von su 26.12.2020 12:42 Uhr

Unfall: Ehemann betet wegen Corona vor der Tür

Es ist dies die Geschichte eines Menschen, der über Stunden um das Leben seiner Frau bangt, welche von einem Auto angefahren wird. Corona-bedingt erwartet ihm die Hölle auf Erden.

Erste Hilfe, Krankenhaus Bozen Foto: UT24/SU

Es ist Mittwoch vor Heiligabend in einem Betrieb bei Bozen. Franz ist gerade beschäftigt, seine letzten Arbeitsgänge zu verrichten. Er freut sich auf Weihnachten und darauf, mit der Familie ein paar besinnliche Stunden zu verbringen, wie er UT24 erzählt.

Schwer verletzt

Kurz vor 17.00 Uhr läutet das Handy von Franz. Es wird ihm mitgeteilt, dass seine Frau mit dem Weißen Kreuz in das Krankenhaus gebracht worden wäre – sie sei in einen Unfall in ihrem Heimatort verwickelt worden. Sie wäre schwer verletzt.

Franz lässt alles liegen und stehen und steigt in sein Auto. Im Krankenhaus von Bozen angekommen sieht er noch den Rettungswagen, wie er an ihm in Richtung Erste Hilfe-Station vorbeifährt, während er an der dafür ausgewiesenen Covid-Stelle verweilt.

Eine unendlich lange Zeit

Franz möchte seine Frau sehen, wird aber davon abgehalten. Er solle vorher den Covid-Test machen, wird ihm gesagt. Der besorgte Ehemann eilt zurück und macht den Test – kehrt dann nach einer halben Stunde zurück in die Erste Hilfe, nachdem ihm das negative Testergebnis überreicht wird.

Dort erhält Franz die Auskunft, dass sich derzeit zehn Ärzte um seine Frau bemühen würden, er solle warten – von hier gehen – er würde angerufen.
Franz geht und setzt sich irgendwo auf dem Gang nieder und wartet, nachdem er die Anweisung erhält: er solle „unten irgendwo warten oder hinausgehen“. Er greift zum Handy und liest dort, dass es in seinem Heimatort einen schweren Unfall gegeben habe. UT24 schreibt: „Auto erfasst Fußgänger – Ein Unfall hat einen Schwerverletzten gefordert. Passanten leisteten Erste Hilfe“ und es wäre auch das Notarztteam im Rettungshubschrauber vor Ort gewesen, liest er.

Es handelt sich um Meldungen, welche sich in ihrer Schwere auch in anderen Onlinemedien wiederholen. Franz sitzt ohnmächtig vor jener Tür, hinter welcher möglicherweise gerade ein Ärzteteam das Leben seiner Frau zu retten versucht. Mehr weiß Franz nicht. Er muss mit allem rechnen.
Es ist für Franz die schlimmste Zeit in seinem Leben, wie er zu UT24 sagt. Und: diese Zeit dauert geschlagene drei Stunden.

Vielleicht haben wir einen Schutzengel gehabt

Erst dann, es ist nach 20.00 Uhr abends, bekommt Franz einen Anruf. Er könne seine Frau kurz sehen. Es ist ein erlösender Moment, wenngleich er nur soviel erfährt, dass seine Frau schwerste Verletzungen im Gesichts- und Kopfbereich davongetragen habe – weitere Ergebnisse stehen noch aus.
Allein der Umstand, dass seine Frau lebt, ist für Franz alles, was er in diesem Moment wissen will und auch erfährt.

Am nächsten Tag ruft Franz in der Abteilung an, in welcher seine schwerverletzte Frau die Nacht verbracht hat und fragt ob er sie denn besuchen dürfe. Er erhält „Corona-bedingt“ eine Absage.

Auch der nicht einmal 24-Stunden alte Test würde Franz dafür nicht in die Lage bringen.

Franz erfährt über seine Frau „gar nichts“, wie er es auf den Punkt bringt.

Ein Ordnungshüter in seinem Dorf zeigt ihm das Bild des Unfallwagens. Man sieht den Riesensprung auf der Scheibe, auf welche der Kopf aufgeprallt ist. Er befindet sich unmittelbar neben dem Rahmen. Franz sagt: „Vielleicht haben wir einen Schutzengel gehabt“.

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