von apa 27.06.2016 07:24 Uhr

Zeichner und Karikaturist Manfred Deix gestorben

Seine satirischen Spiegelbilder der österreichischen Bevölkerung schafften es als „Deix-Figuren“ in den alltäglichen Sprachgebrauch und sogar in den Duden. Für Nachschub muss nun die Realität selbst sorgen. Ihr Schöpfer, der Zeichner und Karikaturist Manfred Deix, ist am Samstag 67-jährig gestorben. Zahlreiche Stimmen aus Politik, Kultur und Medien bedauerten den Tod eines „ganz großen Künstlers“.

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Nicht mit dem Schicksal, sondern mit dem toten Kollegen haderte „Ironimus“ Gustav Peichl. Deix sei zwar genial, „aber gleichzeitig sehr blöd“ gewesen, denn er habe die Warnungen seiner Frau Marietta, seiner Ärzte und seiner Freunde vor „der Sucht des Rauchens“ allesamt in den Wind geschlagen. Schon in den vergangenen Jahren hatte es immer wieder beunruhigende Nachrichten über seinen Gesundheitszustand gegeben, 2014 musste eine Buchpräsentation nach einem Zusammenbruch kurzfristig verschoben werden. Nach Angaben von Gottfried Gusenbauer, dem Direktor des Karikaturmuseums Krems, starb der Deix in einem Spital – nach „langer, schwerer Krankheit“, wie es hieß.

Geboren wurde Manfred Deix am 22. Februar 1949 in St. Pölten. Bereits als Kind zeichnete er gerne und viel, schon als Elfjähriger durfte er sich über einen wöchentlichen Comic-Strip in der „Niederösterreichischen Kirchenzeitung“ freuen. Die fachliche Kompetenz erwarb er sich ab 1965 an der Höheren Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien, wo er etwa auf den späteren Roncalli-Gründer Bernhard Paul sowie die Maler Josef Bramer und Gottfried Helnwein traf. 1968 inskribierte er an der Akademie der bildenden Künste am Schillerplatz.

Erste Veröffentlichungen seiner markanten Zeichnungen gab es ab 1972 in Magazinen wie „profil“, „trend“, später auch im „stern“, „Spiegel“, „pardon“ und anderen. Seine gezeichneten und gemalten Zeitkommentare und Titelblätter machten ihn beim breiten Publikum populär, seine Verspätungen bei Abgabeterminen bei den Herausgebern berüchtigt. Vor allem aber galt es ihm, die Untiefen der österreichischen Seele in all ihren Facetten auszuloten. Dabei interessierte er sich immer wieder auch besonders für die Bereiche unter der Gürtellinie. „Man hat mir oft Geschmacklosigkeit und Brutalhumor vorgeworfen. Wer denn, wenn nicht Satiriker, soll die Dinge beim Namen nennen“, hatte er sich einmal verteidigt.

Sein erster Sammelband unter dem schlichten Titel „Cartoons“ erschien 1980 in Buchform. Es folgten u.a. „Der dicke Deix“, „Der goldene Deix“ „Dichter Deix“, „Der heilige Deix“ und „Für immer Deix!“ – fast alles Bestseller. Sein letztes und insgesamt achtzehntes Buch hieß „Tierwelt. Katzen & Co“ – denn seine innige Leidenschaft für Katzen fand ebenso immer wieder zeichnerischen Ausdruck wie seine Verehrung der US-Band Beach Boys.

Mit Bühnenausstattungen oder Kostümen – darunter Produktionen wie „Arturo Ui“ am Burgtheater und „Kehraus um St. Stephan“ an der Staatsoper – war Deix auch an den Bühnen vertreten, und nach einigen populären Ausstellungen wurde ihm im Karikaturmuseum Krems eine eigene, umfangreiche Dauerausstellung gewidmet. Die Fertigstellung des Animationsfilms „Rotzbub“ über sein Leben erlebte der vielfach ausgezeichnete Künstler nicht mehr.

„Er hat uns allen den Spiegel vorgehalten. Er wird fehlen“, bekannte Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP). „Die grotesk überhöhte Kommentierung der Welt und die oft schockierenden Motive waren sein Markenzeichen und sein künstlerischer Blick auf die österreichische Seele war einzigartig“, schrieb Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) in einer Würdigung.

„Für mich war er ein Gigant, ein ganz Großer“, sagte Michael Pammesberger, Karikaturist für „Kurier“ und „News“. „Er war das Paradebeispiel für eine eigene Linie. Ein Deix war sofort als ein Deix zu erkennen.“ – „Tiefe Trauer über den Verlust eines Freundes“ Manfred Deix verspürt der oberösterreichische Karikaturist Gerhard Haderer. Er würdigte Deix als einen „grandiosen Satiriker, der mit einer Präzision gezeichnet“ habe, die ihresgleichen suche. Mit seinem realistischen Blick auf das „österreichische Spießbürgertum“ sei er aber oft als „derber Zeichner missverstanden“ worden. Doch Deix habe nie aus Bösartigkeit heraus gezeichnet, meinte Haderer. Er sei ein „großer Menschen- und Tierliebhaber“ gewesen.

Ihre späte Zuneigung zu Deix entdeckten auch manche Politiker, die man bisher kaum als Deix-Fans wahrgenommen hatte. Mit dem auf Facebook veröffentlichten Posting „Manfred Deix – Ein großer Künstler ist von uns gegangen“ sorgte etwa der Wiener FPÖ-Vizebürgermeister Johann Gudenus in sozialen Medien für besonderes Aufsehen – vor allem, da offenbar die dazu gepostete Zeichnung von Gerhard Haderer stammte.

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