von ih 04.06.2019 11:54 Uhr

„Unzuverlässigkeit der italienischen Post nimmt ständig zu“

Die Briefzustellung bei der italienischen Post dauert oft Monate, Postbeamte sind chronisch überfordert, das Recht auf Gebrauch der deutschen Muttersprache wird oftmals einfach ignoriert, doch die Posttarife werden ständig erhöht und grenzen angesichts der miserablen Dienstleistungen inzwischen an Wucher. Diese zahlreichen Umstände kritisiert die Süd-Tiroler Freiheit und fordert umgehende Maßnahmen.

Die Landtagsabgeordneten Myriam Atz Tammerle und Sven Knoll - Foto: STF

Die untragbaren Zustände bei der italienischen Post seien nicht nur ein Ärgernis für Privatpersonen, sondern für die Südtiroler Unternehmen schlechterdings geschäftsschädigend, da diese auf eine rasche und gut funktionierende Postzustellung angewiesen sind.

Die Briefzustellung von Innsbruck aus nach Südtirol sei inzwischen billiger und schneller, als die Zustellung mit der „poste italiane“ von Südtirol aus nach Südtirol. Ein 20 Gramm Brief kostet in Österreich 0,70 Euro im Inland und 0,80 Euro ins Ausland. In Italien kostet derselbe Brief 1,10 Euro im Inland und 1,15 Euro ins Ausland. Immer mehr Unternehmen seien daher gezwungen, ihre Briefe privat zur Postaufgabe nach Österreich zu befördern. Es sei bezeichnend, dass das Postamt in Sillian inzwischen österreichweit das wirtschaftlich erfolgreichste Postamt ist, weil immer mehr Südtiroler aus dem Pustertal ihre Postgeschäfte über das Postamt in Sillian abwickeln, gibt die Süd-Tiroler Freiheit zu bedenken.

Kosten und Zustellzeiten haben sich erhöht

Unlängst hat die Verbraucherzentrale in einer Medieninformation aufgezeigt, dass sich die Zustellzeiten in Südtirol an Werktagen (ohne Samstage und Feiertage) in fünf Jahren mehr als verdoppelt haben! Die Zustellzeit ist von 2,7 Tagen auf 6,1 gestiegen! Das bedeutet eine Verschlechterung von 126 Prozent!

Auch die Portokosten haben sich erhöht: Im Jahr 2014 zahlte man für einen Normalbrief 70 Cent, heute blecht man 1,10 Euro. Das bedeutet eine Preissteigerung von 57 Prozent, obgleich die Erreichung der Qualitätsziele um 41 Prozent abgenommen hat.

Post wird in Bozen nicht ausgetragen

Die Misere bei der italienischen Post sei nicht nur für die Bevölkerung untragbar, sondern auch für die Postmitarbeiter enorm belastend, sodass immer mehr Briefträger in Südtirol kündigen oder erschöpfungsbedingt ausfallen. Die italienische Post versuche diese Ausfälle auszugleichen, indem in Südtirol Mitarbeiter aus Norditalien zeitweilig angestellt werden, die für viel Geld in Hotels untergebracht werden müssen. Da diese Mitarbeiter der deutschen Sprache nicht mächtig sind, leidet die Postzustellung weiter, weil sie die Adressen nicht lesen können und zudem nicht ortskundig sind.

Zur Verbesserung des Postdienstes hat das Land Südtirol einen Vertrag mit der italienischen Post abgeschlossen, der erhebliche Summen zur Wiedererrichtung eines Postverteilungszentrums in Bozen vorsieht. Der Postdienst habe sich jedoch nicht verbessert. Im Gegenteil! Unlängst sei von Medien aufgezeigt worden, dass in Bozen über 80 Kisten mit Briefen gelagert werden, die bisher nicht ausgetragen wurden. Diese Situation habe sich in den letzten Monaten zugespitzt. Immer öfter beklagen sich Bürger darüber Rechnungen, Einladungen, Ankündigungen, Zeitungen usw. viel zu spät oder gar nicht erhalten zu haben.

Das Abkommen des Landes Südtirols mit der italienischen Post müsse als gescheitert betrachtet werden, da die italienische Post ihren Vertragsverpflichtungen nicht nachkomme. Es braucht daher dringend eine Alternative für die Postzustellung in Südtirol, so die Süd-Tiroler Freiheit.

Zwei Lösungsvorschläge

Durch die Liberalisierung des Postwesens besitzt die italienische Post kein Monopol mehr auf die Briefzustellung, das heißt, das Land Südtirol hätte zwei Möglichkeiten, um unabhängig von der italienischen Post die Briefzustellung zu organisieren:

  1. Das Land schließt mit dem Postunternehmen eines anderen Staates einen Vertrag für die Übernahme der gesamten Briefabwicklung ab.

Als Beispiel sei das Fürstentum Liechtenstein genannt, dessen Postabwicklung über viele Jahrzehnte hinweg zuerst von der österreichischen Post und dann von der schweizerischen Post organisiert wurde.

  1. Das Land organisiert die Annahme und Verteilung der Post innerhalb Süd-Tirols eigenständig und schließt mit einem ausländischen Postpartner einen Vertrag für die internationale Briefabwicklung ab.

In Europa gibt es viele Beispiele für Autonome Gebiete, die ihre Post selbst verwalten und auch eigene Briefmarken drucken können. Um nur einige zu nennen: Färöer-Inseln (Dänemark), Åland-Inseln (Finnland), Grönland (Dänemark), die britischen Kronbesitze Guernsey, Jersey und Isle of Man, Gibraltar (Vereinigtes Königreich) usw. Es gibt auch zahlreiche französische Überseegebiete, auf die dies zutrifft.

Süd-Tiroler Freiheit stellt Beschlussantrag

Der Süd-Tiroler Landtag fordert ein funktionierendes und zuverlässiges Postwesen für Südtirol und beauftragt die Landesregierung daher, den Vertrag mit der italienischen Post aufzukündigen und mit den Postunternehmen der benachbarten Staaten in Verhandlungen zu treten, um einen Kooperationsvertrag für die gesamte oder teilweise Briefabwicklung in Südtirol abzuschließen.

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