Der Vierkampf um Naturns

Der eine, Jonas gilt als ruhig, bedacht und intelligent – ein Unternehmer mit Handschlagqualität. Er hat keine politische Vorerfahrung, dafür aber auch keine Altlasten. Der andere, Zeno hat bereits ausgiebig politische Erfahrung gemacht – allerdings auch beim Scheitern: So ist er einst bereits bei der Vorwahl der Jungen Generation zum Landtag abgeblitzt, später dann auch bei der Landtagswahl selbst. Und zumindest von einem wichtigen politischen Amt (jenes des Bezirksobmannes) hat er sich vorzeitig verabschiedet. Dafür sitzt er aber im Verwaltungsrat der Edyna.
Werner Albrecht ist ebenfalls schon mal gescheitert. Bei der Wahl zum Bürgermeister, damals noch auf der SVP-Liste. Davon hat sich der Tausendsassa aber nicht abbringen lassen. Und versucht es dieses Mal mit der Liste „Für Naturns“. Wie Tobias Gritsch, der als unabhängiger Kandidat der Süd-Tiroler Freiheit antritt. Er, der Landwirt und Rechtsberater ist der Sohn von Franz Gritsch, welcher vor Jahren für die Union für Südtirol im Gemeinderat war.
Alle Kandidaten haben Wort gehalten - bis auf Zeno Christanell
UT24 hat alle vier Kandidaten zum Interview geladen, alle haben versprochen zu antworten. Einzig Zeno Christanell hat sich nicht daran gehalten und war am Freitagnachmittag nicht mehr erreichbar. Also haben wir das Gespräch mit jenen Kandidaten geführt, die sich an ihr Wort gehalten haben.
Stellen Sie sich in 3 Stichworten kurz vor:
Tobias Gritsch: 42 Jahre alt und aus Naturns, Politik- und Rechtswissenschaftler sowie Absolvent des Gemeindesekretärenkurs. Landwirtschaftlicher Unternehmer eines Familienunternehmens und Rechtsberater.
Werner Albrecht: Verheiratet, zwei tolle Kinder und Bürgermeisterkandidat der eigenständigen Liste „Für Naturns“.
Jonas Christanell: Glücklich verheiratet, zwei wunderbare Kinder, Bürgermeisterkandidat für die SVP.
Ergänzen Sie den Satz: Heimat ist für mich…:
Tobias Gritsch:Â Geborgenheit, ein Ort der Ruhe, des sozialen Friedens, der Gerechtigkeit und Gleichheit zwischen den Menschen.
Werner Albrecht: Naturns und natürlich Südtirol.
Jonas Christanell: Dort, wo man sich zuhause ist, wo man verbunden fühlt, wo man sich geborgen fühlt. Heimat ist auch ein Gefühl, nicht nur der Ort, sondern auch die Menschen die darin leben und das gleiche lieben wie ich. Heimat ist da, wo wir und unsere Kinder eine sichere und lebenswerte Zukunft haben.
Wie sieht für Sie ein guter Bürgermeister aus…:
Jonas Christanell:Â Mutig, ausgeglichen, ruhig, ehrlich, keine Angst Entscheidungen zu treffen, dass er zu seinem Wort steht.
Würden Sie ein Bauprojekt, wie es in Naturns geschehen ist, direkt neben dem Kirchbach (Wildbach mit Staubecken) genehmigen?
Tobias Gritsch: Niemals! Der Schutz des menschlichen Lebens ist ein verfassungsrechtlich geschütztes Grundrecht der Menschen. Er ist in Art. 32 der Verfassung verankert und steht demgemäß über allen wirtschaftlichen Interessen.
Werner Albrecht: Klares Nein.Â
Jonas Christanell: Für mich ist das eine Gefahrenzone und es kann nicht sein, dass eventuell die Gemeinde für die entsprechende Sicherung zahlen muss.
Man sagt, dass in Naturns in den letzten Jahren bei Privatbauten viele Strafen ausgestellt wurden und zu strenge Vorschriften gemacht worden. Wie sehen Sie das?
Tobias Gritsch: Das ist nur der Anschein. Es gibt Ungleichbehandlungen zwischen den Bürgern: einige illegale Bauvorhaben wurden nicht bzw. nicht rechtlich einwandfrei geahndet wie z.B. die jahrelange unterlassene Ausstellung der Abbruchverfügung Causa Saumoarhof (der noch immer nicht abgerissen wurde, was viele Menschen zu Recht ärgert!), während andere Bürger abbrechen mussten.
Werner Albrecht: Es wurde mit zweierlei Maß gemessen. Und es hat eine Ungleichbehandlung von vielen Bürgern stattgefunden.
