Widmann erteilt Impfpflicht eine Absage

Nun ist es auch in Südtirol endlich soweit. Die ersten Impfungen gegen das Corona-Virus wurden durchgeführt. Begonnen hat man am Sonntag mit dem Personal des Krankenhauses Bozen. Als nächstes sollen dann die bekannten Risikogruppen den Impfstoff verabreicht bekommen.
Landeshauptmann Arno Kompatscher spricht bereits jetzt von einer „Wende in der Pandemie“. Dem pflichtete auch Landesrat Thomas Widmann bei und zeigte sich im Gespräch mit UT24 optimistisch, dass „wir bis zum nächsten Jahr an die 300.000 Bewohner geimpft haben werden“.
Unklar, wie viele sich impfen lassen
Auf die Frage, wie sicher er sich wirklich sei, dass sich im Laufe des Jahres 2021 mindestens 300.000 Südtiroler impfen lassen, meint Widmann: „ Ich bin da sehr optimistisch.“ So habe er in Gesprächen mit dem Ärzte-und Pflegepersonal erfahren können, dass mittlerweile mehr als 70 Prozent dazu bereit seien, sich impfen zu lassen. Anfänglich hätte die Zahl nur bei etwas über 20 Prozent gelegen.
Der Anstieg der Impfbereitschaft sei laut Widmann auch damit zu erklären, weil immer mehr Informationen über den Impfstoff zur Verfügung stünden. Auch sei der Beipackzettel endlich eingetroffen und somit sämtliche Inhaltsstoffe und Nebenwirkungen bekannt. Dieser entscheidende Punkt hat viele Ärzte dann doch letzten Endes von der Impfung überzeugt.
Auch UT24 hat unter 5000 Lesern eine Umfrage durchgeführt. Dabei kam heraus, dass nur 32 Prozent der Befragten, bereit seien sich impfen zu lassen. Angesprochen auf dieses Umfrageergebnis meint Widmann, dass ihm durchaus bewusst sei, „dass die Südtiroler in gewisser Weise impfskeptisch“ seien. Er hoffe aber, dass jetzt die Ärzte und Pfleger die Bevölkerung von der Impfung überzeugen können.
„Und wenn wir es schaffen würden, nach dem medizinischen Personal die Insassen der Altenheime und dann die weiteren Risikogruppen durchzuimpfen, hätte man schon sehr viel erreicht. Denn, so könnten ja schon gewisse „Superspreader“ ausgeschaltet werden“, meint Widmann zu UT24.
Wird es eine Impfpflicht geben, Herr Widmann?
Von einer generellen Impfpflicht in Südtirol hält Thomas Widmann nichts. „Das ist aus meiner Sicht auch nur schwer mit einem Rechtsstaat zu vereinbaren. Es wäre dann auch zu befürchten, dass es Klagewellen bzw. Verfassungsbeschwerden gibt. Ich baue deshalb auf die Vernunft der Bürger und und bitte sie, sich weiter zu informieren“.
Wenig beunruhigt zeigt sich Landesrat Widmann darüber, dass die Anzahl der Impfdosen eventuell nicht ausreichen könnte, um die angepeilte Zahl von 300.000 Impfungen zu erreichen. Dabei verwies er auf die Aussagen der einzelnen Hersteller. Diese hätten bereits versprochen, bis zu einer Milliarde Impfdosen bis Mitte 2021 herstellen zu können. Und die EU bzw. Italien hätten ausreichend davon bestellt.
Skeptisch stimmt Thomas Widmann hingegen die geplante Verteilung und Logistik über das gesamte Staatsgebiet. Diese läuft ja bekanntlich über den staatlichen Zivilschutz.
Hier blickt der Landesrat auf die Zeit der ersten Welle im Frühjahr zurück, wo allein bei der Verteilung der Schutzausrüstungen der staatliche Zivilschutz keine gute Figur abgegeben hätte. Auch könnte es in Bezug auf die Vorlaufzeit zur Impfkampagne zu Schwierigkeiten bei den Lieferungen kommen.
„Das Präparat von Biontech, das ja so extrem auf minus 80 Grad gekühlt werden muss, macht uns daher auch noch große Sorgen“, erklärt Widmann.
Viele Südtiroler sind zudem besorgt darüber, dass ihr Arbeitgeber ihnen bei einer Impfverweigerung die Arbeitsstelle kündigen könnte. Thomas Widmann verwies in diesem Zusammenhang auf die Aussagen des Arbeitsrechtlers Raffaele Guarianello, der das durchaus für möglich und auch legitim hält.
Widmann war auch nicht abgeneigt, was dieses Thema betrifft und sagte, „ Ich bin überzeugt davon: Was bei Grippe, Pocken und Masern gilt, muss dann auch zwangsläufig für Covid-19 gelten.“
Extrafreiheiten für Geimpfte?
Zum Schluss fragte UT24 noch, ob geimpfte Personen sich nach der Impfung wieder ganz normal und frei bewegen könnten. Denn rein theoretisch können sie ja trotzdem noch infektiös sein. Darauf konnte der Landesrat keine klare Antwort geben.
Er verwies stattdessen auf die Aussagen von Experten, wonach geimpfte Personen eine so geringe Anzahl an Viren hätten, dass sie so gut wie gar nicht mehr infektiös seien. Dazu müsse man aber dann doch die Experten zu Rate ziehen.
Alles in allem hofft Thomas Widmann, dass sich die Vernunft in Sachen Impfung durchsetzen wird. „Trotzdem weise ich hiermit darauf hin, dass auch weiterhin die Hygiene und Abstandsregeln gelten. Für geimpfte ebenso wie für nicht geimpfte Personen“, sagt Widmann.






