von red 04.03.2018 09:33 Uhr

Die selbstgefällige Ritten AG

Einige Aktionäre der Rittner Horn Bergbahnen AG sind mit dem Führungsstil und den Zukunftsvisionen ihrer Verwalter nicht mehr einverstanden. In einem regen Schriftverkehr zwischen den Parteien wird der schon länger brodelnde Unmut vor allem gegen den Präsidenten und den Vizepräsidenten der AG deutlich.

Die Rittner Horn Bergbahnen AG hat eine nicht alltägliche Konstitution: Vier Fünftel der Anteile gehören nur zwei, wenngleich potenten Aktionären, nämlich der Gemeinde Ritten und der örtlichen Bank. Die verbleibenden 20 Prozent der Anteile werden von Rittner Hoteliers, Gastwirten, Handwerkern und Industrien getragen.  Genau diese Minderheit begehrt jetzt auf. Im Mittelpunkt ihres Widerstandes stehen Präsident Siegfried Wolfsburger und Vizepräsident Heinrich Rottensteiner.

Beide Herren haben sich unzweifelhaft in den vergangenen Jahren um den Aufbau und die Entwicklung des Rittner Skigebietes verdient gemacht. Rottensteiner, der auch Inhaber eines Hoch- und Tiefbauunternehmens ist, baute bereits 1975 den ersten Sessellift von Pemmern auf das Rittner Horn. Wolfsgruber war jahrzehntelang Rittens Oberförster, was so mancher Projektausführung nicht zuwiderlief.

Vor diesem Hintergrund und dieser durchaus löblichen Vorgeschichte entwickelten die beiden Pioniere über die Jahre eine gewisse Eigenständigkeit und den daraus resultierenden nunmehr kritisierten Aktivismus. So würden immer wieder Projekte ohne Rückfrage der Aktionäre auf dem Weg gebracht, für welche die finanziellen Mittel teilweise oder ganz fehlen, was die AG in der Vergangenheit mehrmals in eine finanzielle Schieflage brachte. Die Großaktionäre Gemeinde Ritten und die Bank im Ort ließen bisher gewähren.

Der geplante Neubau der Talstation scheidet die Geister

In den Räumlichkeiten der Talstation sind derzeit eine Reihe für den Skibetrieb nützliche Dienste und Geschäfte eingerichtet.  Auch Rottensteiners Tochter führt dort seit dem Jahre 2000 einen Skiverleih.  Für den Präsidenten Wolfsgruber ist dieser Bau mitsamt seinen Einrichtungen nicht mehr zeitgemäß. In einer Gesellschafterversammlung informierte der unerschrockene Macher unter dem Punkt „Sonstige Investitionen“ die überraschten Besucher über seine agilen Pläne. Diese sehen u.a. die Vergrößerung des Skiverleihs, die Einrichtung eines Bar- und Bistrobereichs, neue Räumlichkeiten für die Skischule, eine neue Heizanlage, einen Bekleidungs-Shop, ein Geschäft für den Verkauf von einheimischen Produkten und anderes mehr vor.

Die sich vorwiegend aus Gastwirten rundum die Talstation zusammensetzende Gesellschafterminderheit sahen in Wolfsgrubers Ansinnen ein Affront gegen ihre eigenen Bemühungen, sollten sie doch davon überzeugt werden, sich selbst Mitbewerber zu schaffen, welche sie vordergründig im Bau des Bar- und Bistrobereiches ausmachen. Ganz unabhängig davon fragte man sich, woher die für den Neubau veranschlagten zwei Millionen Euro, ohne Mehrwertsteuer herkommen sollen.

In einem Schreiben an den Präsidenten und die Verwaltungsräte vom 26. Juni 2017, forderten die aufgebrachten Gesellschafter, dass „Entscheidungen dieser Tragweite in Konkurrenz zu den Wirten, nur in Abstimmung mit den Wirten selbst getroffen werden sollten“. Zudem wäre ein Umbau der Talstation im Moment gar nicht vordringlich; es wäre besser, sich Gedanken darüber zu machen, wie die im Jahre 2020 anstehende große Revision der Kabinenbahn, welche an die 1,5 Millionen Euro kosten wird, und die Revision der beiden Lifte vom Unteren Horn auf das Rittner Horn, welche mit 1 Million Euro beziffert wird,  zu finanzieren sind.

  • Talstation der Kabinenbahn zum Rittner Horn Bild UT24

Finanzierung der Revision 2020 zum gegebenen Zeitpunkt

Auch die ins Haus stehende Generalrevision im Jahre 2020 spricht Präsident Wolfgruber in seinem Schreiben an die Aktionäre an: „Sie erwecken den Eindruck, dass die AG von dem nichts wüsste und erst Sie uns daran erinnern müssten“ gibt sich Wolfgruber erzürnt.

Die dabei nicht zu umgehenden Kosten von real prognostizierten 2,5 Millionen Euro (Kabinenbahn und Lifte) schreibt Wolfgruber lapidar dem Kapitel „zukunftsorientierte Weiterentwicklung des Gebietes zu“ und will  erst zum gegebenen Zeitpunkt darüber reden.  Abschließend wünscht sich der Präsident eine „weiterhin konstruktive und zukunftsorientierte Zusammenarbeit“.

  • Skilift vom "Unteren Horn" auf das Rittner Horn. Bild UT24

Großaktionäre treten auf den Plan

Die losgetretene Diskussion und die beherzte Aufmüpfigkeit der Minderheiteneigner haben nunmehr auch die beiden Großaktionäre Gemeinde und Bank aus ihrem Dornröschenschlaf gerüttelt und ein mittleres Erdbeben auf dem Ritten ausgelöst. Seitens der Bank wurde auf schnellstem Wege ein Workshop zusammen mit den Aktionären, den Präsidenten der AG unter der Leitung einer professionelleren Mediation organisiert.

Neben der Prüfung der buchhalterischen Situation, wurde auch nach einem umsetzbaren Modell konstruktiv gearbeitet.  Das Ergebnis bestätigt die Kleinaktionäre in ihrer Absicht, die Revision der Kabinenbahn und jene der beiden Skilifte vom Unteren Horn auf das Rittner Horn als prioritär anzusehen und alles andere weit hintenanzustellen.

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