von red 05.06.2016 07:25 Uhr

Vor 70 Jahren in Bozen: Gelöbniserneuerung – hier ist Tirol!

Damals, im Jahr 1946 war man sich einig: Die Erinnerung daran, wie im südlichen Teil Tirols der 150. Jahrtag des Tiroler Herz-Jesu-Bundes gefeiert wurde, wird in der Tiroler Landesgeschichte unauslöschlich bleiben. 70 Jahren danach ist die Erinnerung an diesen Tag freilich dann doch etwas verblasst. Passend zum heutigen Herz-Jesu-Sonntag wollen wir die Ereignisse von damals in Erinnerung rufen.

Vor 70 Jahren in Bozen. 150 Jahre Herz-Jesu-Gelöbnis.

Dem Ernst der Zeit entsprechend, trug die Feier einen tiefernsten und durchaus religiösen Charakter. Der Zweite Weltkrieg war grad ein gutes Jahr zu Ende, viele Männer gefallen oder noch in Kriegsgefangenschaft. Auch die Stadt Bozen hatte einiges an Bombenschäden abbekommen – und dennoch wurde der 150. Jahrtag der Gelöbniserneuerung in einer Pracht begangen, wie sie Bozen wohl noch nie gesehen hatte.

Das ganze Land hatte am 30. Juni 1946 seine Leute aus Berg und Tal gesandt und das Beste und Schönste aufgeboten, um die Feier würdig zu gestalten. Ein wolkenloser Himmel spannte sich über den Talkessel, als Böllersalven und feierliches Glockengeläute den Anbruch des hohen Festtages begrüßten. An die 70 Gemeinde und 46 Kapellen hatten sich auf dem Weg nach Bozen gemacht, um den Bund mit dem Hl. Herzen Jesu zu erneuern. Die damaligen Verkehrsverhältnisse und die aktuelle politische Lage hatten es mit sich gebracht, dass die meisten Gemeinden des nördlichen Teiles unserer Heimat sich damit begnügen mussten, eine kleine Vertretung zu schicken. Von Brixen südwärts hingegen waren die einzelnen Orte insgesamt zu mehreren Zehntausenden gekommen.

Von allen Seiten kamen Kreuzgänge und Musikkapellen in Bozen und am Waltherplatz an. Dort sollte anschließend ein Festgottesdienst abgehalten werden, im Hintergrund die Ruine des Bozner Doms, der durch Fliegerbomben schwer zerstört worden war und immer noch in Schutt und Asche lag. Auf der Nordseite des Waltherplatzes stand der eigens für die Messe im Freien auf einer Riesentribühne errichtete Altar.

Viel Prominenz war anwesend damals am Waltherplatz, darunter Friedrich Graf Toggenburg, ehemaliger Statthalter von Tirol, Paul Freiherr von Sternbach, Franz Josef Graf Forni, Dr. Karl von Braitenberg, Dr. Walther von Walther, Präsidenten der Bozner Handelskammer, der Bozner Bürgermeister Dr. Bonvicini und viele andere mehr.

Das Pontifikalamt wurde von Domprobst Msgr. Dr. Josef Kalser zelebriert, die Festpredigt hielt Msgr. Dr. Johannes Kröß. Nach der Bundeserneuerung erfolgte ein großer Festzug nach Gries, wo am Grieser Platz im Rahmen einer großen Schlussfeier dieser denkwürdige Tag sein Ende fand.

Die Medien berichteten tags darauf über die offenbar sehr eindrückliche Feier: „Gerade dieser südlichere Teil unseres Landes weißt eine solche Buntheit der Trachten, eine solche Mannigfaltigkeit von Tirolischen Eigentümlichkeiten auf, dass wir von diesem Teile mehr als von irgend einem anderen bekennen müssen: Hier ist Tirol. (…) Der Süden unseres Landes ist heute tirolisch wie damals, er vor allem ist Tirol.“

Übrigens: die Quellen von damals berichten auch, dass sogar der italienische Teil der Bevölkerung von Bozen ergriffen war von der Schönheit dieser Feier. Und zu diesem Anlass die eigenen Häuser, Fenster und Balkone geschmückt hatten…

 

Literatur: Gamper, Michael; Südtirol im Jubeljahr seines Bundes (Athesia)
Dolomiten, Tagblatt der Südtiroler vom Montag, 1. Juli 1946

Südtiroler Klerus verfasste Briefe für die Freiheit Südtirols

 

 

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