Süßigkeiten an der Kassa: Kommt jetzt das Verbot?

Das Geschäft kurz vor dem Ausgang ist für den Handel besonders lukrativ: Obwohl der Kassenbereich in der Regel nur ein Prozent der Ladenfläche einnimmt, liegt der Umsatzanteil in Supermärkten nach Daten des EHI Retail Institutes in Köln bei sechs bis sieben Prozent, in Kaufhäusern immerhin noch bei gut drei Prozent.
Kritiker fordern die Verbannung von Süßigkeiten aus dem Kassenbereich, doch auf Seiten des Handels tut sich wenig in diese Richtung. Zu sehr lohnt das Geschäft mit „Quengelware“ oder „Impulsware“, wie solche Produkte im Fachjargon heißen, weil Kunden einfach und ohne nachzudenken zugreifen, vor allem Kinder. So soll besonders die Platzierung ungesunder Lebensmittel und Getränke – etwa Softdrinks – an den Kassen verboten werden. Von Gesundheitsinitiativen werden die Pläne als „mutiger erster Schritt“ im Kampf gegen Fettleibigkeit gelobt.
Als Vorbild gilt die US-Stadt Berkeley in Kalifornien. Dort gilt so ein Verbot ab März 2021 für alle Geschäfte mit einer Fläche von mindestens 230 Quadratmetern. An Stelle von Süßigkeiten sollen gesündere Ess- und Trinkwaren angeboten werden. Die neue Regel ist Teil einer Gesundheitsinitiative der Stadt.
Hoffnung auch in Südtirol?
Auch in der Verbraucherzentrale Südtirol (VZS) ist man Beschränkungen gegenüber sehr aufgeschlossen. VZS-Geschäftsführerin Gunde Bauhofer lobt im Gespräch mit UT24 solche Bestrebungen, „allerdings sollte man sich in Italien diesbezüglich keine großen Hoffnungen machen, europäische Gesundheitskonzepte wie der Nutri-Score werden blockiert, weil viele traditionelle Produkte eine schlechte Bewertung erzielen würden.“ Der Nutri-Score soll eine Orientierung beim Kauf von Lebensmitteln geben und dadurch das Bewusstsein hinsichtlich einer ausgewogenen Ernährung steigern.
In Großbritannien hat sich bei Lidl schon etwas getan. Statt Süßigkeiten werden dort Nüsse und Obst angeboten – offiziell, um Eltern den Einkauf zu erleichtern.
Chancen für den Handel
Im Supermarkt könnte der Verzicht auf Quengelware etwa ein Konzept sein, den sorgfältig geplanten Einkauf zu unterstützen. Dass die Kassenzone aber komplett von Kaufanreizen freigeräumt wird, ist nicht zu erwarten. Mit anderen Produkten könnte auch mehr Gewinn gemacht als mit Süßigkeiten – etwa mit Tabak, Alkohol oder Batterien.
Eine andere Entwicklung könnte auch noch dafür sorgen, dass in Zukunft weniger Quengelware angeboten wird: Selbstbedienungskassen. Die sind allerdings noch kaum verbreitet – auch nicht in Südtirol. Sollte sich das Konzept doch durchsetzen, wird es schwieriger, an der Stelle Umsätze zu generieren: Der Kunde hat dann nämlich keine Wartezeit mehr, die er sich vertreiben muss.






