von ih 19.08.2018 17:01 Uhr

Drei Monate Waffenruhe mit Taliban in Afghanistan

Trotz jüngster Kämpfe und Anschläge hat der afghanische Präsident Ghani rund um das islamischen Opferfest (Eid al-Adha) eine neue Waffenruhe mit den radikalen Taliban ausgerufen. Sie ist an Bedingungen geknüpft. Sie soll am Montag (20. August) beginnen und drei Monate dauern. “Ich hoffe, auch die Taliban rufen eine Waffenruhe aus”, erklärte Ghani.

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Das Opferfest beginnt am Dienstag. Der Präsident stellte in den Raum, dass eine Waffenruhe auch länger dauern könnte; sie könnte bestehen, “solange sie die Taliban (…) respektieren”, sagte Ghani.

Die radikalislamischen Taliban brachten indes in der afghanischen Nordprovinz Faryab ein weiteres Bezirkszentrum unter ihre Kontrolle. Zwischen 40 und 60 Sicherheitskräfte und Mitarbeiter der Bezirksregierung hätten sich in Balcharag den Taliban kampflos ergeben, teilten die Provinzratsmitglieder Abdul Ahad Elbek und Aak Mohammad Nuri am Sonntag mit.

Den Hergang erklärten die beiden aber auf unterschiedliche Weise. Nach Angaben Elbeks hatten sich Polizisten, Soldaten und Regierungsmitarbeiter nach monatelanger Belagerung durch die Taliban ergeben, weil sie keine Hilfe von den afghanischen Truppen aus der Provinzhauptstadt Maymana erhalten hätten. Nuri zufolge hatten sich 60 Polizisten nach einer Vermittlung durch Stammesälteste ergeben, nachdem sich ein Armeebataillon aus der Gegend zurückgezogen habe.

Die Niederlage schürt Ängste, dass weitere acht der 14 Bezirkszentren in der dünn besiedelten Provinz an die Taliban fallen könnten. Zwei der Bezirkszentren werden bereits von den Taliban beherrscht.

Erst am Dienstag war das Bezirkszentrum von Ghormach nahe der turkmenischen Grenze an die Taliban gefallen, nachdem radikal-islamische Milizkämpfer eine Armeebasis gestürmt und Dutzende Menschen getötet oder gefangen genommen hatte. Die Provinz Faryab gehört mittlerweile zu den am schwersten umkämpften des Landes.

In der ostafghanischen Provinzhauptstadt Ghazni trafen unterdessen am Sonntag erste Hilfslieferungen ein. Nach Angaben des afghanischen Roten Halbmonds sollten 800 Familien Reis, Speiseöl, Bohnen und Tee bekommen. Weitere 1.200 Familien sollten demnach am Montag versorgt werden.

In Ghazni waren zuvor bei tagelangen heftigen Gefechten zwischen Regierungssoldaten und Taliban-Kämpfern nach UNO-Schätzungen mindestens 200 Zivilisten getötet worden. Gebäude brannten nieder, die Infrastruktur wurde zerstört. Die Einwohner leiden unter Nahrungsmittel- und Wassermangel, die Preise für die Grundversorgung stiegen.

Auch mindestens hundert Sicherheitskräfte wurden nach Regierungsangaben getötet. Die islamistischen Taliban hatten am 9. August einen groß angelegten Angriff auf Ghani in der gleichnamigen Provinz im Südosten des Landes gestartet. In Afghanistan stationierte US-Truppen hatten das afghanische Militär aus der Luft unterstützt. Der Angriff auf Ghazni war die größte militärische Aktion der Taliban seit einer vorübergehenden kurzen Waffenruhe im Juni.

APA

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