von red 30.12.2019 12:23 Uhr

Nach Paris-Sieg: Nationalisten wettern gegen Südtiroler Wappen

Weil das Sportnachrichtenportal Sportnews.bz beim Südtiroler Athleten Dominik Paris das Südtiroler Wappen anstatt die Tricolore verwendet, gehen italienische Nationalisten auf die Barrikaden.

APA (AFP)

Der Landtagsabgeordnete Alessandro Urzì (L’Alto Adige nel Cuore) bezeichnet das offizielle Wappen der Provinz Südtirol als „erfundenes, unbekanntes Wäppchen“. Was Urzì dabei verschweigt: Das Adler-Wappen aus dem Jahr 1370, welches auf dem Altar der Kapelle von Schloss Tirol abgebildet ist, wurde schon vor fast 40 Jahren mittels Dekret des Präsidenten der Republik genehmigt.

„Ich kann die Nervosität gut verstehen“

Ein Dorn im Auge ist das Südtiroler Wappen offensichtlich auch dem verantwortlichen Direktor der Internetseite Bznews24, Alan Conti. Conti, der selbst für das Athesia-Medium Alto Adige publizierte, bringt das Fehlen der Tricolore in Zusammenhang mit der Medienförderung aus Rom. „Die Athesia bekommt sechs Millionen Euro vom Staat löscht aber die Tricolore von ihrer Seite“, titelt Conti. Was das eine mit dem anderen zu tun hat, wird im Artikel nicht erklärt.

„Bekommt man Beiträge aufgrund von gesetzlichen Bestimmungen oder für das Setzen der Tricolore? Die Bestimmungen für Förderungen sind Gesetze. Welche Fahne man aber bei einem Sportler daneben stellt, vor allem dann, wenn man den regionalen Charakter herausstreichen will, dürfte vorerst noch nicht gesetzlich geregelt sein“, sagt einer, der sich mit Medien auskennt. Ein anderer meint: „Ich kann die Nervosität gut verstehen: Wenn man den ‚italienischen‘ Medaillenspiegel beim Wintersport genauer betrachtet, merkt man gleich, dass die Leistungsträger gar keine ethnischen Italiener sind. Selbiges gilt auch für die Handwerkerolympiade ‚Worldskills‘, wo es nur Südtiroler gibt.“

Diese Theorie scheint auch Urzì zu untermauern. Denn wie er selbst auf Facebook schreibt, hätte Italien mit „dieser Art der Informationsverbreitung“ keinen Dominik Paris mehr, der für den Stiefelstaat den Weltmeistertitel holt.

Keine Tricolore: Das Haus, die Arbeit und die Bankkonten nehmen

Auch in den sozialen Medien kritisieren italienische Nutzer die Berichterstattung des privaten, deutschsprachigen Mediums. Dort kam unter anderem die Forderung auf, Paris müsse sich dagegen wehren, als Südtiroler dargestellt zu werden, weil er doch bei den Carabinieri sei und italienisches Geld kassiere.

Aufgrund der Verwendung des offiziellen Südtiroler Wappens hagelt es aber auch weit schlimmere Kommentare. „Die Internetseite muss geschlossen, der Direktor eingesperrt werden. Es soll ihnen das Haus, die Arbeit und die Bankkonten bis zur dritten Generation genommen werden“, heißt es in einer Facebook-Kommentarspalte.

Wirth Anderlan zollt Respekt

Lob für den regionalen Charakter der Berichterstattung spricht hingegen der Landeskommandant des Südtiroler Schützenbunds, Jürgen Wirth Anderlan, aus. „Respekt der Tageszeitung Dolomiten, dass sie bereits seit Jahren die wahre Identität unserer Südtiroler Sportler wiedergibt. Dies gilt nun auch für SportNews. Leider zeigen unsere Landespolitiker weniger Mut, von einer Sportautonomie sind wir gleich weit entfernt, wie Dominik Paris von einer Goldmedaille im Eiskunstlauf“, so Anderlan.

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