von fe 24.11.2016 13:44 Uhr

Werke von Horst Janssen in Bruneck ausgestellt

Horst Janssen war ein Ausnahmekünstler, ein großartiger Zeichner, Grafiker, Radierer, Holzschneider, Lithograf, Buchillustrator und Schreiber. Sein Talent und sein egozentrischer und provokativer Charakter machten ihn weltberühmt. Zeichnen war für ihn nicht – wie für viele andere – eine Vorbereitung für ein späteres Werk, sondern das Werk an sich. Werke des Künstlers sind ab dem 2. Dezember im Stadtmuseum Bruneck zu sehen.

1929 in Hamburg geboren, wächst Horst Janssen mit seiner alleinerziehenden Mutter und seinen Großeltern in Oldenburg auf. Nach dem Besuch der Nationalpolitischen Erziehungsanstalt Haselünne im Emsland, geht er nach Hamburg und studiert dort an der Landeskunstschule bei Alfred Mahlau. In dieser Zeit entstehen Zeichnungen (teils auch in der Wochenzeitung Die Zeit veröffentlicht), Buchillustrationen (z.B. das Kasperle-Buch Seid ihr alle da?), Porträts in Öl, Lithographien und keramische Objekte. In den Jahren 1957/58 entstehen großformatige Farbholzschnitte in einer teils expressionistischen, teils surrealen Skurrilität. Neben Tierdarstellungen dominiert in seinem Schaffen das Thema Mann und Frau. 1957 erlernt Horst Janssen von Paul Wunderlich auch die Technik des Radierens, die er bald virtuos beherrscht und die zu seiner bevorzugten grafischen Technik wird. Die Radierungen zeigen inhaltlich eine detailversessene Genauigkeit und abgründige, oft betont erotische Phantasie. Auf diese ersten großen Erfolge folgt bald ein Tief, das der Künstler selbst als sein „erstes schwarzes Loch“ bezeichnet. Um dort nicht zu „vergammeln“ wiederholt er seine Holzschnitt-Arie; manchmal sogar dieselben Motive. Am Ende dieser Phase steht ein Freund, der Janssen zum Zeichnen bringt. Er wird nie wieder Holzschnitte anfertigen.

In den 70er-Jahren entdeckt der Künstler auch die Landschaft für sich. Hatte er zuvor überwiegend Karikaturen, Porträts und Blumen gezeichnet, widmet er sich nun zunehmend dem Zeichnen und Radieren von verschlungenem Geäst alter Bäume und der Natur im Allgemeinen. Besonders in den ersten Jahren ist er dabei stark inspiriert von lavierten Federzeichnungen Claude Lorrains. Er, aber auch viele andere Künstler, inspiriert Horst Janssen zu seinen Arbeiten, denen man die Auseinandersetzung mit der jeweiligen Persönlichkeit zwar ansieht, die aber alle ganz eindeutig dem für Janssen typischen Stil entspringen.

Mögen Albrecht Dürer, Katsushika Hokusai, Francisco de Goya, Paul Gavarni u.v.a.m. augenscheinlich nicht viel gemeinsam haben, so kann man doch die intensive Beschäftigung Horst Janssens mit diesen und noch vielen weiteren Künstlern als gemeinsamen Nenner anführen. Auch zitiert Janssen immer wieder und in mehreren Varianten Dichter, die er oft auch in Porträts darstellt. So gibt es unter seinen Zeichnungen und Radierungen auch zahlreiche „Köpfe“ berühmter Persönlichkeiten zu denen er bemerkt, dass es sich in fast allen Fällen um „Irre und Kranke“ handelte: „Säufer, Epileptiker, Größenwahnsinnige die das sogenannte Leiden zur Stimulanz umkonstruierten. Ohne Schmerzen keine Euphorie“ (aus Horst Janssen, Hundert Köpfe, München 1994). Wiederholt identifiziert er sich mit diesen und weiteren Künstlerpersönlichkeiten wie Edgar Allen Poe, E.T.A. Hoffmann und Heinrich Heine, wobei die Grenze zum Wahnsinn oft genug tangiert wird. Ebenfalls markant sind, neben Darstellungen des Totentanzes die immer wieder auch mittelalterlich anmuten, zahlreiche Spiegelungen von Todesahnungen und Todesfurcht die sich konstant durch sein Werk ziehen. Dies nicht nur in seinen Stillleben mit verwelkenden Blumen die „ihr Innerstes aushauchen“ (Zitat nach Edmond de Goncourt), oder toten Vögeln und anderen Tieren. Oftmals stellt der Künstler Totenköpfe und Skelette dar, die mit seinem Porträt oder anderen Figuren kombiniert werden oder direkt mit ihnen interagieren.

Nach zahlreichen Anerkennungen wie dem Edwin-Scharff-Preis der Stadt Hamburg und dem Grafikpreis der XXXIV. Biennale Venedig (1968) gelingt dem Künstler Anfang der 80er-Jahre der internationale Durchbruch. Ausstellungen seiner Kunstwerke finden in Wien, Tokyo, Oslo und Paris, New York und Moskau statt. Horst Janssen stirbt 1995 in Hamburg.

Die im Stadtmuseum Bruneck ausgestellten Werke stammen aus verschiedenen Südtiroler Privatsammlungen und aus dem Bestand des Museumsvereins und haben als Schwerpunkt Bildnisse, Selbstbildnisse, Stillleben und Landschaften sowie einige Plakate und Buchillustrationen.


Eröffnung: Freitag, den 2. Dezember 2016, um 19 Uhr
Dauer der Ausstellung: 03.12.16 – 29.01.2017
Di-Fr 15-18 Uhr / Sa-So 10-12 Uhr
Geschlossen: 24.+ 25.12.16; 01.01.17

www.stadtmuseum-bruneck.it | Tel.: 0474 553 292

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