von ih 19.10.2018 09:17 Uhr

Malerei zur Zeitenwende in Bruneck zu sehen

Am 26. Oktober wird im Stadtmuseum von Bruneck die Ausstellung „Christian Eder- Parallele Ordnungen“ feierlich eröffnet. In dieser Ausstellung werden die geometrisch abstrakten, von oszillierenden Oberflächen geprägten Malereien des zeitgenössischen Künstlers präsentiert.

Foto: Stadtmuseum Bruneck

Christian Eder wird 1964 in Bregenz am Bodensee geboren und studiert Psychologie, Pädagogik sowie Kunstgeschichte an der Universität in Innsbruck und in Wien. Nach der Absolvierung seines Studiums arbeitet er eine Zeit lang im Belvedere in Wien als Kunstvermittler der spätgotischen Tafelmarei. Anschließend widmet sich Christian Eder vollkommen der Malerei. Der freischaffende Künstler reflektiert in seinen Arbeiten den Malprozess an sich und untersucht die Zusammenhänge von Denken und Sehen.

Charakteristisch für seine abstrakte Malerei sind symmetrisch angelegte Linien- und Flächenformationen sowie auch die reduzierte Verwendung von Farbe und Form. Der Künstler untersucht in langen Arbeitsprozessen die Interaktion der einzelnen Bildbestandteile Fläche, Farbe, Linie und Licht. Die Ergebnisse seiner Untersuchungen präsentiert er durch ein minimiertes Formenvokabular, welches sich in seriell komponierten, sich gegenseitig überlagernden und überschneidenden Liniensystemen sowie auch in gliedernden, teilweise fast schwingenden Ordnungsmustern ausdrücken. Die Bildsysteme werden durch spannende Gegensätze zwischen rechteckigen, quadratischen, ovalen und kreisrunden Formen, durch Farbkontrasten und dem daraus resultierenden Helldunkelspiel sowie auch dem Wechselspiel zwischen Horizontalen, Vertikalen und Diagonalen gebildet.

Dialog zwischen Geometrie, Farbe und Linie

Trotz der formalen, linearen und geometrischen Strenge erlangen die Bildkompositionen von Christian Eder sinnliche Präsenz und Leichtigkeit, welche auf die visuelle Erfahrung des Betrachters abzielen. Ein Bild verändert je nach Standpunkt des Betrachters und je nach Lichteinfall seine Wirkung und seine Farberscheinungen. So werden Linienelemente teils als Durchschneidungen und teils als Verbindungen der Bildflächen gesehen. Die Formen scheinen bei unterschiedlicher Betrachtung mit dem Bildhintergrund zu verschmelzen oder sich von demselben abzusetzen. Die Farben werden in ihrer Wirkung gesteigert und verschieden wahrgenommen, wie z.B. Grau und Schwarz, welche nicht mehr nur farblos erscheinen. Monochrome Bildflächen beginnen sich zu verändern und lösen sich teilweise in Vibrationen auf, welche als Farbbewegungen aufgenommen werden. Das Wechselverhältnis zwischen Bildvorder- und Bildhintergrund sowie zwischen den Formen und Farben hat eine räumliche Erfahrung zur Folge. Die Arbeiten des Künstlers fordern stets das das Sehen und die individuelle Wahrnehmung des Betrachters heraus und sollen einer genauen Beobachtung unterzogen werden.

Christian Eder lebt und arbeitet in Wien, wobei er den Frühling und den Sommer meist im idyllischen Illmitz am Neusiedlersee verbringt. Seit 1996 werden seine Arbeiten regelmäßig in Einzel- und Gruppenausstellungen in Österreich, Polen und der Slowakei präsentiert. Nun führt ihn der Weg auch nach Südtirol, ins Stadtmuseum von Bruneck. In dieser Ausstellung werden vom Künstler ausgewählte und auch eigens dafür neu geschaffene Arbeiten in ein Verhältnis zur lokalen spätgotischen Tafelmalerei und Skulptur gesetzt. Durch diese spannende Gegenüberstellung macht der Künstler auf das unterschiedliche, aber im Hintergrund seit jeher von Maß und Form bestimmte Denken des Menschen aufmerksam.

Das Bildkonzept beruhte bereits im Mittelalter auf einem Dialog zwischen Geometrie, Farbe und Linie. Im Vordergrund standen jedoch das harmonische Ganze und vor allem das Symbolhafte. Heute, in der zeitgenössischen Malerei, sind die einzelnen Bestandteile, ihr Zusammenspiel und ihre unterschiedlichen Anordnungen das Wesentliche der Bildwirkung. So ist also eine Malerei von damals und heute hinsichtlich ihrer Entstehung auf dieselbe Essenz zurückzuführen, aber die Herangehensweise, die Anordnung, die Signifikanz und die Wahrnehmung haben sich im Laufe der Jahrhunderte deutlich gewandelt.

In der Ausstellung im Stadtmuseum Bruneck wird der Besucher dazu eingeladen diese Gemeinsamkeit bzw. Unterschiedlichkeit der Seh- und Maltradition durch einen Prozess des Vergleichens und Unterscheidens zu erfahren.

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