von hm 26.04.2021 12:34 Uhr

Ötzi muss bald umziehen

Die Ergebnisse einer Standortanalyse über die Verlegung des neuen Archäologiemuseums sind am Montag in Bozen Landeshauptmann Arno Kompatscher, Bürgermeister Renzo Caramaschi und Vize-Bürgermeister Luis Walcher vorgestellt worden. Demnach eignet sich das Enel-Areal nahe der Drususbrücke am besten als neuer Museumsstandort. Nun muss die Landesregierung entscheiden.

Die Gletschermumie Ötzi sucht ein neues Zuhause. (Archiv/APA/dpa)

Das Südtiroler Archäologiemuseum in der Bozner Museumstraße wurde im Jahr 1998 eröffnet. Das Land Südtirol hatte das ehemalige Gebäude der Italienischen Nationalbank umgebaut, um den „Mann aus dem Eis“ und seine Beifunde der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Das Interesse an „Ötzi“ ist seitdem ungebrochen. Das Museum zählt jährlich 300.000 Besuchende aus aller Welt.

Allerdings sind die Räumlichkeiten begrenzt, so dass ein Ausbau derzeit ausgeschlossen ist und bereits die Dauerausstellung der Südtiroler Geschichte von der Alt- und Mittelsteinzeit bis zur Karolingerzeit keinen Platz mehr findet. Zudem lässt es der Altbaubestand kaum zu, die technische Ausstattung auf internationale Standards zu heben. Aus diesem Grund hat das Land Südtirol eine breite Suche nach dem bestmöglichen Museumsstandort eingeleitet.

Das von der Landesregierung mit dem Verfahren beauftragte Unternehmen Sinloc im zeitweiligen Zusammenschluss mit dem Architekturbüro „Weber + Winterle“ erläuterte dabei im Detail auch die komplexe Auswertung, das acht Monate in Anspruch genommen hat.

Die Standort-Kandidaten

Unter die Lupe genommen wurden zehn Standorte, für einen Teil davon lagen auch Projektvorschläge oder Projektideen vor. Fünf davon wurden als mögliche Standorte eingestuft. Auf der Grundlage des umfassenden Bewertungsverfahrens sind dies der ehemalige Enel-Sitz in der Dantestraße nahe der Drususbrücke, das Gefängnisareal in der Dantestraße, das ehemalige Ina-Gebäude an der Ecke Museum- und Rosministraße, der Virgl und der Sparkassen-Hauptsitz.

Die meisten Punkte für das ehemalige Enel-Gelände

Die Standortanalyse reiht das ehemalige Enel-Gelände zwischen Dante- und Marconistraße mit 83,3 von hundert möglichen Punkten als ersten. Sichtbarkeit, Erreichbarkeit, Lage und Entwicklungsmöglichkeiten sind die wichtigsten Faktoren, die diesen Standort auszeichnen, der auch wegen seiner Nähe zu anderen Kultureinrichtungen punktet. „Längs der Talfer könnte sich eine Kultur- und Wissenschaftsmeile entwickeln“, heißt es in der Analyse.

Als wichtigen Pluspunkt werten die Standortprüfer die große Fläche des Grundstücks, die gestalterischen Freiraum biete. Entwicklungsspielräume ergäben sich zudem aus der Nähe zum Gefängnisareal, das nach dem Bau der neuen Haftanstalt im Süden Bozens frei werde und sich im Besitz der öffentlichen Hand befinde.

Projekt Virgl vom Tisch?

Viele Vorteile aus städtebaulicher Sicht werden einem Museumsstandort am Bozner Hausberg Virgl (68,6) zugeschrieben. Architektonische Möglichkeiten, eine relativ freie Raumnutzung und die große Sichtbarkeit sprechen laut Analyse für den Standort, während die Lage außerhalb des historischen Zentrums und die Entfernung zu anderen Museumsstandorten gegen eine Verlegung des Museumssitzes sprechen. Der Standort Virgl würde dennoch einen neuen Attraktionspunkt außerhalb der städtischen Viertel schaffen.

Die Landesregierung entscheidet

Landeshauptmann und Museumslandesrat Arno Kompatscher wird die nun fertiggestellte Standortanalyse der Landesregierung vorlegen. Diese werde sich voraussichtlich schon Anfang Mai mit dem Thema befassen und nach nochmaliger Beratung mit den Vertretern der Stadtgemeinde über die weiteren Verfahrensschritte befinden.

Bozens Bürgermeister Renzo Caramaschi verweist darauf, dass Analyse ein umfassendes Beteiligungsverfahren vorangegangen sei: „Neben der Bewertung nach Kriterien gab es auch einen breiten Beteiligungsdialog mit über 30 Vertretenden von Interessensgruppen. Dabei wurden die Bürgerschaft, die Kreativszene, die Welt der Wissenschaft und Forschung, die Wirtschaftssektoren Handel, Gastgewerbe und Tourismus angehört.“

Zudem wurden tausend Museumsbesucher befragt und analoge Fallstudien aus Museen in aller Welt miteinbezogen. Gemeinsam mit Vizebürgermeister Luis Walcher werde er nun den Stadtrat über die Ergebnisse informieren.

Die wichtigsten Kriterien

Bei der Bewertung der Lage spielte die die Nähe zur Altstadt und zu anderen Bildungs- und Kultureinrichtungen ebenso eine Rolle wie die stärkere Vernetzung von Stadtteilen. Was die Erreichbarkeit und Zugänglichkeit angeht, so wurden die Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln, Nähe zum Bahnhof, zum Radwegenetz und zu Parkplätzen bewertet, die keine zusätzlichen Kosten mit sich bringen.

Was die Größe anbelangt, wurden die Fläche und die Bebauungsmöglichkeiten im Zusammenhang mit den Bedürfnissen des Museums herangezogen. Für die zeitliche Umsetzung waren hingegen eine einfache Umsetzung und möglichst einfache Verfahren ohne große Einschränkungen und zeitliche Berechenbarkeit ausschlaggebend.

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