von fe 06.12.2019 11:25 Uhr

„Nur nicht unsere ‚Pusterer Buam‘“

Der italienische Staatspräsident Sergio Mattarella hat den ehemaligen Lega-Chef Umberto Bossi begnadigt. Eine Begnadigung der „Puschtra Buam“ lässt aber noch auf sich warten. Eine Rückkehr in ihre Heimat blieb den vier BAS-Aktivisten bislang verwehrt.

Heinrich Oberleiter - Foto: www.schuetzen.com/Efrem Oberlechner

Im Jahr 2011 hatte Umberto Bossi bei einer Wahlkampfveranstaltung den damals amtierenden Staatspräsidenten Italiens, Giorgio Napolitano, als „Terrone“ beleidigt. Die abschätzige Bezeichnung, die gegenüber Süditalienern verwendet wird, fiel vor laufender Kamera bei einer Lega-Kundgebung in Albinio (Provinz Bergamo). Ein Gericht verurteilte den Senator daraufhin zu einem Jahr Haft wegen Schmähung des Staatspräsidenten.

Wie am Donnerstag bekannt wurde, hat Staatspräsident Sergio Mattarella eine Begnadigung unterzeichnet. Der Präsident der Republik berücksichtigte der italienischen Nachrichtenagentur ANSA zufolge eine befürwortende Stellungnahme des Generalstaatsanwalts, den gesundheitlichen Zustand des mittlerweile 78-jährigen Bossi sowie die Tatsache, dass der emeritierte Präsident Giorgio Napolitano angab, keinen „Grund für Ressentiments“ gegen den Verurteilten zu haben (UT24 berichtete).

Pusterer Buam warten bislang vergeblich

In der Zwischenzeit wartet Heinrich Oberleiter, einer der drei noch lebenden „Pusterer Buam“, noch auf seine Begnadigung. Die Tochter Oberleitners hatte mit Hilfe von Rechtsanwalt Karl Zeller im Vorjahr einen entsprechenden Antrag beim Präsidenten der Republik gestellt.

„Der Pusterer Heinrich Oberleiter, der nie jemanden persönlich beleidigt hatte, muss weiterhin auf die Begnadigung warten. Beide sind schwer krank, wo liegt der Unterschied? Der eine ist Italiener und der andere ein Südtiroler. Mehr ist dazu nicht zu sagen“, reagiert Roland Lang, Obmann des Südtiroler Heimatbunds auf Anfrage von UT24.

Begnadigung wäre „Akt der Menschlichkeit“

Auch belegt die neuste Geschichtsforschung, dass den im Exil lebenden Südtiroler Freiheitskämpfern Taten vorgeworfen werden, die sie nicht begangen haben.

„In Italien wird gefühlt jede und jeder begnadigt, vom Politiker bis zum Mafioso, nur nicht unsere ‚Pusterer Buam‘. Es widerspricht jeglichem europäischen Rechtsempfinden, wenn diese Männer bis heute weder eine gerichtliche Vorladung noch eine schriftliche Anklage erhalten haben. Umso mehr wäre es nun ein Akt der Menschlichkeit, eine Generalamnestie für alle Südtiroler Aktivisten auszuspreche“, sagt der Landeskommandant der Schützen, Jürgen Wirth Anderlan.

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