Vor zehn Jahren wurde die „Saliera“ wiedergefunden

Das Jubiläum der Wiederentdeckung ruft Erinnerungen an die Tage nach dem Diebstahl wach: Der in den frühen Morgenstunden des 11. Mai ausgelöste Alarm wurde damals von den Sicherheitsbeamten übergangen, erst in der Früh wurde das Fehlen des Objekts entdeckt. Der Täter war offenbar über ein Baugerüst, über das er auch in den ersten Stock gekommen war, geflüchtet. Bald danach wurde Kritik am damaligen Direktor Wilfried Seipel und den Sicherheitsvorkehrungen im KHM laut, einen angebotenen Rücktritt lehnte die damals zuständige Ministerin Elisabeth Gehrer (VP) jedoch ab.
Es folgten gescheiterte Lösegeldforderungen an die Versicherung UNIQA, fast drei Jahre lang fehlte jede Spur von der „Saliera“, bis die Polizei am 20. Jänner 2006 bekannt gab, im Besitz eines Teils des Kunstwerks – des abnehmbaren „Dreizacks“ – zu sein. Wenig später wurde der Dieb verhaftet und das beschädigte Salzfass am 21. Jänner in einem Waldstück im Weinviertel durch dessen Mithilfe gefunden.
Am 7. September 2006 wurde der Täter wegen schweren Einbruchsdiebstahls zu vier Jahren Haft verurteilt, am 6. März 2007 hob der oberste Gerichtshof das Urteil aus formalen Gründen jedoch auf. Am 26. Juni desselben Jahres wurde er im zweiten Rechtsgang zu fünf Jahren Haft verurteilt, kam allerdings bereits im Herbst 2008 vorzeitig frei. Nach der Verbüßung seiner Haftstrafe hat er sich laut seinem Verteidiger völlig aus der Öffentlichkeit zurückgezogen und will zu dem Fall sowie zu seinem eigenen weiteren Werdegang nicht mehr Stellung nehmen.
Anders erging es der „Saliera“: Nach ihrer Restaurierung kann die Öffentlichkeit sie seit der Wiedereröffnung der Kunstkammer am 28. Februar 2013 im KHM wieder bewundern. Bei dem Werk handelt es sich um die einzige erhaltene gesicherte Goldschmiedearbeit des italienischen Bildhauers Benvenuto Cellinis (1500-1571). Sie entstand während seines Aufenthalts in Paris in den Jahren 1540 bis 1543 im Auftrag König Franz I. von Frankreich. Unbestätigte Schätzungen zum Wert des als eigentlich unschätzbar bewerteten Kunstwerks lagen anlässlich des Diebstahls um die 50 Millionen Euro.
Als Geschenk König Karls IX. gelangte das 26 Zentimeter hohe und 33,5 Zentimeter breite Salzfass an Erzherzog Ferdinand II. (von Tirol), der den König bei dessen Hochzeit mit Erzherzogin Elisabeth 1570 vertreten hatte. Dieses außerordentliche kostbare Tafelgerät, das Cellini seinen eigenen Angaben nach aus Goldblech freihändig getrieben hat, ist gleichzeitig eine allegorische Darstellung des Planeten Erde.
(S E R V I C E – )






