100 Jahre Kunstmuseum Winterthur: Zeichnungen zum Jubiläum

„Wir wollten nicht schon jetzt das ganze Pulver verschießen“, sagte Simona Ciuccio, Kuratorin der Ausstellung, am Dienstag mit Blick auf die fünf Blätter von Ker-Xavier Roussel, von dem das Kunstmuseum Winterthur weit mehr besitzt. Dem französischen Nabis-Künstler ist Ende des Jahres noch eine eigene Schau widmet.
Den Eindruck, das Museum geize mit seinen Schätzen, hat man in dieser Ausstellung allerdings nie. Die insgesamt rund 120 Blätter von 25 Künstlern aus Frankreich und der Schweiz sind zwischen 1840 und 1930 entstanden und verkörpern eine große stilistische Vielfalt. Darunter befinden sich mit kargen Strichen gesetzte, skizzenartige Tuschezeichnungen von Albert Marquet und gleich daneben farbige Aquarelle von Henri Manguin.
Im Mittelpunkt stehen Schenkungen der vergangenen 15 Jahre, insbesondere diejenigen aus der ehemaligen Winterthurer Sammlung E. Richard Bühler, die das Kunstmuseum im Hinblick auf sein Jubiläum erhalten hat. Darunter befinden sich Zeichnungen von Eugene Delacroix, Henri de Toulouse-Lautrec, Odilon Redon, Pierre Bonnard, Edouard Vuillard, Ker-Xavier Roussel, Felix Vallotton ebenso wie von Ferdinand Hodler und Giovanni Giacometti.
Zu bewundern gibt es aber auch Aquarelle von Alberto Giacometti und Cuno Amiet aus dem Jahr 1918, ebenso eine Tuschezeichnung von Edouard Vallet, Blätter von Rene Auberjonois und Hans Brühlmann sowie das wunderbare Pastell „Danseuse“ (1876) von Edgar Degas. Dieses kleine, intensiv farbige Blatt ist ein „anonymes Geschenk“ aus dem Jahr 2013, wie das wissenschaftlich aufgearbeitete Katalogbuch „Von Eugene Delacroix bis Hans Arp“ offenbart. Aufgeführt werden auch dessen Provenienz und Ausstellungen, an denen das Werk bisher zu sehen war.
Das Buch ist kein eigentlicher Ausstellungskatalog, weil es – nämlich „… bis Hans Arp“ – zeitlich über die Exponate hinausweist. Vielmehr ist es der erste von drei Bänden, die sich den Beständen der Graphischen Sammlung des Kunstmuseums Winterthur widmen. Wer jetzt schon einen umfassenden Eindruck dieser Bestände gewinnen möchte, sollte deshalb das im Jahr 2000 erschienene Buch „Von Edgar Degas bis Gerhard Richter: Arbeiten auf Papier aus der Sammlung des Kunstmuseums Winterthur“ zur Hand nehmen. Zusammen mit dem neuen Buch, das die Neuzugänge – Schenkungen und Ankäufe – dokumentiert, ist ein guter Gesamteindruck garantiert.
Seinen Geburtstag feiert das Kunstmuseum Winterthur vom 20. bis 22. Mai mit einem Fest. Bei den Ausstellungen sind durchgängig große Namen angesagt, wobei man sich u.a. Hans Arp, William Tucker, Richard Tuttle, Alighiero Boetti, Matt Mullican und Ker-Xavier Roussel widmen wird.






