von ih 21.03.2018 15:59 Uhr

Russland vermutet Großbritannien hinter Giftaffäre

Das russische Außenministerium hat den Einsatz eines russischen Kampfstoffes im Fall des vergifteten Ex-Agenten Sergej Skripal in Großbritannien mit der Begründung, dass es mehr Opfer hätte geben müssen, entschieden zurückgewiesen. Außerdem wurde die Vermutung laut, dass Großbritannien selbst hinter dem Anschlag stehe. Moskau hatte ein Treffen einberaumt, um seine Sicht auf den Fall darzustellen.

APA (AFP)

„Jeder respektierte Experte wird Ihnen sagen, dass die Anwendung von Kampfstoffen unvermeidlich zu zahlreichen Opfern am Einsatzort führt“, erklärte Wladimir Jermakow, zuständig für Rüstungskontrolle im Außenamt in Moskau bei dem Treffen. Bei dem Fall in Großbritannien sei dies aber nicht eingetreten, sagte er am Mittwoch der Agentur Interfax zufolge. Viele Botschafter – darunter auch der britische – sagten eine Teilnahme an dem Treffen ab.

Der russische Ex-Agent Skripal, der auch für Großbritannien spioniert hat, und seine Tochter Yulia waren am 4. März im südenglischen Salisbury bewusstlos aufgefunden worden. Ihr Zustand soll kritisch sein. Die britische Regierung macht Russland für den Anschlag verantwortlich. Angeblich wurden die beiden mit dem in der Sowjetunion entwickelten chemischen Kampfstoff Nowitschok vergiftet.

Russen pochen auf Antworten

Der Giftanschlag ist nach russischer Darstellung möglicherweise von Großbritannien inszeniert worden. Es gebe nur zwei logische Erklärungen, sagte Wladimir Jermakow. Entweder seien die britischen Behörden nicht in der Lage, Schutz vor solchen Terroranschlägen im eigenen Land zu gewähren. Oder sie hätten – direkt oder indirekt – selbst den Anschlag auf eine russische Staatsbürgerin inszeniert. Damit meinte Jermakow die Tochter des ehemaligen Doppelagenten Sergej Skripal, Yulia Skripal. Sie ist Russin.

Jermakow bekräftigte bei einem Treffen mit Botschaftern Moskaus Forderung, Einsicht in die Proben vom Tatort zu bekommen und in die Ermittlungen eingebunden zu werden. Er sagte, mit der Zeit könnte das chemische Material verschwinden, so dass ein Beweis nicht mehr möglich sei. Es gebe viele Ungereimtheiten, sagte Jermakow.

Russland deponierte diesbezüglich auch einen Fragenkatalog bei der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) in New York, die die Giftproben untersucht. Die Analyse werde zwei bis drei Wochen in Anspruch nehmen, sagte der OPCW-Generaldirektor Ahmet Üzümcü am Dienstag. „Wir werden durchsetzen, dass alle unsere Fragen beantwortet werden“, erklärte der russische Außenminister Sergej Lawrow am Mittwoch bei einem Besuch in Tokio. Lawrow warf der britischen Regierung vor, vorschnell zu urteilen. London treibe auch seine internationalen Partner in eine „verlogene Solidarität“, sagte er der Agentur Interfax zufolge.

APA

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