von su 23.11.2019 07:23 Uhr

Tramin in Erwartung: Der MPREIS kommt ins Dorf

Der neue große Lebensmittelanbieter meint es gut. „Aus Liebe für unsere Zukunft“ lautet eine der lieblichen Botschaften des familiengeführten Unternehmens aus Österreich. Die Kaufmannschaft von Tramin will gegen den Riesen vor allem mit noch persönlicherem Service ankämpfen – befindet sich aber allein schon wegen ihrer Lage in aussichtsloser Position.

Der neue MPREIS in Tramin, Eröffnung Frühjahr 2020. (Bild: UT24/su)

Im Dorf wissen es alle: Der MPREIS kommt. Am südlichen Ortseingang kann jeder den Baufortschritt verfolgen. Seit dem Frühling wird dort aus der ehemaligen Schnapsbrennerei Psenner, das neue Betriebsgelände eines weiteren Marktes der MPREIS-Kette aus dem Boden gestampft.

„Neueröffnung! Hier entsteht unser jüngster Markt“ steht an der Hausfront nebst anderen Werbebotschaften, wie beispielsweise „Einkaufen – Ganz regional“. Es wird der MPREIS-Markt Nr. 22 in Südtirol sein.

Aus der ehemaligen Brennerei Psenner entsteht der neue MPREIS in Tramin (Bilder: UT24/su)

Wir schauen nach vorne

Die Österreichkarte ist mittlerweile vollgespickt von MPREIS-Läden. Das Geschäftsmodell ist ein Einfaches und dieses wird ebenso offen kommuniziert, wie gelebt: „Wir bei MPREIS schauen nach vorne. Darum wollen wir die Zukunft auch ein bisschen besser und lebenswerter machen und lassen uns dafür einiges einfallen“, so der „Angriff“ auf die Mitbewerber.

Es geht um Nachhaltigkeit, Regionalität und Saisonalität ebenso wie um „absolut biologisch“. Erwähnenswert auch die Absicht des Unternehmens, mit „Tiroler Fairness“ vorgehen zu wollen.

„Wir blicken für unsere Produktvielfalt gerne über den Tellerrand hinaus. Internationale Tirolness ist unser Anspruch an unser Sortiment. Das bedeutet aber auch, dass wir mit unseren Produzenten in fernen Ländern genauso fair umgehen, wie mit den Bergbauern in Tirol“.

MPREIS-Filiale in Neumarkt (Bilder: UT24/su)

In der Menge billiger

MPREIS spielt das gesamte Klavier eines modernen Discounters. Weiß sehr genau, was die Kundschaft von heute und jene von morgen will und braucht. Neuzeitliche Trends, wie das verpönte Plastik oder die Unzulänglichkeiten der Wegwerfgesellschaft werden gleichermaßen thematisiert, wie der Lockvogel „Kauf zwei, zahl eins“ oder „in der Menge billiger“.

Parkplätze vor Geschäften gestrichen

Ist es jetzt um die Traminer Kaufmannschaft geschehen? Zwei der besten Geschäfte Tramins, welche Lebensmittelhandel betreiben, schauen der für Frühling 2020 geplanten Eröffnung des großen Nachbarn im Süden, mit nicht allzu großer Sorge entgegen.

Beide liegen unmittelbar nebeneinander. Beiden sind im Zuge der Umsetzung von verkehrskonzeptionellen Maßnahmen seitens der Gemeinde, Überlebens wichtige Parkplätze vor den Geschäften gestrichen worden.

Einer ist der Bürgermeister selbst, der an der engsten Stelle der Dorfzufahrt, der Hans Feur-Straße, einen Despar-Laden betreibt.

Geschäftsführer Konsumgenossenschaft Tramin, Roland Luggin, Mitarbeiterin Heidi. Geschäft in der Hans Feur-Straße (Bilder: UT24/su)

Spielt nicht in unsere Hände

Der andere ist ein COOP-Laden: „Dein Supermarkt“ steht an der Wand oberhalb des Einganges. Eine zweite, mittlerweile nur mehr halbtägig geöffnete Filiale der sogenannten „COOP-Konsumgenossenschaft“ befindet sich weiter nördlich in derselben Einbahnstraße, welche von vielen Autofahrern gewohnheitsmäßig als reine Dorfzufahrt genutzt wird.

Roland Luggin, der agile Geschäftsführer sagt zu UT24: „Natürlich haben wir uns Gedanken gemacht, wie wir unser Angebot auf die neue Situation bestmöglich anpassen können“. Luggin verweist auf die Bemühungen seiner siebenköpfigen Mannschaft, den „Leuten noch mehr entgegenzukommen“. Auf der Facebookseite steht im Startbild grafisch professionell aufgemacht: „Lieferservice – sie bestellen, wir liefern“.

„Wir wissen um den Trend der heimischen Produkte und haben uns entsprechend gut aufgestellt“ sagt Luggin und ergänzt „ Wenn wir von Regionalität sprechen, dann meinen wir Produkte aus Südtirol“.

