Herz-Jesu: „Auch Krieg und Pandemie stoppen diesen Tiroler Brauch nicht“

In allen Teilen Tirols wird am Sonntag das Gelübde erneuert. Nach den Prozessionen am Vormittag, welche vor dem Hintergrund der Corona-Auflagen, trotzdem überwiegend stattfinden werden – da und dort etwas umgestaltet worden sind – werden am Abend die „Herz-Jesu-Feuer“ entzündet.
Trutzige Feuer
Steinwandter blickt in seinem Betrag auf den Zweiten Weltkrieg zurück und schreibt von „trutzigen Feuer“ welche trotz der Kriegswirren „wie Sterne am Firmament“ leuchteten. Zur Zeit des Faschismus und des Nationalsozialismus sind die Herz-Jesu-Feuer verboten worden. Auch in den 1960iger Jahren, den sogenannten „Bombenjahren“ gab es Restriktionen und Verbote seitens des italienischen Staates, was nicht davon abhalten kann, diesen Tiroler Brauch zu leben.
„Auch die Corona-Pandemie samt ihren mit sich bringenden Beschränkungen und Verboten hätten diesen wohl schönsten aller Tiroler Bräuche nicht aufhalten können“, spannt Steinwandter den Bogen bis heute.
Tiroler Brauch mit bewegender Geschichte
Das Herz-Jesu-Feuer ist ein im 18. Jahrhundert in Tirol entstandener Brauch. Dieser wird heute noch in allen Teilen des Landes (Nord-, Ost-, Süd- und Welschtirol) gepflegt.
Der Brauch hängt mit der Verehrung des Herzens Jesu zusammen. Die Initiative hierfür geht auf den Abt von Stams Sebastian Stöckl zurück – der anno 1796 als einer der höchsten Vertreter des Volkes galt.
Nach Einlangen der Schreckensnachricht, dass die französischen Truppen Napoleons I. vom Süden her auf Tirol zumarschierten, machte der Abt den Vorschlag, sich um göttlichen Beistand zu bemühen.
Steinwandter führt die Tatsache, dass es trotz der Umstände immer wieder auf ein Neues zum Schwur auf das „Heiligste Herz Jesu“ und das Gelöbnis mit den Bergfeuern zu erneuern, kommt, nicht nur auf die „Tiroler Sturheit“ zurück. Die Geschichte um diesen Tiroler Brauch ist „eine bewegende“, resümiert der Südtiroler in Berlin.
Flammende Rede des Abtes
„Das Herz Jesu muss in dieser bedrohten Lage unser Retter sein und ich stelle den Antrag, die Vertreter des Landes beschließen einen Bund mit dem Herzen Jesu. Es soll ein rechtlicher Vertrag sein und ein Landesgesetz werden. Wir geloben, das Herz-Jesu-Fest für weltewige Zeiten in feierlichster Weise zu begehen und die Herz-Jesu-Verehrung zu einer Volksandacht unseres Landes zu machen.“, zitiert Steinwandter aus der flammenden Rede des Abtes.
Herz-Jesu-Prozession in Tramin (Bilder: UT24/su)
Aus den Herzen des Volkes gesprochen
Die Bergfeuer wurden auf den bis 3900 hohen Berggipfeln entzündet. Es folgte die Einigung, den zweiten Sonntag nach Fronleichnam für das Fest zu Ehren des Herzen Jesu zu bestimmen.
Steinwandter zitiert die Notiz des Volkskundlers Friedrich Haider in seinem grundlegenden Werk „Tiroler Brauch im Jahreslauf“. „Wie sehr da der Kongreiß aus dem Herzen des Volkes gesprochen hatte, zeigt die Tatsache, dass das Fest schon im folgenden Jahr in fast allen Gemeinden Tirols heimisch geworden war“.
Herz-Jesu-Feuer im Südtiroler Unterland. (Bilder: UT24/su)
Betende Hände, Tiroler Adler
Erfreulich findet Steinwandter den Umstand, dass „Fest und Brauch nicht zur plumpen Folklore mit religiösem Touch, verkümmerten.
„Die Herz-Jesu-Prozessionen sind gut besucht, die Kirchen an diesem Sonntag voll und in allen Tälern brennen die Herz-Jesu-Feuer, typischerweise auch in Form religiöser und politischer Motive: Herzkreuze, betende Hände, Tiroler Adler, Schriftzüge mit „Tirol“ oder „Herz Jesu“ oder Ketten auf den Bergkämmen“, schaut Steinwandter in seine Heimat.
Drum geloben wir aufs Neue
Ein wesentliches und ehrwürdiges Detail bei den Feierlichkeiten am Herz-Jesu-Sonntag ist das Herz-Jesu-Lied, welches gemeinsam gesungen wird:
Auf zum Schwur, Tiroler Land, heb zum Himmel Herz und Hand! Was die Väter einst gelobt, da der Kriegssturm sie umtobt: Das geloben wir aufs Neue: Jesu Herz, dir ew´ge Treue! Das geloben wir aufs Neue: Jesu Herz, dir ew´ge Treue!
Fest und stark zu unserm Gott stehen wir trotz Hohn und Spott; fest am Glauben halten wir, unsres Landes schönster Zier. Drum geloben wir aufs Neue: Jesu Herz, dir ew´ge Treue! Drum geloben wir aufs Neue: Jesu Herz, dir ew´ge Treue!
Auf dem weiten Erdenrund gibt es keinen schönern Bund. Lästern uns die Feinde auch, Treue ist Tiroler Brauch. Drum geloben wir aufs Neue: Jesu Herz, dir ew´ge Treue! Drum geloben wir aufs Neue: Jesu Herz, dir ew´ge Treue!
Text Josef Seeber 1896. Melodie Ignaz Mitterer 1896.
Lukas Steinwandter
Nachdem der Pusterer zunächst das Tiroler Medien-Startup UnserTirol24 (UT24) mitbegründet, absolviert er 2016 und 2017 ein Redaktionsvolontariat bei der deutschen Wochenzeitung Junge Freiheit. Mittlerweile ist er dort als Online- und Politik-Redakteur tätig. Artikel von ihm finden Sie auch in der Schweizer Weltwoche und auf eigentümlich frei.
Beitrag in „Junge Freiheit“ von Lukas Steinwandter, hier lesen






