von ih 16.02.2016 12:16 Uhr

Jugendliche als Alkoholiker an den Pranger gestellt?

Das "Forum Prävention" sorgt mit seiner aktuellen Aktion zur Fastenzeit für Aufsehen. Unter dem Titel "40 Tage keinen Rausch - wer macht mit?" werden junge Menschen dazu animiert, sich gegenseitig bei Facebook zu markieren. Doch welche Botschaft will man damit vermitteln? UT24 hat nachgefragt!
Dieses Posting des "Forum Prävention" kommt nicht bei allen gut an - Foto: Facebook

Besorgte Eltern haben UT24 auf die Kampagne „40 Tage keinen Rausch – Markiere jemandem, dem das gut tun würde“ des Forum Prävention angesprochen und ihre Bedenken geäußert.

UT24 hat bei Peter Koler vom „Forum Prävention“ direkt nachgefragt. Ebenso der Obmann der Suchtberatung Tirol, Univ.-Prof. Dr. Christian Haring, war für eine Stellungnahme zum umstrittenen Posting zu erreichen.


UT24: Herr Koler, Ihr Facebook-Posting zur Fastenzeit ist ja mehr als erfolgreich angelaufen und wurde innerhalb kürzester Zeit zu einem viralen Hit. Haben Sie keine Sorgen, dass diese Aktion auch nach hinten los gehen könnte? Angenommen, es wird darauf eine Person markiert, die wirklich mit dem Problem „Alkoholismus“ zu kämpfen hat. Hat man dies beim Start dieses Postings bedacht?

Peter Koler: Sie wissen ja wie Facebook funktioniert. Erstens, wenn es wirklich Personen geben sollte, die nicht markiert werden möchten, so kann dies ja in den Privatsphäre-Einstellungen auch so eingestellt werden. Dies kann jede Person auch nachträglich machen, wenn sie es denn nicht will. Zweitens läuft dieses Posting auf der Seite „Sauftirol“, die bereits über 15.000 Likes aufweist. Wer da  nicht dabei sein will, kann unsere Seite auch jederzeit mit einem „Dislike“ versehen.

UT24: Aber finden Sie nicht gerade als „Forum Prävention“ sollte man mit einem so empfindlichen Thema sensibler umgehen? Immerhin besteht ja weiterhin das Risiko, dass man damit auch Personen mit Alkoholproblem an den Pranger stellen könnte. Oder wie sehen Sie das?

Peter Koler: Das kann ich so jetzt nicht stehen lassen. Hier redet ja keiner von „Alkoholismus“, sondern von „4o Tagen ohne Rausch“. Der Rausch an sich, und da werden Sie mir sicher Recht geben, ist nun mal etwas, was unter Jugendlichen sehr verbreitet ist. Wenn nun aber jemand darauf hingewiesen wird, auch einmal 40 Tage ohne Rausch auszukommen, so kann dies ein Hinweis sein, der auch positiv ist. Sehe in diesem Positng jedoch definitiv mehr Seriösität, als was sonst so in den sozialen Medien herumgeteilt wird.

UT24: Also ein Posting, welches aus Spaß erstellt wurde mit einer Botschaft dahinter, die Ihrer Ansicht nach nicht bedenklich ist?

Peter Koler: Schauen Sie, würde das Posting so schlecht sein, so wäre es nie ein viraler Hit geworden und hätte zig Kommentare erhalten. Das liegt außerhalb unseres Einflussbereiches. Wenn ihn die Leute nicht wollten, so wäre er auch nicht so beliebt.


Ganz anders reagiert jedoch der Obmann der Suchtberatung Tirol, Univ.-Prof. Dr. Christian Haring auf das Posting aus Südtirol. Wir haben auch ihn um eine kurze Stellungnahme gebeten.

UT24: Herr Dr. Haring, Sie sind ein sehr engagierter Mann wenn es um das Thema Alkoholprävention geht. Wie sehen Sie das aktuelle Posting des „Forum Prävention“, in denen zu „40 Tage ohne Rausch“ aufgerufen wird?

Dr. Christian Haring: Also grundsätzlich finde ich die Aktion nicht schlecht, weil sie ermuntern kann bewusster mit dem Thema Alkohol umzugehen. Was ich aber absolut unnötig finde, ist die Aufforderung „Markiere auch jemanden, dem das gut tun würde“. Da wäre es sinnvoller gewesen, man hätte das anders formuliert.

UT24: Also aus Ihrer Sicht durchaus auch eine Aufforderung, womit man alkoholabhängige Personen an den Pranger stellen könnte oder einfach zu viel des Guten?

Dr. Christian Haring:  Genau. Diesen Zusatz finde ich überhaupt nicht gut. Das  ist meine Meinung dazu. Denn es könnte duchaus der Fall sein, wie Sie richtig sagen, dass eine Person mit Alkoholproblem hier auf einer öffentlichen Plattform verunglimpft wird. Denn grundsätzlich setzt ja ein Mensch, der mit dem Alkoholkonsum Probleme hat, diesem Zustand einen Widerstand entgegen und versucht es zu verdrängen. Wenn man hingegen durch so plakative Art und Weise dieses Problem angeht, so kann dies für einen Alkoholabhängigen eher schädlich als förderlich sein. Denn jemanden auf Facebook hier dann auch noch zu markieren sehe ich eher als kontraproduktiv für die ganze Initiative an sich.

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