von su 21.02.2021 11:44 Uhr

Tourismus am Boden zerstört – schafft er Neubeginn?

Immer dann, wenn in den vergangenen Jahren die statistischen Jahres-Daten für den Tourismus präsentiert wurden, haben sich die Verantwortlichen schulterklopfend beweihräuchert. Kein Wunder, denn ein Rekord wurde im Folgejahr nochmals übertrumpft. Das blieb dieses Jahr nicht nur aus, sondern es scheint, als ob es niemanden gäbe, der dazu etwas zu sagen habe.

Team im "Terra" im Sarntal. (Bild: UT24/Privat)

Der Rückgang der touristischen Nächtigungen in Südtirol ist ein nie dagewesener. Auf das gesamte Jahr 2020 berechnet liegt das Minus bei 36 Prozent. Allein im Dezember fehlen 95 Prozent.

Um dieses Desaster, welches die gesamte Wirtschaft Südtirols ins Wanken bringt, scheint sich Stillschweigen auszubreiten. Gisela Schneider vom Sterne-Restaurant „Terra“ im Sarntal wundert sich darüber, dass es von Seiten der Politik keine Reaktion auf diese vernichtenden Zahlen gibt. Im Gegenteil, sagt die Gastwirtin: „immer wieder wird der Tourismus diskriminiert, obwohl diese Zahlen den Einfluss auf das Infektions-Geschehen eindeutig widerlegen“.

Wird Virus oder Hotellerie bekämpft

Weder der Hotelier- und Gastwirte-Verband (HGV) noch die Politik würden diese Zahlen publik machen bzw. treten in Aktion, kritisiert Schneider.

„Selbst Oppositionsvertreter unterstützen diese Diskriminierung. Peter Faistnauer vom Team K hat sich im Landtag darüber beschwert bzw. sogar eine Anfrage eingebracht, weil ein Hotel 70 Skilehrer im Rahmen einer Weiterbildung eine Woche lang untergebracht hat“, blickt Schneider zurück. Dies wäre zwar rechtlich in Ordnung, aber ethisch nicht vertretbar, findet Faistnauer. Es stelle sich die Frage, ob diese politischen Vertreter wirklich noch das Virus bekämpfen oder wohl eher eine Branche mutwillig zerstören wollen, so Schneider. „Ich finde es ethisch nicht vertretbar, wenn sich Politiker über das bisschen ‚Tourismus‘ noch aufregen und mit Pauschalverurteilungen arbeiten anstelle das Virus bekämpfen zu wollen“, findet Schneider.

Unternehmerin Gisela Schneider, “Terra” Sarntal (Bild: UT24/Privat)

Allein im Dezember 2,18 Millionen Nächtigungen verloren

Auf die wirtschaftliche Seite angesprochen, rechnet Schneider unmissverständlich vor: „Wir haben alleine für Dezember 2,18 Millionen Nächtigungen verloren. Der gesamte Sektor wurde von der Politik mit Reisebeschränkungen und/oder Berufsverboten geschlossen ohne dies mit wissenschaftlichen Gutachten begründen zu können“.

Mit diesen Aktionen seien nicht nur Nächtigungen, sondern auch entsprechend viel Steuergeld verloren gegangen, ist Schneider überzeugt. „Und hier muss die Politik zur Verantwortung gezogen werden. Wenn ich in meinem Betrieb monatelang nicht arbeiten darf, dann streiche ich notgedrungen auch meinen Unternehmerlohn“, gibt sich Schneider pragmatisch. Denn Ziel sei es mit dem Betrieb langfristig zu überleben. Dies müsse, so Schneider, auch für die Politik gelten. Wenn Steuergelder aufgrund von Lockdowns gestrichen würden, so müsse jeder seinen Preis dafür bezahlen, auch die Politiker. „Wenn wir also schon von Ethik sprechen, dann bitte in allen Bereichen“, fasst Schneider zusammen.

Wo bleibt die Chancengleichheit

Eigentlich dachte ich, sinniert Schneider, das mit der Diskriminierung in Politik und Gesellschaft hatten wir schon mal und hätten aus den Fehlern der Geschichte gelernt. „Aber im Moment habe ich echt nicht das Gefühl, dass dem so ist. Mir kann niemand erzählen, dass die Hygienekonzepte der Hotels, Restaurants und Schulen schlechter seien, als jene der Büros, Lebensmittelgeschäfte, Industrie- oder Handwerksbetriebe. Warum dürfen manche Branchen mit freiwilligen Tests weiterarbeiten und anderen Wirtschaftsbereichen wird diese Möglichkeit zum Weiterarbeiten mit freiwilligen Tests nicht gestattet? Warum haben wir Eltern den freiwilligen Tests für unsere Kinder zugestimmt und dennoch sind die Schulen schon wieder geschlossen, fragt sich die quirlige Unternehmerin.

