VZS warnt vor Pestiziden im Wasser

Längst sind Pestizide dort angekommen, wo sie eigentlich nicht sein sollten, nämlich (auch) im Wasser. Laut dem neuen ISPRA-Bericht wurden 2016 an 67 Prozent der – italienweit – 1.554 Überwachungsstellen für Oberflächenwasser und an 33,5 Prozent der insgesamt 3.129 Messpunkte für Grundwasser Pestizide nachgewiesen. Beim Oberflächenwasser wurden die geltenden Umweltgrenzwerte an rund 24 Prozent der Messpunkte überschritten, beim Grundwasser war dies an 8,3 Prozent der Messpunkte der Fall.
Am häufigsten wurden Herbizide nachgewiesen, doch auch Fungizide und Insektizide wurden vermehrt aufgefunden. Ähnlich wie bei Lebensmitteln, zeigen sich auch im Wasser zunehmend Pestizid-Mehrfachbelastungen mit mehr als einem Wirkstoff. Durchschnittlich sind die Wasserproben laut ISPRA-Bericht mit fünf Pestiziden belastet, den Rekord hält eine Wasserprobe, in der gleich 55 verschiedene Pestizide nachgewiesen wurden.
Südtirol – keine Insel der Seligen
Die heile Wasserwelt gibt es in Südtirol nicht mehr: in unserem Land sind Pestizide an über 90 Proeznt der Messpunkte nachweisbar, ähnlich wie in Friaul – Julisch Venetien, im Piemont und in Venetien. Diese Werte liegen deutlich über dem nationalen Durchschnitt.
Konkret wurden in Südtirol an 16 (94,1 Prozent) von 17 Messpunkten für Oberflächenwasser Pestizide nachgewiesen und in 106 (66 Prozent) von 160 Proben. An fünf Messpunkten wurden die Grenzwerte überschritten, nämlich an den Messpunkten in Plaus, Meran, Salurn, Margreid und Kaltern.
Insgesamt wurden in den Südtiroler Proben (Oberflächenwasser) 43 verschiedene Pestizide nachgewiesen, am häufigsten die Fungizide Boscalid, Fludioxonil, Penconazol und Dimetomorph sowie die Insektizide Chlorpyrifos und Methoxyfenozid. Fünf dieser sechs Wirkstoffe, und zwar Boscalid, Fludioxonil, Penconazol, Chlorpyrifos und Methoxyfenozid, sind auf der Schwarzen Liste der Pestizide 2016 von Greenpeace gelistet. Die Liste stuft insgesamt 209 Pestizide als besonders schädlich für den Menschen und/oder die Umwelt ein.
Im Vergleich dazu ist das Grundwasser in Südtirol kaum mit Pestiziden belastet. Im Grundwasser wurden Pestizide nur an einem (7,1 Prozent) von 14 Messpunkten nachgewiesen, nur in einer (3,8 Prozent) von 26 Proben, und hier handelte es sich nur um eine Substanz (unterhalb des Grenzwertes).
Walther Andreaus, Geschäftsführer der Verbraucherzentrale Südtirol, unterstreicht: „Pestizide sind keine harmlosen Pflanzen“schutz“mittel, wie den Konsumentinnen und Konsumenten gerne weisgemacht wird. Unter den derzeit zugelassenen Pestiziden befinden sich auch solche, die hormonell wirksam oder neurotoxisch sind oder Krebs auslösen können und die menschliche Gesundheit, Wasser-, Boden- und andere Lebewesen sowie die Umwelt gefährden. Unabhängigen Experten und Expertinnen zufolge sollten mehr als ein Drittel der in Europa zugelassenen Pestizide wegen ihrer Schädlichkeit für den Menschen und/oder die Umwelt verboten werden.“






