von gru 23.12.2015 11:48 Uhr

Papierkrippen aus aller Welt

Waren Krippen aus Papier nur ein Notlösung armer Leute? Nicht nur! Eine Ausstellung im Haus Sexten zeigt die Geschichte und Hintergründe einer Tradition, die weit über Tirol hinausgeht.
Papierkrippen aus aller Welt. Bild: HPV Sexten

Von Regina Stauder

Die Anfänge der Weihnachtskrippe führte man lange Zeit auf den Heiligen Franz von Assisi zurück, der in der Christnacht 1223 im Wald in der Nähe des Klosters Greccio eine Krippe mit lebenden Tieren, aber ohne die Heilige Familie, aufbauen ließ.

Es war allerdings auch schon vorher vielerorts üblich, zum Weihnachtsfest Mysterien- und Wiegenspiele aufzuführen.

Der König von Neapel

Im 16. Jahrhundert begannen einige kirchliche Orden, allen voran die Jesuiten, Krippendarstellungen auch in der Missionsarbeit einzusetzen.
Krippendarstellungen waren bis ins 18. Jahrhundert hinein hauptsächlich auf den kirchlichen Raum beschränkt. Erst nachdem der König von Neapel sich im 18.Jahrhundert für seinen Regierungssitz eine prächtige Krippe anfertigen ließ, die einen Palast als Ort des Geschehens zeigte, wurde es in Italien, später auch in Spanien und im deutschsprachigen Raum üblich, ebenso in Privathäusern während der Weihnachtszeit Krippen aufzustellen.

Die geschnitzte Krippe gilt im Alpenraum als die am weitesten verbreitete Form der Darstellung der heiligen Familie. Daneben gibt es aber auch die wunderschöne Papierkrippe.

Der kleinen Leut…

Die Papierkrippe war bei den „kleinen Leuten“ sehr beliebt. Die Familien saßen an den Winterabenden vor Weihnachten beisammen und waren mit dem Basteln einer Papierkrippe beschäftigt. Es wurde gemalt, ausgeschnitten, gestaltet und geklebt. So hatte die ganze Familie Anteil an der Weihnachtskrippe.

Diese Krippe war auch deshalb so beliebt, weil sie zur Aufbewahrung wenig Platz einnahm, leicht aufzubauen und kostengünstig war.

Bei den Papierkrippen finden sich zwei unterschiedliche Arten:

Zum einen die Krippe, bei der die Figuren frei aufgezeichnet oder aus einem Bastelbogen ausgeschnitten, bemalt und anschließend auf Holzbrettchen geklebt wurden. Diese Figuren konnten dann freibeweglich aufgestellt werden. Die Anfänge der ausgeschnittenen gemalten Papierkrippe sind nach 1600 im höfischen Bereich zu finden. Einer der ältesten gedruckten erhaltenen Bilderbögen stammt aus Augsburg aus der Zeit um 1750. Der Papierschnitt war im 17. und 18. Jahrhundert in Mode gekommen und fand insbesondere in den gemalten oder gedruckten Dioramen seine Anwendung. Von diesen kleinen Schaukästen, welche überwiegend dem Papiertheater dienten, übernahm man für die Papierkrippen viele Gestaltungselemente.

Im 19. Jahrhundert, sobald die Lithografie als Drucktechnik für Farbdrucke angewendet wurde, gab es schließlich als zweite Art gedruckte Papierkrippen mit geprägten Oberflächen und Glimmerverzierungen. Bei manchen Krippen konnte man hinter die mit Transparentpapier versehene Rückwand ein Kerze stellen und so dem kleinen Schaukasten eine eindrucksvolle Stimmung verleihen.

Papierkrippen in Tirol

Papierkrippen haben in Tirol eine lange Tradition.

Im 18. Jahrhundert wurden sie hauptsächlich in Adels- und Bürgerhäusern aufgestellt.

Sie waren handgemalt, oft von namhaften Künstlern ausgeführt, und somit gewiss kein billiger Ersatz für handgeschnitzte oder bekleidete Krippenfiguren. Papierkrippen boten den Vorteil einer Platz sparenden Aufstellung und konnten dennoch effektvoll in Szene gesetzt werden.

Außerdem waren dem Detailreichtum gemalter Figuren kaum Grenzen gesetzt. Neben den handgemalten Unikaten existierten gedruckte Ausschneidebögen und meist handkolorierte Guckkastenkrippen, die durch die perspektivische Anordnung von mehreren Kulissenblättern den Tiefenraum einer Bühne nachahmten.

Auch in den Notzeiten des 20. Jahrhunderts brachte die gedruckte Krippe aus Papier Weihnachtsstimmung in die Häuser.

Dr. Engelhardt

In der Hofburg in Brixen gibt es z.B. die Papierkrippen-Sammlung Dr. Engelhardt, welche von handgemalten Unikaten bis hin zu gedruckten Ausschneide- und Klappkrippen des 20. Jahrhunderts reicht. Wegen der Zerbrechlichkeit und Lichtempfindlichkeit des Materials sind dort jedoch nur wenige Exemplare aus der umfangreichen Sammlung im Museum ausgestellt.

Der Heimatpflegeverein Sexten möchten heuer durch eine große Papierkrippenausstellung im Haus Sexten mit Exponaten aus aller Welt (Deutschland, Österreich, Italien, Spanien, Tschechien, Polen, Peru) die Weihnachtszeit versüßen.

Der Artenreichtum der Papierkrippen ist sehr vielfältig. Von Kartenkrippen, Buchkrippen, Faltkrippen, Hängekrippen, Krippen, welche zwischen die Fensterflügel gestellt wurden, ist alles zu finden.
Diese Krippenausstellung unterscheidet sich durch ihre Vielfalt, Buntheit und ihren Gegenwartsbezug von den traditionellen Ausstellungen.

 

Die Ausstellung ist noch an folgenden Tagen geöffnet:
23.12.     Mi 15.00 -18.00  Uhr
24.12.     Do geschlossen     –   Heiligabend
25.12.      Fr 10.00 – 20.00 Uhr
26.12.      Sa 14.00 – 20.00 Uhr
27.12.      So 14.00 – 20.00 Uhr


 

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