von fe 05.11.2019 19:27 Uhr

Österreichische ID-Karte für Südtiroler: „Emotionaler Wert und konkreter Nutzen“

Estland hat vor fünf Jahren eine digitale „ID-Card“ und damit einen elektronischen Wohnsitz eingeführt. Dies steht nicht nur den eigenen Staatsbürgern offen, sondern kann auch an andere Interessierte vergeben werden. Der Südtiroler Christian Girardi (Global Forum Südtirol) hat sich um diese elektronische Identitätskarte erfolgreich beworben. Im Gespräch mit UT24 erklärt er, welche Vorteile eine solche digitale Identität bringt und warum eine österreichische ID-Karte für Südtiroler so wünschenswert ist.

Urmas Eigla (Vize-Botschafter Estlands in Rom) überreicht Christian Girardi die Digital-ID in der estnischen Botschaft in Rom.

„Es ist mehr als nur ein Ausweis in digitaler Form“, sagt Girardi zu UT24. In Estland besitzt jeder volljährige Bürger eine ID-Chipkarte, mit der sich fast alle Behördengänge von Zuhause aus erledigen lassen – sogar Wählen ist möglich, allerdings den estischen Staatsbürgern vorbehalten. Ausnahmen bilden nur Hochzeit, Scheidung und Grundkauf.

Einfacher Vorgang

Doch warum sucht ein Südtiroler um eine estische Identitätskarte an? „Mich hat das Model Europa der Regionen interessiert. Die ID-Karte fand ich zukunftsweisend. Deshalb wollte ich wissen wie das läuft. Wie kompliziert ist das? Funktioniert das überhaupt?“, so Girardi.

Der Prozess war Girardi zufolge recht einfach: Über eine Webseite übermittelte der Süd-Stern-Gründer seinen Reisepass, ein kurzes Bewerbungsschreiben, und einen Strafregisterauszug. Nach einem Monat traf die Bestätigung ein, dass Girardis Antrag genehmigt worden war und er die ID-Karte bei der nächsten Botschaft abholen könne. Dort wurden ihm als letzter Schritt noch Fingerabdrücke abgenommen. „De facto kann ich jetzt mit dieser ID von Bozen aus eine Firma in Estland gründen“, sagt Girardi.

„Österreichische ID-Karte wäre naheliegend“

„Eine österreichische ID-Karte wäre aber naheliegender“, räumt er ein. „Wir sind mit Österreich kulturell und wirtschaftlich eng verbunden. Viele Südtiroler haben dort eine Wohnung, einen Job oder nehmen sanitäre Dienstleistungen in Anspruch. Mit einer solchen ID-Karte könnten Behördengänge von Bozen aus erledigt werden“.

Sollte Österreich eine solche digitale ID-Karte einführen, dann könnten sich Südtiroler darum bewerben und anschließend alle Dienstleistungen des Staates, welche Österreich seinen eigenen Staatsbürgern anbietet, in Anspruch nehmen. „Das heißt, man könnte sich online über jeden PC in die digitale Nation Österreich einloggen und Arztvisiten, Steuererklärungen oder etwa Universitätsanmeldung in Anspruch nehmen. Alles von zuhause aus, ohne physisch auf einem österreichischen Amt erscheinen zu müssen“, erklärt Girardi. Dazu bräuchte es nur eine ID-Karte nach estischem Vorbild und ein Kartenlesegerät.

„Mehr Lebensqualität“

Für Girardi hätte eine österreichische ID-Karte durch einen Ausweis in der Brieftasche nicht nur einen emotionalen Wert, sondern auch einen konkreten Nutzen für die Lebensqualität. „Nachdem wir Südtiroler mit Österreich viel zu tun haben, wäre dies meines Erachtens ein interessanter Weg, den auch Österreich einschlagen könnte, um uns Südtirolern eine noch stärkere Vernetzung anbieten könnte“, so Girardi. „Wenn Österreich diese ID-Chipkarte einführen würde, würde ich sie sofort beantragen“, fügt er hinzu.

  • Der Südtiroler Christian Girardi ist digitaler Bürger Estlands.
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