NÖ erhält mit Mikl-Leitner erstmals Landeshauptfrau

Wer Erwin Pröll nachfolge, „muss in große Fußstapfen treten“, sagte Mikl-Leitner nach der Vorstandssitzung der Volkspartei NÖ in St. Pölten. Sie erinnerte auch daran, dass sie das politische Handwerk vom Langzeit-Landeshauptmann gelernt habe.
Er kenne Mikl-Leitner seit mehr als 25 Jahren, sagte Pröll. Sie sei eine erfahrene Politikerin, die ihre Qualitäten als Managerin in der Landespartei, im Nationalrat, als Mitglied der Landesregierung und als Innenministerin in einer Zeit, in der unglaubliche Herausforderungen auf Österreich zugekommen seien – Stichwort: Flüchtlinge – bewiesen habe.
Pröll sprach von „klaren Entscheidungen auf dem Weg in die Zukunft der ÖVP NÖ“. Nach der Ankündigung seines Rücktritts gehe es „Schlag auf Schlag“. Er sei über die Entscheidung des Landesparteivorstandes „sehr froh“, betonte der scheidende Landeshauptmann. Seine Nachfolgerin werde nicht nur die ÖVP Niederösterreich, sondern auch das Bundesland gut führen. Als Landeshauptmann habe man eine Generalkompetenz, das sei mit ordentlicher Führungsqualität „eine unglaubliche Chance“, so Pröll.
Mikl-Leitner sprach von einem „großen Vertrauensvorschuss und einer großen Verantwortung, dieses Amt übernehmen zu können“. Sie habe viel internationale und nationale Erfahrung gesammelt und ein Netzwerk aufgebaut, „das ich für Niederösterreich nutzen werde“. Mikl-Leitner kündigte an, sich u.a. in Gesprächen auf ihre neue Tätigkeit vorzubereiten. Pröll zollte sie Respekt für seine Leistungen und sein Lebenswerk. Angesprochen auf die Landtagswahl 2018 meinte sie: „Wer die ÖVP Niederösterreich kennt, der weiß, dass es einen kurzen, intensiven Wahlkampf gibt.“
Mikl-Leitner wird die erste Frau an der Spitze des Landes NÖ. Sie gehört – wie zuvor nur Siegfried Ludwig – dem ÖAAB an. Sechs der sieben bisherigen NÖ Landeshauptleute waren Bauernbündler. Mikl-Leitner saß von 1999 bis 2003 als Abgeordnete im Nationalrat, war daraufhin acht Jahre lang Landesrätin und wechselte 2011 ins Innenministerium. Im April 2016 kehrte sie als Landesvize und Finanzlandesrätin nach Niederösterreich zurück. Die 52-Jährige lebt in Klosterneuburg, ist verheiratet und Mutter zweier Kinder.
ÖVP-Obmann Reinhold Mitterlehner erwartet, dass Mikl-Leitner die ÖVP Niederösterreich in eine „erfolgreiche Zukunft“ führen wird. Die künftige Landeshauptfrau stehe für eine Politik „mit Herz und Verstand“, erklärte er am Mittwoch in einer Aussendung. Auch der Klubchef im Parlament, Reinhold Lopatka, hält Mikl-Leitner für die „best geeignete Nachfolgerin“ Prölls. Sie werde die niederösterreichische Erfolgsgeschichte weiterführen.
Die Bestellung Mikl-Leitners ist für Innenminister Wolfgang Sobotka ein „guter Beschluss“. Damit werde der Kurs der Volkspartei NÖ fortgesetzt, sagte der frühere Landesvize nach der Vorstandssitzung zur APA. Sobotka bezeichnete es als „niederösterreichische Marke, nicht rum zu tun“. Schon am Tag nach der Bekanntgabe des Rückzugs Prölls „steht fest, wohin die Reise geht“.
„Wir werden die neue ÖVP NÖ Parteiobfrau und in Folge auch Landeshauptfrau daran messen, wie die Qualität einer Zusammenarbeit auf Augenhöhe funktioniert und warten mit Spannung auf die erste Kontaktaufnahme durch Johanna Mikl-Leitner“, reagierte SPÖ-Landesvorsitzender Matthias Stadler. LHStv. Karin Renner (SPÖ) verwies auf eine stets „sehr korrekte Gesprächsbasis“ mit Mikl-Leitner.
Die künftige Landeshauptfrau sei ihm „als offene, moderne und pflichtbewusste Niederösterreicherin bekannt“, freute sich Liste Frank-Klubobmann Ernest Gabmann in einer Aussendung auf eine „gute Zusammenarbeit“. Bei der FPÖ NÖ werde Mikl-Leitner einen „schweren Stand haben“, kündigte Landesobmann Walter Rosenkranz in einer Aussendung an. „Immerhin war sie im Jahr der illegalen Massenzuwanderung Innenministerin und hat die heutigen Fehlentwicklungen in unserer Republik und in unserem Bundesland mitzuverantworten.“
Kurz und bündig reagierten die NÖ Grünen: „Wir nehmen die Personalentscheidung der ÖVP zur Kenntnis und hoffen auf eine gute Zusammenarbeit. Es gibt einige Angelegenheiten, die der Aufklärung harren“, stellte die Grüne Klubobfrau Helga Krismer in einer Aussendung fest.
„Wir erwarten uns, dass mit dem Wechsel an der Spitze der Landesführung allgemeine Transparenz und insbesondere Aufklärung rund um die ‚Dr. Erwin Pröll-Privatstiftung‘ einhergehen werden“, reagierte NEOS-Landessprecherin Indra Collini.






