von ih 04.12.2018 14:12 Uhr

Ansuchen um Begnadigung für Südtiroler Freiheitskämfer

Für den ehemaligen Südtiroler Freiheitskämpfer Heinrich Oberleiter ist ein Gnadengesuch bei Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella eingereicht worden. Laut einem Bericht der Tageszeitung Il Giornale di Brescia ist der Antrag von den Kindern Oberleiters eingereicht worden.

Foto: Efrem Oberlechner

Heinrich Oberleiter, der in Italien aufgrund der Sprengstoffanschläge in den 1960er Jahren zu zweimal lebenslänglich verurteilt worden ist und noch immer auf eine Amnestie wartet, kann immer noch nicht in seine geliebte Heimat, in das Ahrntal zurückkehren, weil dieses Urteil nicht verjährt.

1974 wurde Heinrich Oberleiter zudem von einem Gericht in Brescia zu 16 Jahren Haft wegen eines Anschlags auf den „Brenner Express“ im Jahr 1964 verurteilt, den angeblich er durchgeführt haben soll. Die Oberstaatsanwaltschaft von Brescia muss jetzt dem italienischen Staatspräsidenten ein Urteil zum Gnadengesuch liefern.

Buch über Freiheitskampf veröffentlicht

Eingereicht wurde der Antrag auf Begnadigung nun von den Kindern Oberleiters. Ähnliche Bemühungen, eine Begnadigung Oberleiters zu erreichen, waren in Vergangenheit bereits gescheitert.

Oberleiter veröffentlichte eine Biografie mit dem Titel „Es gibt immer einen Weg“, in dem er auch von seiner Zeit als Freiheitskämpfer in den 1960er Jahren erzählt. „Meine Kindheit ähnelt der Kindheit vieler, die in jener Zeit in einem Südtiroler Dorf aufgewachsen sind“, erzählt Oberleiter darin, der 1941 als viertes von 13 Kindern einer Kleinbauernfamilie in St. Johann im Ahrntal geboren wurde, seine Autobiografie. Damals konnte freilich noch niemand ahnen, welch besonderes, welch aufregendes Leben ihm noch bevorstehen sollte.

Eine spektakuläre Flucht

Mit 20 Jahren entschließt sich Heinrich Oberleiter am Freiheitskampf für Südtirol teilzunehmen, mit allen Konsequenzen. Jahrelang verübt er Attentate, vor allem auf Strommasten, die damals als Inbegriff der italienischen Unterdrückungspolitik in Südtirol gelten. Er lebt mit den anderen „Pusterer Buibm“ in Felsverstecken weitab von Dörfern und Städten, und ist schließlich einer der meistgesuchten Aktivisten.

Auf seiner Flucht nach Österreich wird er schließlich von der italienischen Polizei gefasst. Doch trotz strenger Bewachung und -17° Celsius gelang ihm das Unglaubliche: In einer spektakulären Flucht aus dem Polizeiauto kann er entkommen und sich über die österreichische Grenze retten. Doch auch hier erwartet ihn alles andere als ein ruhiges, „normales“ Leben. So muss der mittlerweile 77-Jährige bis heute im Exil im deutschen Gössenheim leben.

Jetzt
,
oder
oder mit versenden.

Es gibt neue Nachrichten auf der Startseite