„Wollen in Terlan keine Streetparade haben“ – Interview

Mehrere Minderjährige sind gestern mit Verdacht auf eine Alkoholvergiftung in das Krankenhaus eingeliefert worden. Kurzzeitig hatte man das Gefühl, dass in Terlan das Chaos ausgebrochen ist. Wie waren Ihre Eindrücke vom diesjährigen Umzug?
Sigmar Stocker: Man muss eines sagen: Was gestern einfach viel zu viel war, ist die Zuschauerzahl. Wir haben mittlerweile massenweise Leute, die zu uns ins Dorf wegen des Faschingsumzugs kommen. Dabei handelt es sich durchwegs um organisierte Jugendliche, die mit Rücksäcken voller Alkohol ankommen. Bereits auf dem Bahnhof haben wir Kontrollen durchgeführt und mehrere Apfelkisten mit Superalkohol abgenommen. Aber weil diese Kontrollen sich schnell herumgesprochen haben, sind viele Jugendliche schon in Klaus oder Vilpian ausgestiegen. Das waren Leute aus dem ganzen Land – vom Eisacktal bis hinauf in den Vinschgau. Diese Massen waren einfach zu viel des Guten.
Das heißt, es gibt mittlerweile einen regelrechten „Alkohol-Tourismus“ in Terlan?
Ja, das hat man leider schon im Vorjahr gesehen. Aus diesem Grund waren wir ja schon auf dieses Szenario vorbereitet. Um das in den Griff zu bekommen, hat das Weiße Kreuz in unserer Turnhalle ein, wie ich es nenne, „Feldlazarett“ errichtet. Das war auch eine super Struktur, die gut funktioniert hat. Nichts destotrotz haben uns die Massen an Jugendlichen fast schon überrannt. Auf dem Faschingsumzug in Terlan wird ja nur Bier und Prosecco aufgeschenkt – also nichts Hochprozentiges. Wir haben aber danach Vodkaflaschen und alles mögliche in den Wiesen gefunden.
Also ein Publikum, das Ihnen nicht recht ist?
Absolut nicht. Das war auch nicht ein Faschingsumzug, wie er sein soll. Wir wollen in Terlan nicht eine Streetparade haben, wo sich die Leute vollaufen lassen. Wir möchten wieder einen normalen Fasching veranstalten, an dem auch Familien teilnehmen können. Aber so wie es in den letzten beiden Jahren war, war es uns einfach viel zu extrem. Das muss man offen und ehrlich ansprechen.
Bedeutet das jetzt das Aus für den Faschingsumzug in Terlan?
Bevor man noch mehr Besucher bekommt, bin ich definitiv dafür, einmal eine Ruhepause zu machen. Wir müssen schauen, das Publikum der letzten beiden Jahre loszuwerden. Denn ich muss ganz klar sagen: Wir wollen nicht ein Massenpublikum haben, das bereits im Anmarsch mit Superalkohol in Rücksäcken ankommt. Da habe ich lieber 3.000 Leute weniger, die dafür dann gesittet feiern.








