von lf 09.05.2017 12:47 Uhr

Nicht versicherte Autos: Teure Polizzen schuld?

Wie eine italienische Wirtschaftszeitung kürzlich aufschlüsselte, sind 20.000 Autos in Südtirol unversichert. Der Abgeordnete zum Südtiroler Landtag, Andreas Pöder, fordert die betroffenen Fahrzeuge von Amts wegen zu beschlagnahmen sowie die hohen Versicherungskosten zu reduzieren.

APA

Dass auf Südtirols Straßen über 20.000 unversicherte Autos kursieren, bezeichnet Pöder als bedenklichen Umstand:
„Mag sein, dass eine Reihe dieser Fahrzeuge nicht zu Fahren benutzt werden, das heißt einfach unbenutzt in Garagen oder auf privaten Parkplätzen stehen. Allerdings gibt es laut Behörden doch sehr viele Autolenker, die ihre Fahrzeuge auch unversichert benutzen.“

Dass hohe Verwaltungsstrafen und die zeitweilige Beschlagnahme der Fahrzeuge drohen, wenn jemand beim Fahren mit einem unversicherten Auto erwischt wird, ist laut Pöder nicht die Lösung des Problems. „Bei einem Unfall, der durch einen Fahrer mit unversichertem Fahrzeug verursacht wird, haftet zwar ein eigens für solche Fälle eingerichteter Garantiefonds der Versicherungen, aber die entsprechenden bürokratischen Schritte sind weitaus umständlicher als im Falle eines Unfalles mit versicherten Verkehrsteilnehmern. Es ist nicht klar, ob und wann man bei einem reinen Sachschaden diesen überhaupt ersetzt bekommt. Bei Unfällen mit Verletzten oder gar Toten ist die Thematik noch um einiges heikler.“

Beschlagnahmen und einziehen

Dabei wundert sich der Abgeordnete darüber, wie es überhaupt zu dieser hohen Anzahl an unversicherten Autos kommen kann: „Es ist nicht ganz verständlich, warum ordnungsgemäß zugelassene Fahrzeuge, die nicht ordnungsgemäß versichert werden, nicht einfach von Amts wegen beschlagnahmt werden. Es ist doch leicht über die Datenbanken feststellbar, welches Fahrzeug, das zugelassen ist und ein Nummernschild besitzt, nicht ordnungsgemäß versichert ist. In diesen Fällen sollten die Behörden von Amts wegen tätig werden müssen und die Fahrzeuge beschlagnahmen sowie die Nummernschilder einziehen, solange das Fahrzeug nicht ordnungsgemäß versichert ist. Wenn der Fahrzeugbesitzer das Fahrzeug nicht benutzt, ist dies ohnehin für ihn kein Problem.
Im anderen Fall wird es weitaus schwieriger für jemanden, der sein Auto nicht versichert hat, ohne Nummerntafel herumzufahren. Gegebenenfalls kann man dem Fahrzeughalter, der lediglich aufgrund einer Unachtsamkeit die Versicherungsprämie nicht bezahlt hat, eine angemessene nicht verlängerbare Frist einräumen, um das Fahrzeug ordnungsgemäß zu versichern“, so Pöder.

Teure Polizzen schuld?

Nicht unterschätzt soll laut Pöder allerdings in diesem Zusammenhang auch die Höhe der Versicherungsprämien für die KFZ-Haftpflichtversicherungen werden. „Die Autoversicherungen sind in Italien und somit auch in Südtirol doppelt so hoch wie im europäischen Durchschnitt und daher verwundert es nicht, dass es auch immer mehr Leute sich die, Autoversicherung kaum oder nicht mehr leisten können. Rund 500 Euro zahlen Südtiroler im Durchschnitt für die Auto-Haftpflichtversicherung, 220 Euro mehr als der europäische Durchschnitt. In den Vier größten Europäischen Ländern Frankreich, Spanien, Deutschland und Großbritannien zahlt man im Durchschnitt 278 Euro. Zieht man in Italien die Versicherung nur für Autos ohne Motorräder heran, steigt die Durchschnittsprämie gar auf 526 Euro im Jahr.“

Junge Autofahrer besonders betroffen

Hier gilt es laut Pöder eine staatliche Deckelung für die Autoversicherungen einzuführen, die sich dem europäischen Durchschnitt annähert: „Es gibt zwar neue Möglichkeiten, die Versicherungszahlungen zu senken, beispielsweise durch Sondermaßnahmen, welche die Versicherungen anbieten, aber das ist – wie im Falle der so genannten „Backbox“ kein sehr attraktiver Weg für den Autohalter, eine niedrigere Versicherungssumme zu bezahlen. Besonders tief in die Tasche greifen müssen Führerscheinneulinge beziehungsweise junge Autofahrer: Sie zahlen schon mal bis zu 1.000 Euro oder mehr für die Versicherung, wenn sie nicht mit einem Elternteil mitversichert werden können.“

Italienische Gauner

Laut Pöder geben die Versicherer an, in Italien die Prämien hoch halten zu müssen, da es eine Vielzahl von Unfällen und vor allem auch eine hohe Zahl an Betrugsfällen im Bereich der KFZ-Versicherungen gibt: „Nun gibt es hier auch eine Art Nord- Süd-Gefälle, d.h. dass es in Südtirol wesentlich seltener zu Versicherungsbetrugsfällen und dergleichen kommt als im Süden. Somit zahlen die Südtiroler Autoeigentümer die Zeche für die anderen Regionen mit.“

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