von ih 17.03.2017 13:37 Uhr

Schallaburg will mit “Islam”-Ausstellung zum Dialog einladen

Aktuelle Fragen, historische Entwicklungen und verschiedene Sichtweisen rückt die “Islam”-Ausstellung auf der Schallaburg in den Fokus. Acht Kapitel – etwa “bewohnt” und “bekleidet” – leiten durch die Schau, die sich muslimischen Kulturen in Österreich und dem Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher religiöser und kultureller Traditionen widmet.

Symbolfoto: wikimedia.org/Agência Brasil/cc

Die Schau ist bis 5. November zu sehen und will zum Dialog einladen. “Es herrscht eine große Zweiteilung in unseren Köpfen – wer sind wir, wer sind die anderen? Wir wollen zeigen, dass es viel mehr Facetten gibt”, sagte Lisa Noggler-Gürtler, die Leiterin des inhaltlichen Teams, bei einer Presseführung vor der Eröffnung am Freitag.

In der fast dreijährigen Vorbereitungszeit habe das Ausstellungsteam mit vielen Personen gesprochen, die in Österreich zusammenleben – vom Betreiber eines Halal-Lokals über Zeitungsfotografen bis zu Islamwissenschaftern, erzählte Noggler-Gürtler. “Wir haben versucht, diese Gespräche in der Ausstellung einzufangen.”

Neben religiösen Objekten wie Gebetsketten, Koranrolle oder Gewand für die Pilgerfahrt Hadsch werden u.a. Gegenstände aus dem Alltag wie orientalische Gewürze oder Halal-Gummibären sowie ein “arabisches Zimmer”, das sich ein Wiener Unternehmer um 1900 einrichten ließ, präsentiert. Das Zimmer, eine Schenkung an das Wien Museum, sei das “größte Objekt, das je auf der Schallburg ausgestellt wurde”, sagte Kurt Farasin, künstlerischer Leiter der Schallaburg, in einem Pressegespräch.

Mit der Ausstellung befinde man sich “am Puls der Zeit”, betonte Noggler-Gürtler. Aufgegriffen werden auch Debatten um Burkini, Flüchtlinge und Verschleierung. So dreht sich der Teil “bekleidet” etwa um die Frage, was wir durch Gewand zeigen. In einem Video erzählen Frauen, warum sie Kopftuch tragen, und Männer, warum sie Bart tragen. Präsentiert wird in einem Raum Bekleidung vom Nikab bis zum “osmanischen Dirndl” aus Walkstoff mit kalligrafischer Bestickung von der Wiener Modedesignerin Canan Ekici.

Ausgehend vom Teil “besprochen” mit Information über Ãœbersetzungen von Koran und Bibel können Besucher im Kapitel “bewohnt” hinter Türen blicken und erfahren, wer in einer Nachbarschaft zusammenlebt. Verschiedenen religiösen Strömungen und der Ausübung der Religion widmet sich “beseelt”. Präsentiert werden Gebetsräume sowie u.a. traditionelle Kopfbedeckungen von Derwischen und Imamen, eine Digitalanzeige zählt die Zeit bis zum Fastenmonat Ramadan.

Das Kapitel “begrenzt” spielt laut Noggler-Gürtler mit geografischen Grenzen und Grenzen in unseren Köpfen und beschäftigt sich mit Fragen rund um Bekleidung im Schwimmbad und Halal-Essen. “Es werden Grenzen in unseren Köpfen und Tabuzonen aufgemacht und erklärt”, sagte die Leiterin des inhaltlichen Teams. Der Teil “bedroht” thematisiert – u.a. in einem Raum mit Feldbetten aus einer Erstaufnahmestelle – Ängste. Gezeigt werden verschiedene Facetten – von einer Kinderzeichnung mit einer Fluchtroute bis zum Cover von Printmedien zum Islam. In einem Raum sollen Besucher zur Diskussion über Themen wie Islamismus und das Kinderbuch “Hatschi Bratschis Luftballon” angeregt werden.

Ãœber den Umgang mit dem Gleichbehandlungsgesetz berichten vier Mitarbeiter von Betrieben in Österreich, darunter eine Krankenschwester und ein islamischer Militärseelsorger, im Kapitel “berufen”. Zum Abschluss wird unter der Ãœberschrift “beliebt” der Orient – u.a. mit Einrichtungsgegenständen und Gewürzen – als Sehnsuchtsort präsentiert.

Ziel der Ausstellung ist, eigene Bilder, Klischees, Ängste und tatsächliche Schwierigkeiten im Zusammenleben neu zu hinterfragen, um ein Kennenlernen zu fördern. Man wolle einen Begegnungsraum schaffen, wo die “Ausstellung Teil eines Dialoges wird”, erklärte Farasin.

apa

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