Jonas Christanell: Ich bin dafür, dass vor allem die kleinen Projekte unterstützt werden sollen, wie z.B. der Ausbau eines Dachbodens oder der Zubau eines Erkers. Hier soll die Gemeinde beratend zur Seite stehen und dies unterstützen und nicht dabei Probleme machen. Die Aufgabe der Gemeinde ist es den Menschen zu helfen und nicht zu strafen.Â
In den letzten fünf Jahren ist beim Kindergartenbau in Naturns nicht viel passiert. Wie kann man sich das erklären?
Tobias Gritsch: Naturns ist hoch verschuldet mit ca. 7 Mio. Euro. Es gab zahlreiche Fehlentscheidungen der inkompetenten Regierung. Naturns hat große Liquiditätsprobleme. Wenn die Regierung wirtschaftlich kompetent gearbeitet und entschieden hätte in den letzten Jahren, wäre Naturns schuldenfrei und hätte sogar etwas Aktiva. Zum Beispiel das Erlebnisbad hat sich um einige Milliarden Lire verteuert, das Altersheim verursachte 1 Mio. Euro Mehrkosten usw.. Und es gab nie Haftungen von Seiten der verursachenden Politiker!
Werner Albrecht: Missmanagement.
Jonas Christanell: Über fünf Jahre ist wahrlich eine sehr lange Zeit. Mir persönlich wäre es wichtig, die Eltern und vor allem die Kinder ernst zu nehmen und ein solch wichtiges Projekt so schnell wie möglich umzusetzen bzw. mit dem Bau endlich zu beginnen. Es sollte nicht sein, dass Kindergartengruppen eine so lange Zeit in Containern untergebracht werden.
Wem sind Sie dankbar?
Tobias Gritsch: Als echt gläubiger Mensch danke ich Gott für mein Leben, meine Talente und den Mut bzw. die Zivilcourage, die Wahrheit sagen zu dürfen -entgegen der politischen Kaste.
Werner Albrecht: Meiner tollen Familie, Freunden und logisch den Naturnsern für den bisher schönen Zuspruch für meine Bürgermeisterkandidatur. Und natürlich meinem Team.
Jonas Christanell: Ich denke, wir sollten vor allem der älteren Generation dankbar sein, denn ohne ihre Mühen und ihre Arbeit, ohne ihren großen Einsatz stünden wir nicht da wo wir heute sind. Unsere Aufgabe ist es nun das zu ehren und wertzuschätzen und alles dafür zu tun, dass dieses Vermächtnis auch in Zukunft erhalten beibt.Â
In meinem ersten Monat als Bürgermeister würde ich ...
Tobias Gritsch: Mit den ganzen Mitarbeitern der Gemeinde und den im Gemeinderat vertretenen Parteien/Personen persönlich Gespräche führen, alle Anliegen, Sorgen und Nöte der Menschen anhören und die dringendsten Probleme angehen und umgehend konkret versuchen zu lösen.
Werner Albrecht: Orientieren, valutieren und ein super Team zusammenstellen. Damit wir dann zusammen diese tolle Gemeinde managen können!
Jonas Christanell: Endlich die lang versprochenen Schülerlotsen in Naturns einführen.
Am Ende meiner Bürgermeisterkarriere sollten die Leute von mir sagen ...
Tobias Gritsch:  Tobias Gritsch war nicht nur ein rechtlich sehr kompetenter Politiker als Bürgermeister, sondern hat auch mit viel Demut, Augenmaß, Korrektheit, Fachkompetenz und Weitblick das Schiff Gemeinde Naturns geführt und den wirtschaftlichen, sozialen und politischen Willen der Menschen Ernst genommen und mit praktischem Haus- und Herzverstand umgesetzt.
Werner Albrecht: Dass sie zufrieden und begeistert waren mit mir als Bürgermeister.
Jonas Christanell:Â Schade, dass er geht.
Wenn Sie nicht Bürgermeister werden, wer sollte dann Bürgermeister werden?
Tobias Gritsch:  Da ich nur ein einfacher, bescheidener Mensch ohne hellseherische Fähigkeiten bin, kann ich nicht im Voraus sagen, wer Bürgermeister wird. Es liegt an den Wählern in Naturns zu unterscheiden, wer die Wahrheit sagt und die Menschen Ernst nimmt und wer sich nur politisch und medial inszeniert und die Menschen mit leeren Versprechungen ködert.
Werner Albrecht: Dann sollte es Jonas Christanell werden.
Jonas Christanell: Für mich wäre es wichtig, dass es ein Kandidat ist, der verbindet und nicht trennt, ein Kandidat, der nicht mit allen Mitteln versucht ins Amt zu kommen.
Danke allen Kandidaten für die Beantwortung der Fragen und eine erfolgreiche Wahl!
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