Auf die aktuelle Situation und Entwicklung der Verkehrsproblematik in Tramin und den getroffenen Maßnahmen seitens der Politik angesprochen, sagt Luggin: „Leider spielt uns die Streichung von Parkplätzen nicht in die Hände“. Das, so Luggin, kommt unseren neuen Kollegen zugute.

Bürgermeister mit weißer Schürze

Auf der anderen Straßenseite lädt Bürgermeister Wolfgang Oberhofer mit weißer Schürze gerade Mineralwasserkisten in sein Lieferauto. Seine Doppelfunktion, jene des Bürgermeisters und jene des Kaufmannes, scheint der erste Bürger Tramins zum Nachteil seiner selbst mitgestaltet zu haben.

Die unlängst getroffenen Maßnahmen treffen ihn genauso. Von den ursprünglichen schräg gelegenen Parkplätzen vor seinem Geschäft, sind nunmehr einige wenige längs gerichtete geblieben. Das Parken hat sich deutlich erschwert. Von UT24 angesprochen, warum er als Bürgermeister diese geschäftsschädigende Entwicklung nicht abwehren konnte, verweist Oberhofer auf das hier verfolgte Allgemeininteresse und den Wunsch der Bürger, nach mehr Sicherheit für die Fußgänger.

Auch Oberhofer, der zusammen mit seiner Frau Heidi und vier Teilzeitmitarbeitern, den Laden betreibt, will sich künftig noch mehr der Frische und Regionalität seines Angebotes verschreiben und „auf unnötiges Plastik verzichten“.

Seitens der Gemeinde, so Oberhofer, habe es damals, als MPREIS anklopfte, keine rechtlichen und urbanistischen Mitteln gegeben, um sich dagegen zu wehren.

Bürgermeister und Kaufmann Wolfgang Oberhofer, Ehefrau Heidi. Geschäft in der Hans Feur-Straße (Bilder: UT24/su)

40 Jahre lang Verkehrskonzept

Tramin diskutiert seit nahezu 40 Jahren über den Verkehr und darüber, dass das Dorfzentrum verkehrsberuhigt werden soll. Bisher hat es die Politik nicht im Sinne aller auf die Reihe gebracht, dieses Problem zu lösen.

Zwischenzeitlich sind einige teure Verkehrskonzepte in Auftrag gegeben worden – deren Umsetzung harrt, bis auf die Streichung von Parkplätzen, möglicherweise einer Entscheidung, welche, so wird im Dorf gesagt, ein mittleres Erdbeben auslösen würde. Es geht um ein Grundstück, welches der Kirche gehört. Diese will offenbar aber nicht verkaufen.

Es bliebe der Weg der Enteignung. Wahrscheinlich würde dann das Problem des Verkehrs im Dorfzentrum in einem Mal gelöst sein, zumal der sehnlichst gewünschte Parkplatz in der Nähe des Dorfes geschaffen wäre. „Aber, welcher Bürgermeister möchte gegen den Willen des Pfarrers vorgehen?“, sagt eine Frau mit vollen Einkaufstaschen. „Solange ich imstande bin, tue ich mir das an, aus Liebe zu den Geschäften im Dorf“, sagt die Traminerin.

  • Tramin Pfarranger (Bild: UT24/su)

Der sogenannte „Pfarranger“ im Zentrum von Tramin. (Bild: UT24/su)

Genügend Parkplätze

Ein weiterer Lebensmitteladen, der von Elio Morandini, liegt an der nördlichsten Einfahrt des Dorfes.

Die Verkäuferinnen dort sorgen sich gar nicht um den neuen Anbieter mit dem roten Logo. „Bei uns ist genügend Parkplatz vor dem Geschäft“, gibt sich Christine gegenüber UT24 zuversichtlich.

Lebensmittelgeschäft Elio Morandini, in der Bachgasse (Bild: UT24/su)

Gastronomie und Metzgerei

Der neue MPREIS in Tramin öffnet im Frühling 2020 seine Tore. „Die Filiale wird eine Verkaufsfläche von ca. 800-900 m² aufweisen, darin integriert werden eine kleine Gastronomie und eine heimische Metzgerei“, so die Auskunft der Konzernzentrale in Völs in Tirol gegenüber UT24.
„Es kommt ein Metzger aus der Region mit heimischen Fleischprodukten, die er über „Stock“ verkauft, d.h. dass er die vom Kunden gewünschte Menge portioniert“, so die vorgegebene Marschroute.

„Die Gastronomie bietet einen Barbetrieb und eine warme Küche mit tollen Mittagsmenüs“, sagt die „MITALIA“-Koordinatorin.
Was den „heimischen Metzger“ betrifft, so hat Tramin noch einen solchen.

Ivo Codolonga führt mit seiner Frau Evi und drei Angestellten sein Handwerk, nach der von MPREIS künftig für Tramin vorgesehenen Art, vom „Stock“. Einziger, Wermutstropfen für den beliebten Traminer Dorfmetzger: Er hat seinen Laden in der Hans Feur-Straße.

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