von ih 21.07.2016 10:27 Uhr

Kompatscher: Zusammenarbeit auch mit Norbert Hofer

Südtirols Landeshauptmann ließ am gestrigen Mittwoch mit einer angeblichen Wahlempfehlung für den grünen Kandidaten Alexander van der Bellen bei der österreichischen BP-Wahl aufhorchen. UT24 hat bei Kompatscher exklusiv nachgefragt und sich erkundigt, wie im Gegenzug eine Zusammenarbeit bei einem möglichen Wahlsieg Norbert Hofers (FPÖ) aussehen würde.

Arno Kompatscher würde notfalls auch mit Norbert Hofer zusammenarbeiten - Fotomontage: UT24/APA

UT24: Herr Landeshauptmann Kompatscher, in einem Interview mit der APA haben Sie sich kürzlich darüber geäußert, dass Sie sich Alexander Van der Bellen als zukünftigen Bundespräsidenten wünschen. Was schätzen Sie persönlich an Herrn VdB?

Fragen Sie mir doch bitte einmal die APA, wo sie das her hat. Das habe ich so nämlich nicht gesagt. Meine Kernaussage bei der gestrigen Pressekonferenz war jene, die ich bereits vor 3 Wochen und vor 5 Wochen getätigt habe: Ich würde es für bedenklich erachten, wenn die Werte, die dem FPÖ-Programm zu Grunde liegen, nämlich nationalistische Ideen, Einzug in die Hofburg halten würden. Diese sind in der Südtirol-Frage nämlich nicht hilfreich. Dabei habe ich aber weder den Namen Hofer genannt, noch eine Wahlempfehlung für Alexander van der Bellen abgegeben.

 
UT24: Das hieße aber im Umkehrschluss, dass Sie sich lieber Van der Bellen als Hofer wünschen würden? Immerhin distanzieren Sie sich ja von der FPÖ.

Nein, wo lesen Sie das heraus? Ich habe klar und deutlich gesagt, dass ich es für bedenklich erachte, wenn der Nationalismus als solches in die Hofburg Einzug halten würde. Angenommen Van der Bellen würde Bundespräsident werden, dann wäre laut Ihnen dort also Nationalismus ausgeschlossen und bei Hofer nicht? Wenn Sie zu diesem Schluss kommen, dann passt es. Diese Idee kann ja durchaus auch für Beide gelten.

 

UT24: Gibt es dennoch Punkte, die Sie an einem der beiden Kandidaten besonders schätzen?

Ich werde mich zu Keinem der beiden Kandidaten persönlich äußern. Das habe ich auch bei der gestrigen Pressekonferenz nicht gemacht, weshalb ich hierzu von der APA auch eine Klarstellung verlange. Denn ich betone es noch einmal: Weder das Wort Van der Bellen, noch das Wort Hofer, ist in irgend einer Aussage von mir gefallen. Ich habe jedoch zum Ausdruck gebracht, dass ich hoffe, dass das Flüchtlingsthema bei diesem Wahlkampf nicht erneut zu nationalistischen Verhärtungen führt. Aber damit könnte doch Van der Bellen auch gemeint sein.

 

UT24: Angenommen Norbert Hofer würde die Wahl nun doch gewinnen: wie würde dann eine Zusammenarbeit aussehen?

Dann würden wir selbstverständlich mit ihm gut zusammenarbeiten. Schließlich wäre er dann ja auch österreichischer Bundespräsident. Ich würde es allerdings schon als eine Hürde sehen, wenn wir in Rom versuchen, die Autonomie für Südtirol weiter auszubauen, wenn plötzlich jemand kommt, mit der Forderung, sich Südtirol wieder holen zu wollen. Dann brauchen wir ja nicht mehr weiterverhandeln und es würde Stillstand herrschen, weil sich die Fronten verhärten.

 

UT24: Im Vorfeld hat es ja aus Kreisen Ihrer Partei durchaus sehr kritische Aussagen über den Kandidaten Norbert Hofer gegeben. Könnten sich diese Aussagen im Vorfeld der Wahl später nicht als Hindernis für eine gute Zusammenarbeit darstellen?

Wir werden den Wählerwillen der österreichischen Bevölkerung, wie auch immer diese sich entscheiden wird, auf jeden Fall zur Kenntnis nehmen und respektieren. Es wäre ja noch schöner, wenn wir keine Zusammenarbeit mit dem Bundespräsidenten suchen würden. Aber es darf doch auch erlaubt sein, sich zu gewissen Entwicklungen kritisch zu äußern. Wenn in Bozen beispielsweise viele Italiener die Faschisten von Casapound wählen, sagen wir ja auch, dass wir mit deren Haltungen nicht einverstanden sind. Genauso gilt das für provokative Sprüche der italienischen Rechten in Rom oder auch die einer Marine Le Pen in Frankreich oder sonst wo. Es ist hier doch legitim zu sagen, dass Nationalismus nicht das Unsere ist. Das war immer die Linie der SVP.

 
UT24: Das hieße, die FPÖ, deren Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten Norbert Hofer ist, zählt für Sie zu diesen nationalistischen Parteien und Gruppierungen?

Es gilt hier klar zwischen Partei und Kandidat zu unterscheiden. Eine Partei, wie die FPÖ, die immer wieder mit xenophoben und nationalistischen Aussagen in der Öffentlichkeit auftritt, darf und muss man kritisieren. Dennoch ist es klar, dass man unter dem Strich bei einem Wahlsieg ihres Kandidaten die Zusammenarbeit suchen wird.


Lesen Sie hierzu auch:

Kompatscher: „Sollte FPÖ in Hofburg einziehen, hätte Südtirol Probleme“ >>>

Strache fordert Referendum zur Wiedervereinigung Tirols >>>


Jetzt
,
oder
oder mit versenden.

  1. Mikel
    21.07.2016

    Die einzige Angst unseres LH Kompatscher ist- daß er mit Van der Bellen geistig kein Problem haben wir aber mit Norbert Hofer schon- der natürlich viel mehr Erfahrung in Sachen Politik hat- und unseren Beiden “ERSTGENANNTEN” meilenweit voraus ist.
    Frage dazu- Nationalismus ist nicht das “Unsere”…seit wann Herr Kompatscher? Und die Autonomie….auf Südtirol zugeschnitten ist nicht Nationalismus? Und eine Le Pen kritisieren- die sich für ihr Vaterland einsetzt schon- im Gegensatz zu Ihnen? Was verstehen sie denn überhaupt unter Nationalismus???? Das möchte ich jetzt schon gerne wissen. Herr Kompatscher- entweder sind sie dermaßen grün hinter den Ohren oder aber sie sind ein Schoßhündchen- seiner Gnaden aus Belgien.

Es gibt neue Nachrichten auf der Startseite