„Wo bleibt hier die Chancengleichheit zwischen verschiedenen Berufs- und Gesellschaftsgruppen. Wo bleibt die Verhältnismäßigkeit?“ fragt sich Schneider. Bei den Corona-Strafen von dieser Woche sei berichtet worden, erzählt Schneider, dass mehrere Eltern jetzt einen Strafbescheid von Euro 400 erwarten, da sich ihre minderjährigen Kinder mit Freunden getroffen haben. „Über Betriebskontrollen in den bevorteilten Branchen, die nie schließen mussten, einschließlich öffentlicher und privater Büros wird nicht berichtet. Aber versetzen wir uns mal in die Lage dieser Jugendlichen und deren Eltern. Was tun wir da diesen Familien an? Es werden Jugendliche wegen einem Virus zu Straftätern gemacht während manche Branchen ohne Kontrolle und Einhaltung der Regeln beruhigt weiterarbeiten können“.
Wir sitzen daheim, arbeitslos, eingesperrt in unseren Gemeinden, ohne Perspektiven, mit unseren Kindern und machen einmal mehr Homeschooling, da die Politik nach einem Jahr Pandemie noch immer nur für einen Teil der Gesellschaft konstruktive Lösungen gefunden hat, klagt Schneider an.

Wir Touristiker sind Kämpfer

Trotz aller bisheriger Geschehnisse gerade rund um den Tourismus bleibt Gisela Schneider zuversichtlich. Auf die Frage von UT24, ob sie denn glaube, dass der Tourismus in diesem Jahr noch auf die Beine komme, gibt sich Schneider kämpferisch: „Wir Touristiker sind Kämpfer und geben nie auf. Auf die Beine wird der Tourismus irgendwann kommen. Allerdings weiß man nicht wann. Denn wer hätte gedacht, dass uns die Politik die gesamte Wintersaison versenkt. Der Tourismus kommt auf die Beine, wenn die Politik umdenkt. Das hängt natürlich von unseren lokalen Politikern ab, aber auch von den internationalen. Und wenn Menschen wie Angela Merkel, siehe Interview im Heute Journal, als aller, aller, allerletztes die Hotels öffnen wollen, dann mach ich mir schon große Sorgen“, schaut Schneider in die Zukunft.

Sie verordnen uns weiterhin Verbote

Das Problem ist, sagt Schneider, dass die Politiker diese Entscheidungen nicht hinterfragen. Weil ein Land die Hotels schließt, machen es einfach alle anderen nach. Ob das was bringe oder nicht, das zähle nicht. Die Politiker hätten sich einfach darauf „eingeschossen”, dass der Tourismus schuld ist. „Seit einem Jahr ist Tourismus auf einer Ebene mit dem Après-Ski in Ischgl. Und da seien auch die wildesten Behauptungen willkommen“.

Als die südafrikanische Variante in Nordtirol eingeschleppt wurde, dann waren es natürlich sofort wieder Hoteliers, die das Virus aus Südafrika mitgebracht hatten. „So hat es Landesrat Widmann in den vergangenen Tagen auch in der Tagesschau verkündet“, sagt Schneider zu UT24.

Dass die Fakten, so Schneider, aber eine andere Sprache sprechen, interessiert die Politiker nicht. „Sie machen weiterhin Stimmung gegen den Tourismus und verordnen uns weiterhin Verbote“.

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  1. swiss-austrianer
    22.02.2021

    Frau Schneider, Sie sind eine “Wirtschaftsromatikerin”, welche nicht begreifen will, dass es mit der Touristen-Intensivhaltung” vorbei ist. Die überbordende “Touristen-Intensivhaltung” ohne Rücksicht auf Natur und Menschen habt Ihr Euch selbst zuzuschreiben. In den 70-iger-Jahren hat mal ein renomierter Tourismusfachman von einer Uni – damals waren Sie wahrscheinlich noch nicht einmal Gegenstand der Familienplanung – die These vertreten, dass in einem Ort höchstens die doppelte Anzahl von Betten gegenüber der Einwohnerzahl vorhanden sein soll. Und was haben wir heute? Eurer mangelnden Einsicht und Vernunft hat Euch jetzt Corona die Grenzen aufgezeigt und das ist höchst notwendig geworden.


  2. 22.02.2021

    Kompatscher sperrt jetzt ganze Gemeinden im Burgrafenamt ein, mehr Schaden als Nutzen.
    Hier kann man nur sagen “Denn Sie Wissen nicht,was Sie tun”


  3. 21.02.2021

    Welcher Neubeginn bzw wann Neubeginn?

  4. Tom
    21.02.2021

    Es ging ja von Anfang an auch gar nicht und Corona, es geht hier um ein Milliarden Impfgeschäft und die neue Weltordnung und Reduzierung der Bevölkerungsanzahl weltweit… Nur in Diktaturen und hier eine Gesundheitsdiktatur lassen sich derartige Ziele umsetzen. Lebensfreude, Tourismus, Spaß haben, alles Dinge die man den Menschen geraubt hat und die auch freiwillig nie wieder zurückgegeben werden…da könnt ihr euch Testen lassen ohne Ende, Impfen lassen ohne Ende und den Gesichtslappen werdet ihr sowieso nicht mehr los.. wer es immer noch nicht verstanden hat, passieren wirklich läuft dem ist nicht mehr zu helfen !

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