
„Es geht also in erster Linie darum, mögliche Brutstellen zu beseitigen und die Entwicklung der Larven zu erwachsenen, stechenden Tigermücken im Frühjahr möglichst umfassend zu unterbinden“, befand Alberta Stenico, Direktorin des Biologischen Labors der Landesumweltagentur. „Denn aus einer einzigen Tigermücke, die im Frühjahr ausschlüpft, können im Laufe der Sommermonate Milliarden von Tigermücken entstehen.“
Vom Untervinschgau bis ins Eisacktal
Das Biologische Labor hat eine Übersichtskarte der besonders von der Asiatischen Tigermücke betroffenen Gemeinden Südtirols ausgearbeitet. „Daraus geht hervor, dass vom Burggrafenamt bis ins Unterland bis auf etwa 600 Meter Meereshöhe im Hoch- und Spätsommer ein hohes bis sehr hohes Risiko einer Tigermückenbesiedelung besteht. Im unteren Vinschgau, im Passeier und im Eisacktal gilt hingegen bis 700 Meter Meereshöhe ein mittleres bis hohes Risiko“, erklärte Filippo Cassina, Gelsenexperte im Biologischen Labor.
Steigender Trend
Die Untersuchungsergebnisse des Monitorings 2020 reihen sich in den steigenden Trend der Populationen in Südtirol ein. „Die nachgewiesene Anzahl an Eiern erreichte im Spätsommer 2020 den Rekordwert seit Beginn der Untersuchungen 2013“, bestätigte Edith Bucher, Biologin des Labors.
Im Gebiet von Unterland, Überetsch und Burggrafenamt war die Tigermücke gleichmäßig verbreitet. Der Nachweis von Tigermoskito-Eiern in den Gemeinden längs des Eisacktales dagegen stieg in den letzten Jahren kontinuierlich an.
Leitlinien zur Bekämpfung
Die zukünftigen Leitlinien für die umfassende Bekämpfung der Tigermücke in Südtirol standen im Mittelpunkt des Expertentreffens der „Arbeitsgruppe Prävention Tigermücke“. Unter der Leitung von Labor-Direktorin Stenico trafen dazu Vertreter des Landes, des Südtiroler Gesundheitsbetriebes, des Landestierärztlichen Dienstes und der Gemeinden Bozen und Meran zusammen.
„Die Leitlinien, die sich in Ausarbeitung befinden, richten sich an die Gemeinden und enthalten wichtige Informationen für die Planung und Durchführung einer umfassenden Tigermückenbekämpfung“, betonte Stenico.
Der italienische Plan für Vorsorge, Überwachung und Bekämpfung von Arbovirosen sehe nämlich vor, dass sich die Gemeinden um das Gelsenproblem kümmern und einen Strategieplan für den Fall einer Arbovirose-Erkrankung wie des Dengue- oder Chikungunya-Fiebers erstellen müssen, um die potenzielle Ausbreitung einer Epidemie von vornherein zu unterbinden.
Kampagne „Kein Wasser, keine Mücken!“
Die Landesregierung ruft die Gemeinden und Bürger daher auch dieses Jahr wieder dazu auf, von Mai bis Oktober jegliche Wasseransammlungen im Freien zu vermeiden und – wo nicht anders möglich – durch geeignete Maßnahmen die Vermehrung der Asiatischen Tigermücke gezielt einzuschränken.
(LPA/UT24)






