von ih 09.05.2018 12:04 Uhr

Europäisches Verbraucherzentrum „geht auf die Straße“

Häufig werde über den Brexit und die Europa-Skepsis gesprochen. Oft werde dabei aber unterschätzt, was die Europäische Union konkret für die eigenen Bürger mache. Das Europäische Verbraucherzentrum (EVZ) hat daher den Europatag am 9. Mai zum Anlass genommen, um auf die Straße zu gehen.

Foto: EVZ Bozen

Seit 1993 hätten die Bürger in Europa immer mehr Rechte, die den Alltag erleichtern: ein harmonisiertes Rücktrittsrecht bei Onlinekäufen, rechtlichen Schutz bei Reisen, keine Zusatzkosten mehr beim Telefonieren im Urlaub, um nur einige zu nennen. „Wir sehen diese Rechte als selbstverständlich an, aber die meisten sind sich nicht darüber bewusst, dass es sich dabei um Rechte handelt, die von der EU eingeführt wurden und die in allen EU-Staaten gelten“, erklärte Monika Nardo, Koordinatorin des EVZ Bozen, während des Treffens mit den Medienvertretern, welches am Mittwochvormittag am Musterplatz in Bozen stattfand.

Der E-Commerce-Sektor wächst stetig; täglich wenden sich Verbraucher an das EVZ und beklagen,dass sie die bestellte Ware nicht erhalten hätten, dass sie in betrügerische Internetseiten getappt seien oder dass sie aufgrund des sogenannten „Geoblocking“ keinen Zugang zu Online-Dienstleistungen hätten. „Häufig müssen wir uns mit Unternehmen auseinandersetzen, die nicht korrekt über die Rechte Ihrer Kunden informiert sind“, berichtete Isolde Brunner, Rechtsberaterin des EVZ.

„Unlängst musste ich beispielsweise einen Online-Händler kontaktieren, welcher den Rücktritt eines schwedischen Verbrauchers nicht akzeptieren wollte, mit der Begründung, dass Ausverkaufsware vom Rücktrittsrecht ausgeschlossen sei, was natürlich nicht dem entspricht, was die gesetzliche Regelung im Bereich der Online-Käufe vorsieht!“

„Rechte wie sonst nirgendwo“

„Wer innerhalb der EU mit dem Flugzeug, Zug, Schiff oder Autobus verreist, genießt Rechte, wie sonst nirgendwo auf der Welt“, erläuterte Barbara Klotzner. Ab dem ersten Juli sind die europäischen Verbraucher, welche eine Pauschalreise erwerben, noch besser geschützt, da dann eine neue Norm in Kraft tritt, welche den Entwicklungen in der Tourismusbranche, zum Beispiel dem Aufkommen der Billigfluglinien, Rechnung trägt.

An der Pressekonferenz nahm auch Walther Andreaus teil, Geschäftsführer der Verbraucherzentrale Südtirol (VZS), welche für die Organisation des EVZ zuständig ist, der sich seit Jahrzehnten mit dem Verbraucherschutz in Italien beschäftigt. „Es stimmt, dass viel gemacht wurde, aber der jüngste Dieselgate-Skandal hat beispielsweise gezeigt, dass die Handelspraxis eines einzigen Unternehmens tausende Verbraucher betreffen kann, welche nun Schwierigkeiten haben, sich angemessen zur Wehr zu setzen“, bestätigte Walther Andreaus.

„Die Verbraucherorganisationen spielen in diesen Fällen eine maßgebliche Rolle. Wir begrüßen die jüngste Initiative der Europäischen Kommission zur Einführung einer Art europäischer Class-Action; damit diese aber gut funktioniert, muss für die Verbraucherorganisationen eine ausreichende Finanzierung vorgesehen werden: Ohne die nötige Finanzierung können es sich die Verbraucherorganisationen nicht erlauben, eine Class Action zu starten“.

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