von apa 20.04.2017 17:05 Uhr

Asiatischer Pilz tötet die europäischen Feuersalamander

Eine neue, aus Asien eingeschleppte Pilzkrankheit bedroht die Salamander in Europa. Sind die Amphibien einmal erkrankt, sterben sie innerhalb kürzester Zeit. Die Schweiz hat präventiv einen Importstopp von Salamandern und Molchen verhängt. In Österreich ist die Population noch nicht betroffen, die Situation wird aber genau beobachtet.

APA (dpa)

Die Situation sei alarmierend, schreibt die Universität Zürich in einer Mitteilung vom Donnerstag. In den Niederlanden, in Belgien und in Deutschland habe der invasive Pilz Batrachochytrium salamandrivorans oder “Salamanderfresser” zu einem Massensterben der Feuersalamander geführt. Nur kleine Bestände des schwarz-gelben Amphibiums hätten überlebt.

Der aggressive Pilz ist vermutlich über den Handel mit Amphibien nach Europa gelangt. Er befällt die Haut der Tiere. Dabei bilden sich Hautmekrosen, die unweigerlich zum Tod der Salamander führen.

Laut dem Forschungsgruppenleiter am Institut für Evolutionsbiologie und Umweltwissenschaften der Universität Zürich, Benedikt Schmidt, ist die Sterberate “extrem hoch”. “Unsere Fang-Wiederfang-Daten zeigen, dass nur 13 Prozent der erkrankten Salamander einen Zehn-Tage-Intervall überleben.”

Zudem habe sich im gleichen Zeitraum ein Drittel der gesunden Salamander mit der Pilzkrankheit angesteckt. An Martel, Leiterin der Studie und Professorin an der Universität Gent (Belgien), überrascht es deshalb nicht, dass eine befallene Population innerhalb weniger Wochen um mehr als 90 Prozent geschrumpft und dann eingegangen ist.

In Österreich wurde der aggressive Pilz aus Asien bisher nicht nachgewiesen. Im vergangenen Jahr wurde ein Monitoring-Programm gestartet und Abstriche von Salamandern in Wien-Umgebung, Salzburg, Tirol und Kärnten genommen und an der Veterinärmedizinischen Universität Wien untersucht, sagte Amphibienexpertin Silke Schweiger vom Naturhistorischen Museum Wien auf Anfrage der APA.

“Alle Proben waren negativ”, so Doris Preininger vom Tiergarten Schönbrunn, die die Untersuchungen initiiert hat und koordiniert. Das Monitoring werde auch heuer und in den kommenden Jahren fortgesetzt, in diesem Jahr ist Vorarlberg neu dabei.

Auch in der Schweiz ist der Pilz bisher nicht aufgetreten. Es müsse alles daran gesetzt werden, dass dies so bleibe und sich die Krankheit nicht weiter ausbreite, mahnt der Schweizer Biologe Benedikt Schmidt. “Denn ist der Salamanderfresser einmal da, machen ihn seine epidemiologischen Eigenschaften zum tödlichen Feind.”

Infektionsexperimente zeigten, dass Salamander keine Resistenz gegen den Krankheitserreger aufbauen können. Zudem reiche bereits der Kontakt mit wenigen Pilzsporen für eine Ansteckung. Der Pilz verfügte außerdem über resistente Sporen, die witterungsbeständig seien und lange in der Umwelt überdauern könnten.

Weniger empfindlich auf den Pilz reagiert laut Schmidt der Bergmolch. Dafür bestehe eine andere Gefahr: Robustere Arten könnten als Reservoire wirken. So bleibe der Pilz erhalten, auch wenn empfindlichere Tiere wie der Feuersalamander schon lange weggestorben seien.

Alle diese Faktoren machten es fast unmöglich, eine Salamander-Population im natürlichen Umfeld zu retten, wenn sie einmal befallen ist. Auch eine Wiederansiedlung sei wenig erfolgversprechend, weil die Sporen lange in der Natur überleben können.

Exotische Salamander und Molche werden laut Schmidt oft als Haustiere gehalten und in großer Zahl eingeführt. Die Schweiz hat deshalb 2015 präventiv den Import von Salamandern und Molchen verboten. Laut Schmidt ist dies im Falle von invasiven Krankheiten eine “unumgängliche Maßnahme”. In Österreich gibt es ein solches Verbot nur im Zusammenhang mit dem Artenschutz, sagte Preininger.

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