Rom erklärt auch Südtirol zur Sperrzone

Conte rief die Italiener zu Verantwortungsbewusstsein auf. Die öffentliche Gesundheit habe über alles den Vorrang. Daher seien die Bürger zu Opfern und zur Änderung ihres Lebensstils aufgerufen. Nach dem Slogan „Ich bleibe zu Hause“ solle die Reisefreiheit stark eingegrenzt werden. Auch Versammlungen im Freien sollen verboten werden, sagte Conte.
Als Vorbild dienen die Maßnahmen, die seit Sonntag bereits in der Lombardei sowie in 14 norditalienischen Regionen gelten. Italiener werden nicht ausreisen dürfen, Ausnahmen sind nur bei nachgewiesenen dringenden beruflichen oder familiären Verpflichtungen und in gesundheitlichen Notfällen vorgesehen. „Wir müssen alle auf etwas verzichten. Wir werden die Epidemie besiegen, wenn wir noch drastischere Maßnahmen zum Schutz unserer Bürger ergreifen. Wir schaffen keine ́rote Zone ́, sondern ganz Italien wird zur geschützten Zone“, kündigte Conte an. Schulen, Kindergärten und Universitäten bleiben bis zum 3. April geschlossen.
Innerhalb eines Tages sind in Italien 97 Menschen der neuartigen Lungenkrankheit erlegen, teilten die Behörden am Montagabend in Rom mit. Damit stieg die Zahl der Todesopfer auf 463. Die Zahl der Infizierten kletterte auf 7.985. Die Zahl der genesenen Coronavirus-Patienten in Italien wuchs auf 724. Die meisten Todesopfer seien über 70 Jahre alt, teilte der Zivilschutz mit. Italien ist das in Europa am schwersten vom Ausbruch von SARS-CoV-2 betroffene Land. In allen 20 italienischen Regionen wurden bisher Infektionsfälle gemeldet.
Ärzte in der Sperrzone beklagten unterdessen chaotische Zustände in den mit Coronavirus-Patienten überfüllten Krankenhäusern. „Wie in Kriegssituationen entscheidet man je nach Alter und Gesundheitslage über die Therapie“, sagte der Anästhesist Christian Salaroli im Gespräch mit der Mailänder Tageszeitung Corriere della Sera. Viele Kollegen würden unter dieser Situation leiden.
Die Schulen und Universitäten in Italien könnten über die von der Regierung vergangene Woche beschlossene Frist bis 15. März hinaus geschlossen bleiben. Die Regierung prüft eine Verlängerung der Maßnahme bis zum 3. April, berichteten italienische Medien. Nicht ausgeschlossen wird jedoch, dass die Schulen sogar erst nach den Osterferien Mitte April wieder öffnen.
Erstmals sind in Deutschland zwei Menschen nach Erkrankungen mit dem neuen Coronavirus gestorben. Beide Todesfälle wurden am Montag in Nordrhein-Westfalen bekanntgegeben. Das erste Todesopfer ist eine 89-jährige Frau aus Essen, das zweite ein 78-jähriger Mann aus Gangelt im besonders betroffenen Kreis Heinsberg.
Die Zahl der nachgewiesenen Infektionen mit dem Coronavirus in Deutschland überschritt die Tausender-Marke. Das Robert-Koch-Institut in Berlin meldete am Montag insgesamt 1.112 Infizierte, nachdem es am Sonntag noch 902 Fälle gewesen waren. In Köln wurde wegen eines mit dem Virus infizierten Soldaten ist eine Kaserne geschlossen.
In Slowenien, wo sich das Coronavirus am Montag auf 23 Fälle ausgebreitet hat, wurden zusätzliche Maßnahme zur Eindämmung der Infektion beschlossen. Ab Dienstag wird am Flughafen Ljubljana bei Anreisenden das Fieber gemessen, außerdem werden Maßnahmen für Kontrollen an den Grenzübergängen mit Italien vorbereitet, erklärte Gesundheitsminister Ales Sabeder am Montag.
Darüber hinaus wurden bei einer Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates die Einschränkungen für Veranstaltungen verschärft: sämtliche Hallenveranstaltungen mit mehr als 100 Besuchern werden verboten. Dazu dürfen Sport- und andere Veranstaltungen im Freien mit über 500 Besuchern nur ohne Zuschauer ausgetragen werden. Das gilt auch für die Skiflug-WM in Planica und die alpinen Herren-Skirennen in Kranjska Gora.
Tschechien hat laut Zeitungsbericht mit Kontrollen von Einreisenden an den Grenzen zu Österreich und Deutschland begonnen. Seit Montag um 7.00 Uhr messen Feuerwehrleute mit Atemschutzmasken an zehn ausgewählten Grenzübergängen stichprobenartig die Körpertemperatur. Unterstützt werden sie dabei von Polizei und Zoll.
In Frankreich hat sich Kulturminister Franck Riester mit dem Coronavirus infiziert, wie aus dem Umfeld seines Ministeriums an Montag verlautete. Der 46-Jährige habe herausgefunden, dass er bei einem kürzlichen Besuch im Parlament mit infizierten Personen Kontakt gehabt habe. Er habe sich daher einem Test unterzogen. Der Minister habe Präsident Emmanuel Macron seit mehreren Tagen nicht getroffen.
Die irische Regierung sagte am Montag wegen der Coronavirus-Epidemie die Parade zum St. Patrick’s Day in der Hauptstadt Dublin ab. Zuvor hatte bereits die zweitgrößte irische Stadt Cork die Parade abgesagt. St. Patrick ist Irlands Schutzheiliger. Die Iren feiern ihn am 17. März mit Paraden und Festen. Die Parade in Dublin lockte im vergangenen Jahr rund 500.000 Menschen an. In Irland wurden bisher 21 Fälle der durch das neuartige Coronavirus ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19 gezählt.
Der stark betroffene Iran ließ wegen des Coronavirus-Ausbruchs rund 70.000 Gefangene frei. Die Zahl der Infizierten im Iran stieg binnen 24 Stunden um 595 auf 7.161, die Zahl der Virus-Toten um 43 auf 237.
China und Südkorea meldeten unterdessen einen Rückgang der Neuinfektionen. Aus China außerhalb der Provinz Hubei, wo die Epidemie ausgebrochen war, wurden am Montag den zweiten Tag in Folge keine neuen Ansteckungen berichtet. Südkorea, das nach China am stärksten betroffene asiatische Land, meldete 165 neue Infektionen und damit die wenigsten seit elf Tagen sowie einen neuen Todesfall. Damit stieg die Zahl der Ansteckungen auf 7.478 und die der Toten auf 51.
UT24/APA






