von ih 01.09.2017 14:46 Uhr

Immersion über die Hintertür

Mit Unverständnis reagiert der Südtiroler Schützenbund auf das Verhalten des Landesbeirates der Eltern, der alle 6 Monate die völlig unprofessionelle Elternumfrage aus der Schublade zieht, welche bereits zweieinhalb Jahre alt ist. Völlig kommentarlos wird diese Studie dafür verwendet, um CLIL, Immersion und Italienischunterricht in den deutschen Kindergärten zu fordern.

Foto: Pixabay

An vorderster Front agieren Sabine Fischer und Florian Peer, welche nicht einsehen wollen, dass z.B. im Südtiroler Autonomiekonvent die große Mehrheit der Teilnehmer für die Beibehaltung der jetzigen Situation ist. Die Forderungen von Fischer und Peer kamen in den Stellungnahmen des K100 und des K33 in der deutschen Sprachgruppe überhaupt nicht vor.

Die Politik wird vom Südtiroler Schützenbund indes aufgefordert, Immersionsprojekte im Sinne des Minderheitenschutzes zu unterlassen und laufende CLIL-Projekte auszusetzen – laut letzter Kolipsi-Studie zeigen diese nämlich absolut keine Erfolge. Warum Fischer und Peer sich so sehr für Immersion einsetzen, bleibt unter diesem Gesichtspunkt verwunderlich – kein anderes Projekt wird vom Beirat mit derartiger Vehemenz verfolgt.

Elternbefragung: Herbeigefragtes Ergebnis

Über einen Code konnten die Erziehungsberechtigten an einer Online-Befragung teilnehmen. Über 50.000 Teilnahmecodes wurden ausgegeben. Laut LBE konnte pro Schüler oder Kindergartenkind nur einmal an der Umfrage teilgenommen werden. Dem Südtiroler Schützenbund liegen aber Informationen vor, dass dem nicht so ist. In einem Kindergarten beispielweise lag ein ganzer Stapel von Zugangsdaten mit Codes auf, welche frei mitgenommen werden und frei ausgefüllt werden konnten.

Angeblich 13.000 Teilnehmer

Angeblich wurden von 13.000 der 82.000 Kinder durch deren Eltern die Fragen beantwortet. Wie viele Eltern effektiv daran teilgenommen haben, ist nicht bekannt, da jede Person, auch Nichteltern, die Zugangsdaten hätten mitnehmen und ausfüllen können. War ursprünglich der Einsendeschluss mit 1. März 2015 angegeben, konnte auch noch Tage danach an der Umfrage teilgenommen werden. Wohl ein Indiz dafür, dass bis Anfang März noch wenige Eltern abgestimmt hatten. Im Grunde genommen hätten die Mitglieder des LBE auch selbst an der Umfrage alleine teilnehmen können. Denn die Gangart war von vornherein schon klar. Es ging in den Fragen nicht etwa um die Wünsche der Eltern, sondern um die Wünsche des LBE, vor allem, was den Fremdsprachunterricht Italienisch und die Aufweichung des muttersprachlichen Unterrichts in der deutschen Sprache betrifft.

Italienisch-Unterricht

Eindeutig scheinen die Ergebnisse zu sein, was die zukünftige Rolle des Unterrichtsfaches Italienisch betreffen. Laut der Präsentation der Ergebnisse, die von den Initiatoren aufbereitet wurde, geht hervor, dass drei Viertel der Eltern eine stärkere Berücksichtigung der italienischen Sprache in der Schule wünschen würden. Betrachtet man die Ergebnisse aber genauer, ergibt sich ein differenzierteres Bild. Im dargestellten Kreisdiagramm wurden alle Antwortmöglichkeiten, die sich nicht für die Beibehaltung des Status Quo aussprachen, zu einem einheitlichen Block zusammengefasst. So entsteht der Eindruck einer überwältigenden Mehrheit für die Ausweitung des Italienisch-Unterrichts.

Tatsächlich spricht sich aber rund die Hälfte davon für eine qualitative Verbesserung des Unterrichts aus. Die andere Hälfte derer, die beim Italienischunterricht etwas verändert wissen wollen, ist für den Immersionsunterricht, und eine Minderheit für die Zusammenlegung der Schulen. In der Umfrage hatte man aber den Eindruck, sich zwischen Beibehaltung, qualitativer Verbesserung und quantitativer Erweiterung des Italienisch-Unterrichts entscheiden zu können. In den Ergebnissen muss man mühsam danach suchen. Die Auswahlmöglichkeit, dass Lehrpersonen besser ausgebildet und die Unterrichtsmethodik verbessert werden sollten, bestand erst gar nicht. Und die Möglichkeit, weniger Italienischunterricht auszuwählen, wurde den Eltern erst gar nicht gegeben. Bei einer der nachfolgenden Fragen konnte man hingegen eigenartigerweise auswählen, sich weniger Deutschunterricht zu wünschen.

Besonderes Augenmerk der Initiatoren

In der am 21. März ausgegebenen Präsentation der Ergebnisse wurde nur beim Thema Fremdsprachenunterricht gesondert betont, dass sich der Elternbeirat in Zukunft für dessen Umsetzung einsetzen werde. Bei allen anderen Themen, bei denen ein Wunsch geäußert werden konnte, fehlt diese Ergänzung.

Hochdeutsch

Was beim Thema „Italienisch“ nicht einmal zur Auswahl stand, konnte bei der Frage nach dem Umfang des Unterrichts von Hochdeutsch in Sprechen und Schrift von den Teilnehmern angekreuzt werden: die Möglichkeit, den Sprachunterricht in Deutsch zu reduzieren. Allerdings haben die Eltern von dieser Möglichkeit kaum Gebrauch gemacht: Die Mehrheit ist zufrieden, mit einer Tendenz zur Erhöhung. Ein Zeichen dafür, dass die Eltern die Anzahl der Stunden in der deutschen Sprache mehrheitlich nicht reduziert haben möchten.

Zurück bleibt bei dieser sehr wichtigen Umfrage der Beigeschmack, dass bei genauerer Betrachtung das gewünschte Ergebnis vom Landesbeirat der Eltern in sensiblen Themenbereichen herbeigefragt und herbeigedeutet worden ist. Die Umfrage gilt, nach Aussage der Initiatoren, als repräsentativ. Was bei der aufgezeigten Vorgangsweise repräsentativ sein soll, bleibt dem Südtiroler Schützenbund verschlossen.

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