„Tut mir leid, dass sich in Tirol so viele Menschen infiziert haben“

„Die Expertenkommission hat eindeutig festgestellt, dass die Behörden bei einer noch nie dagewesenen Krisensituation ein enormes Arbeitspensum bewältigt haben. Auch der Vorwurf, dass man in irgendeiner Weise dem Druck der Wirtschaft nachgegeben hätte, wurde klar entkräftet. Außerdem zeigt der Bericht, dass vieles gut gelaufen ist und es mutige, richtige Entscheidungen wie etwa die Beendigung der Wintersaison gegeben hat. Die Kommission sagt aber auch, dass es fachliche Fehleinschätzungen insbesondere zu Beginn der Pandemie gegeben hat, das Katastrophenmanagement zu sehr auf Naturereignisse und zu wenig auf eine Pandemie ausgerichtet ist und es Verbesserungspotenzial bei der Kommunikation gibt. Wir nehmen die Empfehlungen des Berichts sehr ernst. Schließlich geht es darum, für die Zukunft die richtigen Schlüsse zu ziehen“, betont LH Platter.
„Es tut mir aufrichtig leid, dass sich in Tirol so viele Menschen infiziert haben – auch aufgrund von Fehleinschätzungen und Versäumnissen. Mir ist wichtig, den Bericht der unabhängigen Expertenkommission und die deutliche Kritik ernst zu nehmen. Wir müssen die richtigen Schlüsse ziehen und Konsequenzen einleiten. Es geht darum, fehlende Kompetenzen aufzubauen, Schnittstellen zu verstärken und unsere Strukturen zu verbessern, auch was die Kommunikation betrifft. Wir müssen noch effizienter, noch stärker kooperieren und zusammenarbeiten – sowohl mit den Bezirkshauptmannschaften, als auch mit dem Bund. Gemeinsam können wir diese Krise bewältigen und gestärkt aus ihr hervorgehen“, sagt LH-Stellvertreter Ingrid Felipe.
Tiroler Krisen- und Katastrophenmanagementzentrum
Das Tiroler Krisen- und Katastrophenmanagementzentrum wird als Stabstelle eingerichtet, in welcher alle wesentlichen Inhalte und Fragen eines erfolgreichen Krisen- und Katastrophenmanagements behandelt werden. Dahingehend werden auch bisherige Krisen- und Katastrophenpläne überarbeitet. Für die organisatorische Umsetzung wird eine eigene Expertengruppe unter der Führung von Elmar Rizzoli – dem Leiter des Corona-Einsatzstabes – beauftragt. Ihm zur Seite stehen Vertreter der Blaulichtorganisationen, der zuständige LH-Stellvertreter Josef Geisler sowie als zusätzliche Experten Bruno Hersche und General Othmar Commenda.
„Die Herausforderungen der Zukunft und zukünftiger Krisen sind viel breiter gefasst, als wir das bisher im Rahmen eines klassischen Katastrophenmanagements kennen, das insbesondere auf Naturgefahren zugeschnitten ist. Wir müssen uns deshalb dahingehend besser aufstellen, hin zu einem modernen Krisenmanagement, das umfassender ist und vielfältige Bereiche miteinbezieht, auch innerhalb der Verwaltung. Das ist eine große Aufgabe, für die ich zur Verfügung stehe und die wir gemeinsam angehen“, erklärt Elmar Rizzoli vom Einsatzstab Corona. Parallel dazu wolle man sich im aktuellen Geschehen laufend weiterentwickeln, um die Coronakrise zu bewältigen.
Landesdirektion für Gesundheit
Zudem hat die Tiroler Landesregierung die Einrichtung einer Expertengruppe zur Weiterentwicklung und Neuaufstellung des Tiroler Gesundheitswesens beschlossen. An der Spitze der Gesundheitsdirektion steht künftig ein Landesdirektor bzw. eine Landesdirektorin für Gesundheit. Damit werden alle fachlichen und rechtlichen Belange des Gesundheitswesens gebündelt und unter eine einheitliche fachliche Führung gestellt. Vorsitzender der Expertengruppe ist Universitätsprofessor Günter Weiss. Weiters in der Gruppe vertreten sind Ärztekammer und Gesundheitskasse sowie der zuständige Landesrat und medizinische Experten.
„Diese Corona-Pandemie ist noch nicht vorbei – die nächsten Wochen und Monate werden entscheidend sein. Umso wichtiger ist es, dass wir aus der Vergangenheit lernen. Die Empfehlungen der Expertenkommission werden uns dafür eine gute Handlungsanleitung sein – wir sehen sie als Chance, das Krisenmanagement weiterzuentwickeln. Wir sind weltweit das erste Land, dem jetzt schon eine umfassende Analyse über das Krisenmanagement vorliegt – und das daraus nun für die weitere Bekämpfung der Pandemie lernen kann“, fasst LH Platter zusammen.
„Der Landeshauptmann hat mich ersucht, bei der Erarbeitung einer zukünftigen Strategie bei Pandemien mitzuwirken und meine Erfahrungen einzubringen. Eine Krise wie die derzeitige Corona-Pandemie haben wir seit dem Zweiten Weltkrieg nicht gekannt. Aber Infektionskrankheiten werden auch in Zukunft immer wieder auftreten. Wir haben jetzt die Gelegenheit, die Zeit sowie die Informationen und Erkenntnisse aus dem Bericht zu nutzen, um uns für die Zukunft besser aufzustellen. Gleichzeitig ist die Corona-Pandemie noch nicht zu Ende – wir werden also die Erkenntnisse auch für die Bewältigung der derzeitigen Krise nutzen“, so Günter Weiss, Direktor der Universitätsklinik für Innere Medizin.






