von ih 27.04.2020 06:28 Uhr

Schürzenjäger-Frontmann erzählt Geschichte vom „Musikus“

„Wie geht es danach weiter?“. Diese Frage stellen sich in diesen Tagen wahrscheinlich viele! Eine Ausnahmesituation in der Gefühle schnell überkochen und Meinungen auseinander gehen. Auch Stefan Wilhelm von den Schürzenjägern hat sich dazu seine Gedanken gemacht und kam dabei auf eine „Geschichte“, die ihm schon länger am Herzen liegt. Er hat sie auf den Titel „Der Musikus“ getauft.

Foto: Stefan Wilhelm

Es war einmal vor gar nicht langer Zeit, da ging man in einen Plattenladen, suchte sich eine schöne CD oder Schallplatte aus, bezahlte diese und ging stolz erhobenen Hauptes aus dem Musikladen raus. Man freute sich über die neue CD, hatte was zum Angreifen in den Händen und spazierte schnurstracks zum besten Freund oder Freundin um gemeinsam das Booklet (kleines Heftchen in der CD-Hülle) durchzublättern.

Doch als eines Tages „mp3“ erfunden wurde, das Internet kam und damit Download und Streaming-Dienste ihren Einzug in die Welt des Musikus fanden, wurde es immer schwieriger diese komisch glänzenden runden Scheiben zu verkaufen.

Als die Musik gratis wurde

Jahre später ist es für fast alle Menschen normal geworden, dass Musik nahezu gratis ist. Der Musikus, der vor Jahren noch ein schönes Nebeneinkommen hatte, kann sich fast nur noch durch Live-Konzerte über Wasser halten. So langsam bekommt der Musikus aber Angst! Was passiert jetzt, wenn alle Live-Konzerte für eine unbestimmte Zeit verboten sind? Der Musikus fragt sich, wie lange er sich noch die Brötchen vom Bäcker leisten kann, die ja verständlicherweise auch nicht gratis sind.

Leider ist es auch so, dass dem Musikus hier weder Balkonkonzerte noch Wohnzimmerkonzerte helfen. Immerhin bekommt der Musikus schon wieder einige Anfragen diverser Benefiz-Konzerte nach der Krise. Obwohl, sowas macht er ja gern.

Und wenn er nicht gestorben ist..

In einer Musikwelt gefangen, die der sensible Musikus nicht mehr begreift, locken dann noch Plattenfirmen mit Verträgen jenseits von Gut und Böse. Was bleibt ist der Trost auf verschwindend kleine Anteile vom Download und Streaming seiner Lieder.

Ja, der Musikus hat es nicht leicht. Und dabei sagte man ihm immer „Musik ist frei und kennt keine Grenzen“. Frei soll Musik sein aber nicht gratis auf Kosten des Musikus. Aber keine Angst! Der Musikus ist ein tapferes Wesen! Und wenn er nicht gestorben ist, dann spielt er noch heute auf den Balkonen.

Ich weiß nicht, wie lange die physischen Medien noch überleben werden, und will auch nicht behaupten dass es diese in Zukunft noch braucht. Ich selber nutze täglich Formate wie „mp3“, legale Download und Streaming-Dienste! Sie sind nicht mehr wegzudenken, haben ihre Berechtigung und auch ihr Gutes. Jedoch gehört der Verteilungsschlüssel im momentanen Modell der Musikindustrie ordentlich hinterfragt und neu verhandelt. Es muss in dieser Zeit viel überdacht werden und vielleicht findet ja auch hier ein Umdenken statt. Musik muss wieder einen „Wert“ bekommen und bei demjenigen honoriert werden der sie erschafft - beim Musiker! Und versteht mich bitte nicht falsch! Es geht hier nicht unbedingt um das, was ihr für eine CD, Single, Download etc. bezahlt, sondern um das was beim Musiker ankommt! So ähnlich wie beim Bauern und der Milch...

Stefan Wilhelm

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