von ih 04.07.2019 20:18 Uhr

Frei.Wild rechnen in neuem Musikvideo mit Mitläufertum ab – VIDEO

Mit drastischen Worten warnt die Südtiroler Band vor gesellschaftlicher Ausgrenzung, Beschneidung der Kunstfreiheit und Stigmatisierung.

Foto: Screenshot Youtube

im letzten Jahr erschienenen Album „Rivalen und Rebellen“, ohnehin schon eine Abrechnung mit der Einheitlichkeit, Mutlosigkeit und Konformität der Musikbranche und ihren Akteuren im Speziellen und der Gleichrichtung einer gesellschaftlich vorherrschenden veröffentlichten Meinung im Allgemeinen, unterlegen die Musiker mit bildstarken Comic-Motiven zu einem futuristisch düsteren Szenario in „orwellscher“ Atmoshäre, in der austauschbare Kopf – Körperfiguren monoton und sinnentleert agieren – oder eben nicht agieren. Anspielungen und Bezüge auf Figuren und Strukturen der Musikbranche sind natürlich nicht zufällig.

In einem auf der Homepage der Band und in sozialen Medien veröffentlichten Manifest erklärt die Band dann noch einmal ganz deutlich ihre Motivation: Es ging ihr nicht um Schuldzuweisungen: Die Entscheidung mit ihren Liedern lieber „Opposition als Regierung“ zu sein, sei frei und bewusst gewählt. Ein Leben zwischen Liebe und Verachtung, so die Band weiter, zwischen Wind, Sonne und Regen strenge zwar an, aber es macht gesund und glücklich. „Wir wollten schon immer eine Band sein, die sich lieber der ABWEICHENDEN Musikkultur anschließt, als der KLASSISCHEN Gesellschafts- Musik. Frei und gegen das Establishement.“

So weit, so klar! Aber die vier Musiker machen in ihrem Text vielmehr deutlich, dass die Kunstfreiheit in Deutschland massiv gefährdet sei. Kunst in Deutschland sei schon lange nicht mehr frei. Nicht von Denkverboten, nicht von Vorgaben und schon gar nicht von einer medialen Einheitserwartung, die nur in eine Richtung gehe.

Das sich Kunst im Rahmen des Grundgesetzes bewegen muss, wird nicht infrage gestellt. Aber der in Deutschland schon lange zu beobachtende Umgang mit dem Freiheitsgedanken in der Kunst sei nicht mehr mit den Vorstellungen vereinbar, die Frei.Wild mit diesem Begriff verbindet.

Das Fazit der vier Südtiroler ist klar: Kunst muss alles dürfen dürfen. Kunst muss weh tun dürfen und sollte nie nur einer Denkrichtung entstammen. Kunst muss man aushalten und tolerieren. Egal aus welcher Richtung sie kommt!

Weiter unten im Text wendet sich die Band direkt an die Musikbranche sowie an ihre musikalischen Kollegen, die sich zwar zu Recht gegen Faschismus und rechte Gewalt stellten, aber deren Methoden der Ausgrenzung in genau diese Richtung liefen. Viele der gegen Frei.Wild in den letzten Jahren angezettelten Aktionen, von Auftritts-Verbotsforderungen anderer Bands über die Verbrennung von Frei.Wild Fahnen oder Fanartikel bis hin zur Entfernung von Frei.Wild aus allen Plattenläden der Republik hätte es schon mal gegeben, so die Künstler, und vieles weise darauf hin, dass die Kategorien „Geartete Künste“ und „Entartete Künste“ wieder lebendig seien. Das sei beschämend und traurig zugleich. Die vier Südtiroler warnen vor einer überwachten und gleichgerichteten Kunst, die nicht von Vielfalt, von Mut und von freien Individuen geprägt ist, sondern von „gegenseitigen Schulterklopfern.“ und „Auf den Mehrheitszug-Springern“, beherrscht wird.

Sie warnen vor Feigheit und Einfallslosigkeit, vor „Soldaten an Mikrophonen und Gitarren“ und sehen immer mehr eine „Wer nicht mit uns ist, der wird bekämpft“ Kultur in Deutschland aufziehen.

Abschließend erhoffen sie für die Kunst gigantische und mutige Flügel und keine Grenzzäune und enden mit dem Wunsch das als Kunst zu leben, was damals als entartet bezeichnet wurde und zerstört und vernichtet werden sollte.

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