von red 06.11.2020 16:52 Uhr

Vor zehn Jahren starb Alfons Benedikter, der „Baumeister der Südtirol-Autonomie“

Wenn man sich an Alfons Benedikter erinnert, fallen einem gleich der moralische Fingerzeig und seine mahnenden Worte ein. Der Jurist und Politiker hat gemeinsam mit Silvius Magnago, dessen Stellvertreter er beinahe 30 Jahre lang war, maßgeblich an der positiven Entwicklung der Südtiroler Autonomie mitgewirkt. So sagte der frühere Landeshauptmann Luis Durnwalder, „dass Südtirol das große Glück hatte, in seiner schwierigen Zeit zwei so außergewöhnliche Politiker wie Magnago und eben Benedikter an der Spitze zu haben, die mit ihrem Einsatz, ihrem Verhandlungsgeschick und ihrer Beharrlichkeit die Autonomie wesentlich geprägt und die einander zudem auch bestens ergänzt haben.“

Alfons Benedikter. - Foto: Familienarchiv Benedikter

Doch wer war Alfons Benedikter, der wie kein anderer die Paragraphen und die Gesetzesvorschläge nur so aus dem Ärmel schüttelte und dessen unübersehbares Utensil eine Aktentasche war? Alfons Benedikter wurde am 14. März 1918 in Pettneu am Arlberg geboren. Sein Vater Josef wurde 1921 Postmeister von Schlanders (nach dem 2. Weltkrieg wurde er auch Bürgermeister seiner Gemeinde). Daher wuchs Alfons in Schlanders auf. Nach der Volksschule im Vinschger Hauptort besuchte er Oberschulen in Brixen, Bozen und Meran.

Nach der Matura absolvierte er das Studium der Rechtswissenschaften in Neapel. Daneben lernte er am berühmten Orientalischen Institut die englische und russische Sprache. Bei der Option 1939 entschied sich seine Familie, im Land zu bleiben. Alfons Benedikter wurde ins italienische Heer eingezogen, desertierte dann jedoch ins Deutsche Reich und kämpfte für die Wehrmacht unter anderem auch an der Ostfront.

Nach dem Krieg kehrte Alfons Benedikter in seine Heimat zurück und nahm an der Gründungsversammlung der Südtiroler Volkspartei in Schlanders teil. Er baute die Partei im Vinschgau auf und sammelte Tag für Tag Unterschriften für die Rückkehr des Gebietes an Etsch, Eisack und Rienz zu Österreich, die zusammen mit denen des ganzen Landes am 22. April 1946 in Innsbruck Bundeskanzler Leopold Figl überreicht wurden. Als ausgezeichneter Jurist und Kenner des italienischen Rechts wurde er zum kompromisslosen und harten Kämpfer für die Autonomie Südtirols, nachdem die Rückkehr zu Österreich gescheitert war und Karl Gruber und Alcide Degasperi den Pariser Vertrag ausgehandelt hatten.

  • Foto: Familienarchiv Benedikter

Fünf Jahrzehnte lang – von 1948 bis 1998 – gehörte Alfons Benedikter dem Südtiroler Landtag an; dabei stellte er sich auch gegen das „Paket“ von 1969. Dessen ungeachtet trug er als Mitglied der Zwölfer- und Sechserkommission wesentlich zur erfolgreichen Umsetzung des Autonomiepakets bei. So war Benedikter in den Jahren von 1972 bis 1989 wesentlich an der Ausarbeitung der Durchführungsbestimmungen zum Autonomiestatut beteiligt und nahm an mehreren Ministerratsitzungen in Rom teil, um die Anliegen Südtirols zu vertreten.

In dieser Zeit war er auch Vorsitzender der SVP-Fraktion im Regionalrat und galt als „die rechte Hand Magnagos“. Zudem hat Alfons Benedikter mit seinen strengen Gesetzen im Urbanistikbereich wesentlich dazu beigetragen, dass die Südtiroler Kultur- und Naturlandschaft gewahrt und geschützt wird. Im Jahre 1989 wechselte er in die Opposition, war Mitbegründer der Union für Südtirol und saß für diese Partei bis 1998 zusammen mit Eva Klotz im Südtiroler Landtag.

  • Foto: Familienarchiv Benedikter

1990 schrieb er in einer politischen Streitschrift, dass, selbst wenn das „Paket“ mit all seinen Maßnahmen tatsächlich und erfolgreich durchgeführt und seine internationale Verankerung festgestellt würde, die Autonomie nur eine Übergangslösung bis zur Ausübung des Selbstbestimmungsrechtes sein könne.

Alfons Benedikter war seit 1953 mit Waltraud Noldin, der Tochter von Josef Noldin, verheiratet, mit der er sechs Kinder hatte. Die Familie ließ sich 1960 in Frangart nieder. Waltraud starb 1994 nach einem längeren Leiden.

  • Foto: Familienarchiv Benedikter

Doch was bleibt von Alfons Benedikter? Er bleibt für seine Heimat als geradliniger, intelligenter, belesener, konsequenter und heimatverbundener Kämpfer unvergessen, dessen Lebensleistung für den Schutz der Heimat und des Landes wir täglich vor Augen haben. Wer den Mann mit der Aktentasche kannte, wusste, dass er ein Vollblutpolitiker war, der stets ein Gehör für den einfachen Menschen hatte und für den die Volkstumspolitik keine inhaltsleere oder abgedroschene Phrase war.

Alfons Benedikter, der am 3. November 2010 im 93. Lebensjahr starb, kann ohne Zweifel als „Baumeister der Südtirol-Autonomie“ bezeichnet werden. Wir Tiroler sollten in ihm ein Vorbild sehen und ihm ein ehrendes Gedenken bewahren.

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